Ministerpräsident Milbradt übergibt Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an 14 Persönlichkeiten
09.10.2003, 10:01 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Am Donnerstag, den 09. Oktober, wird Ministerpräsident Georg Milbradt einem Bürger das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens verleihen. Vier Persönlichkeiten werden mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse am Bande des Verdienstordens ausgezeichnet. Neun Personen wird er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens übergeben. Die Persönlichkeiten werden auf Empfehlung des sächsischen Ministerpräsidenten von Bundespräsident Johannes Rau wegen ihrer besonderen Verdienste für die Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Verleihung findet um 10 Uhr in der Sächsischen Staatskanzlei im Raum 139 (¿ienenkorb-Saal¿) statt. Nachfolgend sind die Ordenskandidaten sowie die wesentlichen Gründe der jeweiligen Ehrung aufgeführt.
Das Große Verdienstkreuz ist eine der höchsten Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland und wird nur selten für außergewöhnlich große Verdienste verliehen. Das Große Verdienstkreuz erhält:
Siegmund Rotstein, Chemnitz
In der Phase der Wiedervereinigung führte Siegmund Rotstein als Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR diesen sicher durch den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandel. Ehrenämter im Dienst seiner jüdischen Mitmenschen bekleidet Siegmund Rotstein seit 1966, denn schon zu DDR-Zeiten engagierte er sich für den Erhalt und die Pflege der jüdischen Religion und Kultur. So war er von 1988 bis 1990 Präsident des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR. 1990 übernahm Herr Rotstein den Vorsitz des neu entstandenen Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen und war federführend bei den Verhandlungen über den Vertrag des Landesverbandes mit dem Freistaat Sachsen. Der 78-jährige stellt seine Gesundheit und sein Privatleben in den Hintergrund um in den genannten Gremien aktiv tätig zu sein. Besondere Anstrengungen verlangten Bau und Weihe von Neubauten der Synagogen in Dresden und Chemnitz und die Erweiterung der Synagoge in Leipzig. Herr Rotstein hat mit starkem Glauben, Integrität und seinem ausgleichenden Wesen trotz des starken Drucks der DDR-Staatsmacht die kleine Gemeinde erfolgreich geleitet und der jüdischen Kultur in Deutschland damit einen bedeutenden Dienst erwiesen.
Das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens erhalten:
Prof. Dr. Dieter Görne, Dresden
Prof. Dieter Görne hat sich um das deutsche Schauspieltheater und die sächsische Theaterlandschaft sowie den Erhalt und die Profilierung des Dresdner Staatsschauspiels hervorragende Verdienste erworben. 1984 gelangte er als Chefdramaturg an das Staatsschauspiel Dresden. Neben dem Intendanten Gerhard Wolfram hatte er entscheidenden Anteil an den bedeutenden Erfolgen und dem Publikumszuspruch des Dresdner Staatsschauspiels. Mutig und mit hervorragendem künstlerischen Können wagte er als Chefdramaturg eigene spektakuläre Inszenierungen, die oft den politischen Vorgaben der SED widersprachen. Trotz der persönlichen Gefahren, denen er sich durch die Überwachung der Staatssicherheit aussetzte, beugte er sich dem Zwang nicht. 1990 wurde Dieter Görne Intendant des Dresdener Staatsschauspiels. Er entwickelte das Theater als moralische Anstalt und lehnte es konsequent ab, den Wert des Theaterspiels an Platzauslastung zu messen. So gelang es ihm, das Dresdner Staatsschauspiel künstlerisch zu fördern und national und international stärker bekannt zu machen. In den letzen Jahren war Görne als Präsidiumsmitglied des deutschen Bühnenvereins und als dessen Landesvorsitzender tätig. Dabei förderte er auch wesentlich die Gastspieltätigkeit des Staatsschauspiels Dresden.
Manfred Kuge, Riesa
1973 wurde Manfred Kuge Innungsobermeister der Uhrmacherinnung und leistete in dieser Funktion Erhebliches. Stets war er bemüht die privaten Unternehmer mit notwendigen Materialien zu versorgen, was bei der Dominanz der staatlichen Unternehmen für ihn ein schwieriges und mit persönlichen Risiken belastetes Unterfangen darstellte. 1983 wurde er in die Dresdner Uhrmachermeisterprüfungskommission berufen und bemühte sich besonders um die Erhaltung eines hohen Leistungsniveaus bei der Meisterprüfung. 1983 erfolgte aufgrund seiner aktiven Mitarbeit im Fachausschuss Uhrentechnik, der heutigen Gesellschaft für Uhrentechnik e. V., die Berufung zum Vorstandsmitglied. Ein besonderes Anliegen war ihm die Gewinnung von Nachwuchs und dessen Ausbildung zum hochqualifizierten Uhrmacher. Nach der Wende gründete er die Riesaer Kreishandwerkerschaft und bereitete bis 1995 die Gründung des Landesinnungsverbandes des Uhrmacherhandwerks Sachsen vor, in dem er heute als Landungsinnungsobermeister arbeitet. Ein besonderer Verdienst ist sein Einsatz zur Einrichtung einer sächsischen Uhrmacherlandesfachklasse, welche die Zukunft der Uhrmacherausbildung in den ostdeutschen Bundesländern sichert. Manfred Kuges ehrenamtliches Engagement in der DDR sowie nach der Wende beim Aufbau berufsständischer Strukturen ist besonders anzuerkennen.
Oberkirchenrat Wilhelm Schlemmer, Schulzendorf
Oberkirchenrat Wilhelm Schlemmer hat sich in der DDR und während der Wende durch eine unerschrockene Haltung gegenüber der SED hervorragende Verdienste erworben. Als Superintendent für den Kirchenbezirk Freiberg sammelte er ab 1982 engagierte Christen, die sich mit Fragen der Menschenrechte und der Umweltproblematik befassten. 1988/1989 leitete er eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Kirchentages in Leipzig. Diese Tätigkeit der politischen Bildung war für ihn mit einem hohen persönlichen Risiko verbunden. Wilhelm Schlemmer hat die Demonstrationen und Forderungen im Herbst 1989 in Freiberg mitformuliert, initiiert und mit Konsequenz vertreten. Seinem mäßigenden Einfluss ist es maßgeblich zu verdanken, dass es keine Übergriffe der Staatsmacht gab. Im November 1989 war Schlemmer eine der entscheidenden Persönlichkeiten bei der Bildung von ersten demokratischen Strukturen, wie z. B. als Vorsitzender des ¿Runden Tisches¿. Außerdem war er maßgeblich an der Vorbereitung der ersten freien Wahlen beteiligt. Ab Dezember 1991 wirkte der Oberkirchenrat bei der aufwändigen Personalüberprüfung aller Hochschulmitglieder der TU Bergakademie Freiberg mit. Als theologischer Referent des ¿Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland¿ bringt er seine Erfahrungen und daraus abgeleitet ostdeutsche Interessen ein.
Gottfried Zawadzki, Kamenz
Leitbild des Schaffens des bildenden Künstlers und ehrenamtlichen Kunsterziehers Gottfried Zawadzki ist Emil Noldes Gedanke ¿Alle Kunst ist abstrakt, nur die Natur nicht, sie ist.¿ Zawadzki ist einer der hervorragendsten künstlerischen Gestalter von Kirchenräumen in Ostdeutschland und Polen. In der DDR gehörte er zu den Künstlern, die trotz staatlicher Einschränkungen und Überwachung durch die Staatssicherheit für Menschlichkeit, künstlerische Freiheit und Eigenverantwortung eintraten und diese Werte durch ihr Wirken anderen Menschen vermittelten. Der weltweit anerkannte Künstler Georg Baselitz hat durch Gottfried Zawatzki entscheidende Impulse für seine künstlerische Laufbahn erhalten. Von 1948 bis heute hat Zawadzki parallel 55 Jahre in Kamenz, 40 Jahre in Zittau und 26 Jahre in Dresden ehrenamtlich Lehrgänge zur Vermittlung künstlerischer Fähigkeiten, Kunstreisen und Vorträge durchgeführt. 1990 gründete Zawadzki den Kamenzer Kunstverein und initiierte Kurse für Kunsterzieher, Studenten und Schüler.
Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens erhalten die folgenden acht Personen:
Brigitta Sachse, Leipzig
Die ostdeutschen Handwerksbetriebe mussten nach der Wende in kurzer Zeit viele neue betriebswirtschaftliche Regeln verstehen und anwenden. Oft sind die mitarbeitenden Unternehmerfrauen den selbstständigen Handwerksmeistern dabei eine wichtige Stütze. Um diese Hürden gemeinschaftlich noch besser zu überwinden, gründete Brigitta Sachse 1995 den Verein Unternehmerfrauen im Handwerk und hat seitdem dessen Vorsitz inne. 80 Unternehmerfrauen aus der Region Leipzig treffen sich regelmäßig zum Gedankenaustausch und können sich beruflich sowie persönlich weiterbilden. Trotz der Doppelbelastung durch Ehrenamt und Beruf schafft es Brigitta Sachse mit ihrem Verein zahlreiche interessante Veranstaltungen anzubieten. Unter ihrer engagierten Leitung trägt der Verein mit seiner Arbeit nicht nur zu einer stärkeren Wertschätzung der Tätigkeit der Unternehmerfrauen bei, sondern bewirkt auch eine Stärkung der wirtschaftlichen Basis in der Region.
Ruth Schneider, Lommatzsch
Ruth Schneider bekommt den Verdienstorden in Anerkennung ihres ehrenamtlichen kommunalpolitischen und sozialen Engagements aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit verliehen. Sie hat sich nach der Wende bis zum Jahr 1994 als Mitglied des Kreistages Meißen und darüber hinaus als langjährige Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses des Landkreises Meißen im besonderen Maße für den Neuaufbau demokratischer Strukturen in der Kommunalpolitik und pluraler Strukturen der Jugendhilfe im Landkreis Meißen eingesetzt. Besonders hervorzuheben ist Ruth Schneiders Bestreben, dem Grundsatz der Erziehung in der Familie vor der Heimerziehung Geltung zu verschaffen. Dazu legte sie ihr Augenmerk auf die Einführung neuer Beratungs- und Hilfekonzepte. Seit dem Jahr 1999 hat sie zusätzlich kommunalpolitische Verantwortung in ihrer Heimatstadt Lommatzsch übernommen. Neben diesem Engagement ist ihre maßgebliche Mitwirkung bei der Umgestaltung des Deutschen Roten Kreuzes Meißen zu einem funktionstüchtigen freien Träger der Wohlfahrtspflege zu erwähnen.
Dr. Claus Förster, Oschatz
Als ehemaliger Bürgermeister von Oschatz war Claus Förster eines der 16 Gründungsmitglieder und zwölf Jahre lang Vorstandsvorsitzender des kommunalen Arbeitgeberverbandes Sachsen e. V. In seiner gleichzeitigen Funktion als Mitglied des Präsidiums der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber trug er entscheidend zum Abschluss des ersten Tarifvertrags zur Anpassung des Tarifrechts bei. Außerdem führte er die Verhandlungen über den Bezirkstarifvertrag zur Beschäftigungssicherung in Sachsen im Namen der sächsischen Kommunen und ihrer Betriebe. Auch auf Bundesebene prägte er die Tarifverhandlungen mit großem Sachwissen, starkem persönlichen Engagement und dem Bemühen um ein konstruktives Verhandlungsklima. Försters vorbildhaftes Engagement für das Gemeinwohl äußert sich in zahlreichen weiteren Ehrenämtern in der Region Oschatz.
Dietrich Hoffmann, Wurzen
Initiative, Innovationsfähigkeit, Risikobereitschaft und die Zurückstellung des Privatlebens kennzeichnen die Unternehmerpersönlichkeit Dietrich Hoffmanns. Der Aufbau eines stabilen zukunftfähigen Unternehmens in einer strukturschwachen Region markiert seinen außergewöhnlichen wirtschaftlichen Verdienst. Mit 69 Jahren wagte er mit seinem Familienunternehmen Hoffmann Fördertechnik GmbH einen Neustart ¿ und war erfolgreich. Von anfänglich 40 Mitarbeitern steigerte er die Zahl der Arbeitsplätze auf 62. Seine Erfahrung, die er bei der Neuausrichtung des Unternehmens und der Gewin-nung neuer Märkte erworben hatte, gab er anderen Unternehmen weiter. Dietrich Hoffmann ist heute nicht nur Gesellschafter der Hoffmann Fördertechnik GmbH, sondern ist auch ehrenamtliches Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss der IHK Leipzig und nahm als ostdeutscher Vertreter an den Kanzlerrunden zum Aufbau Ost teil.
Prof. Dr. med. Dieter Körholz, Leipzig
Die Behandlung krebskranker Kinder erfordert mehr als eine rein medizinische Versorgung. Prof. Körholz ist anerkannter Spezialist auf dem Gebiet der Kinder-Onkologie und verfolgt mit seiner Behandlungsmethode einen ganzheitlichen Ansatz. Die Kinder in der Leipziger Universitätsklinik werden psychologisch betreut und ihr Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit wird durch ein spezielles Erlebnisturnen gefestigt. Dadurch verbessert sich die psychische Verfassung der jungen Patienten und die Heilungschancen steigen. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit veröffentlicht der angesehene Hochschullehrer Fachliteratur und arbeitet in entscheidenden Gremien mit, die die Krebsbehandlung in Deutschland unterstützen. Für die Deutsche Krebshilfe ist er als Gutachter tätig. Seinen wissenschaftlichen Ruf nutzt Prof. Dieter Körholz zum erfolgreichen Einwerben zusätzlicher Mittel für neue Behandlungsmöglichkeiten.
Thomas Lessig, Grimma
Als am 13. August 2002 in Grimma die Flut hereinbrach, war der Feuerwehrmann Thomas Lessig als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort um Menschenleben zu retten. Bei einer Rettungsaktion mit dem Schlauchboot wurden Lessig und eine Frau unglücklicherweise aus dem Boot gerissen. Der Feuerwehrmann rettete die Frau aus dem stark verschmutzten Wasser und blieb bei ihr bis Hilfe eintraf. Völlig durchnässt und unter Einsatz seiner eigenen Gesundheit nahm Thomas Lessig an diesem Tag noch an weiteren Rettungseinsätzen teil. Selbst nachdem seine gesundheitliche Situation sich derart verschlechtert hatte, dass er Schüttelfrost bekam, rettete er mit seinen Kameraden eine weitere Person, um sich danach endlich unter größten Schwierigkeiten selbst in Sicherheit zu bringen. Bei Feuerwehrmann Lessig traten erhebliche gesundheitliche Schädigungen ein, die noch heute nachwirken. Wegen seines sehr selbstlosen Einsatzes zur Rettung von Menschenleben wird er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet.
Prof. Dr. Alois Mayr, Leipzig/Münster
Der ¿Nationalatlas Deutschland¿ und die Bände ¿Werte der deutschen Heimat¿ entstanden am Institut für Länderkunde e. V. an der Universität Leipzig. Leiter der außeruniversitären Forschungseinrichtung, welche bereits vom Wissenschaftsrat für ihre besondere Leistungsfähigkeit und ein innovatives Arbeitskonzept gelobt wurde, ist Prof. Dr. Alois Mayr. Der Hochschullehrer für regionale Geographie und Raumordnung an der Universität Leipzig hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Institut ein eigenständiges Profil entwickelte und die theoretische raumbezogene Forschung in Deutschland deutlich gestärkt wurde. Er bezog das Institut in die Ausbildung von Geographiestudenten ein und setzte sich für eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Fakultät Physik und Geowissenschaften ein. Eine besondere Leistung war die Durchführung des 53. Geographentages in Leipzig mit 1885 Teilnehmern. Alois Mayr ist auch Initiator und Koordinator eines Projektes, das mit der Erarbeitung eines zwölfbändigen thematisch gegliederten Atlaswerkes über die Bundesrepublik Deutschland eine Lücke schließen soll, die sich im internationalen Vergleich auftut.
Regierungspräsident a. D. Dr. Helmut Weidelener, Dresden
Der Verdienst von Helmut Weidelener liegt zum einen im Aufbau des Regierungspräsidiums in Dresden, zum anderen in seinem Engagement als ehrenamtlicher Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Standesbeamtinnen und Standesbeamten und der ehrenamtlichen Arbeit für den Tourismus in der Oberlausitz. In Weideleners Amtszeit als Präsident des Bundesverbandes fiel die Einführung des Personenstandsrechts in Ostdeutschland. In relativ kurzer Zeit konnten in Ostdeutschland sachkompetente Standesbeamte herangebildet werden. Die dazu notwendigen Fortbildungskonzeptionen wurden von Helmut Weidelener erarbeitet. Weiterhin begleitete der Regierungspräsident a. D. verschiedene Rechtsänderungen des Bundes und setzte sich für die Gründung eines europäischen Verbandes der Standesbeamtinnen und Standesbeamten ein. Im Mai 2000 wurde er zu dessen erstem Präsident gewählt. Diese Arbeit leistete Weidelener zusätzlich zum Aufbau des Regierungspräsidiums und seinem Engagement als Präsident des Tourismusverbandes der Oberlausitz sowie seiner bedeutenden Mitwirkung in der sächsisch-polnischen Zusammenarbeit.
Prof. Dr. Gerald Wiemers, Leipzig
Prof. Gerald Wiemers begann seine berufliche Laufbahn als Archivar der Universität Leipzig. Aus politischen Gründen wurde er bei der Nachbesetzung der Stelle des Leiters des Archivs übergangen, obwohl er der fachlich qualifizierteste Bewerber gewesen wäre. Nach der Wende wurde Wiemers 1992 zum Leiter des Archivs der Universität Leipzig bestellt. Es handelt sich auf Grund der fast sechshundertjährigen Geschichte der Universität um eines der bedeutendsten Universitätsarchive. Bei der personellen Erneuerung des Archivs wirkte er mit einem hohen Maß an Sensibilität gegenüber belasteten Mitarbeitern mit. Neben seiner Tages füllenden Aufgabe als Archivleiter widmet sich Prof. Gerald Wiemers intensiv der Erforschung der Geschichte der Universität Leipzig während der zwei Diktaturen. Schwerpunkt ist die Erforschung des Widerstandes und der Verfolgung von Studenten in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. in der DDR. Dabei konnte er, mit Dokumenten belegt, eine Reihe von Fällen aufklären. Obwohl von der Universitätsleitung unterstützt, musste Wiemers dennoch in der Universität Vorbehalte gegen eine kritische Aufarbeitung dieses Teils der Hochschulgeschichte überwinden. In Veröffentlichungen, Vorträgen und mit einer Ausstellung berichtet er über seine Forschungen.