Der Freistaat Sachsen öffnet sein Verbindungsbüro in Prag
18.06.2012, 15:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Rede des Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich anlässlich der heutigen Eröffnung
Prag (18. Juni 2012) – Anlässlich des heutigen Empfangs zur Eröffnung des sächsischen Verbindungsbüros in Prag wird Ministerpräsident Stanislaw Tillich folgende Rede halten:
Achtung:
–Sperrfrist heute, 18. Juni 2012, 18.00 Uhr
–Es gilt das gesprochene Wort
„Es ist mir eine Freude, Sie zur heutigen Eröffnung des Sächsischen Verbindungsbüros hier in Prag begrüßen zu dürfen.
Was lange währt, wird endlich gut. Seit 2004 haben wir nach einem passenden Standort für das Sächsische Verbindungsbüro gesucht. Und heute können wir es endlich eröffnen.
Ich danke Ihnen für Ihr Kommen und heiße Sie herzlich willkommen in der ‚guten Stube’ des Freistaates Sachsen in Prag. Mit der heutigen Eröffnung hat der Freistaat Sachsen endlich seine ‚Adresse’ in der Tschechischen Republik.
Und ich freue mich, dass der Freistaat Sachsen wieder einmal Vorreiter sein kann: Denn das Verbindungsbüro hier in Prag ist das Erste eines deutschen Bundeslandes in Tschechien. Und es liegt buchstäblich im Herzen dieser wunderschönen Stadt.
Wir möchten mit der ‚sächsischen Botschaft’ hier eines deutlich machen:
Gute Beziehungen zwischen Nachbarländern zeigen sich nicht allein auf der nationalen Ebene. Vielmehr leben diese Beziehungen dort, wo sich Menschen begegnen.
Und das sind die Regionen, wo sich die Länder berühren. Ich sage bewusst nicht ‚Grenzregionen’. Denn die Grenze zwischen Deutschland, zwischen dem Freistaat Sachsen und Tschechien ist längst keine Grenze mehr, die trennt.
Es ist zwar richtig: Erst nachdem wir den Kommunismus abgeschüttelt hatten, konnten wir die enge Freundschaft über die Grenze hinweg entwickeln.
Aber seitdem haben die Beziehungen immer größere Fortschritte gemacht. Und heute können wir zurecht sagen: Wir haben die Grenze überwunden.
Meine Damen und Herren,
dass gute Beziehungen keine Selbstverständlichkeiten sind, daran erinnert uns der heutige Gedenktag. Er steht symbolhaft für die dunklen Kapitel der deutsch-tschechischen Beziehungen. Der 18. Juni steht nicht nur für den Tod der Menschen, die an dem Attentat auf Reinhard Heydrich vor 70 Jahren beteiligt waren. Sondern wir gedenken auch der Massaker von Lidice und Ležáky.
Hier wird deutlich, welche Schuld die Deutschen damals auf sich geladen haben und welche Verantwortung wir Deutsche auch heute haben. Verantwortung dafür, dass sich so eine Gräueltat nicht wiederholt.
Für mich grenzt es fast an ein Wunder, dass wir 70 Jahre nach diesen grauenhaften Ereignissen trotzdem hier zusammenkommen können. Und dass wir in diesem Jahr schon das 20-jährige Bestehen der Gemeinsamen Erklärung zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik begehen können.
Die Eröffnung des Verbindungsbüros heute ist für mich ein weiteres ermutigendes Zeichen für eine gute Zukunft der tschechisch-sächsischen Verbindungen.
Meine Damen und Herren,
Wir stehen in unserer Region vor neuen Herausforderungen: Denn nach und nach etablieren sich die traditionellen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen wieder.
Und das in einer Region mitten in Europa, die einst prosperierende und pulsierende Herzkammer des Kontinents war.
Ein sorbisches Sprichwort bringt die damals wie heute guten Verbindungen in unserer Region zum Ausdruck: ‚Nach Prag und Wrocław ist es näher als nach Berlin.’
Daran wollen wir gemeinsam wieder anknüpfen. Und deshalb ist es gut, wenn wir für die vielfältigen Aktivitäten nun eine Anlaufstelle haben.
Ein Klingelschild, eine Telefonnummer, Ansprechpartner für die, die die sächsisch-tschechische Zusammenarbeit weiter stärken und vertiefen wollen.
Wir wollen das Verbindungsbüro als Schaufenster für den Freistaat Sachsen etablieren:
Für sächsische Ideen, sächsische Produkte, sächsische Kultur. Und für die Menschen, die dahinter stehen:
Das Beziehungs-Netz zwischen Sachsen und Böhmen, zwischen dem Freistaat und Tschechien ist bereits gesponnen. Und an dieses Netz knüpfen wir mit dem Verbindungsbüro hier in Prag an. Es ersetzt keineswegs die bestehenden Verknüpfungen, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die Zusammenarbeit im Bereich Schule, Jugend und Bildung, Städtepartnerschaften, Kooperationen und gemeinsame Projekte von Museen, Theatern und Orchestern sowie gemeinsame Projekte zum Hochwasserschutz und zur grenzübergreifenden Polizei-Arbeit. Und nicht zuletzt die Zusammenarbeit von Verbänden und Unternehmen im Bereich der Wirtschaft.
Meine Damen und Herren,
solch ein Projekt wie dieses Verbindungsbüro ist kein Selbstläufer. Damit wir heute hier die Türen öffnen konnten, bedurfte es vieler Anstrengungen und vielfältiger Unterstützung.
Sie, lieber Herr Ministerpräsident Nečas, haben unseren Wunsch, hier im ‚Wendischen Seminar’ eine Heimat zu finden, immer unterstützt. Dafür gilt Ihnen unser herzlicher Dank.
Ich danke auch der tschechischen Regierung für ihre Unterstützung, insbesondere Herrn Außenminister Schwarzenberg, der all die Jahre immer für unser Anliegen geworben hat.
Mein besonderer Dank gilt dem Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport als Eigentümer des ‚Wendischen Seminars’. Sie haben einen ‚sächsischen Traum’ erfüllt: ein Kontaktbüro in dem historischen Gebäude zu etablieren, das wie kaum ein anderes für die Verbundenheit unserer Regionen steht.
Mein Dank geht auch an die Planer und Handwerker, die das Büro aus- und umgebaut haben.
Und nicht zuletzt geht mein Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sächsischen Staatsregierung für ihren langjährigen Einsatz, das Projekt ‚Verbindungsbüro Prag’ auf die Beine zu stellen.
Liebe Frau Rehm, lieber Herr Dr. Michel,
Ihnen als den ‚Botschaftern’ des Freistaates Sachsen hier vor Ort wünsche ich stets gute Gespräche und erfolgreiches ‚Netzwerken’.
Meine Damen und Herren,
ich wünsche dem Sächsischen Verbindungsbüro in Prag einen guten Start. Damit die gute Nachbarschaft und Zusammenarbeit der Regionen im Herzen Europas weiter zahlreiche Früchte trägt.“