Sachsens Wälder auch 2012 in gutem Zustand
19.12.2012, 11:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Forstminister: „Waldschutz- und Umweltmonitoring konsequent fortsetzen!“
Der Gesundheitszustand des sächsischen Waldes ist auch im Jahr 2012 weiter auf gutem Niveau. „Sachsens Wälder werden immer vielfältiger und vitaler. Der Anteil gesunder Bäume hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht verändert, seit 2008 liegt er auf einem hohen Niveau“, sagte Sachsens Forstminister Frank Kupfer heute (19. Dezember 2012) anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2012 in Dresden.
„Dieses Ergebnis ist erfreulich, ausruhen können wir uns darauf jedoch nicht“, so Kupfer weiter. Die sich abzeichnenden Klimaänderungen, zunehmende Bedrohung durch Schädlinge und weiterhin feststellbare Schadstoffeinträge machen die Notwendigkeit des im europäischen Verbund durchgeführten forstlichen Umwelt- und Waldschutzmonitorings deutlich. „Wir müssen auch weiterhin den Puls des Waldes fühlen, um sowohl vorbeugend als auch bei akutem Bedarf die richtigen Maßnahmen einleiten zu können.“ In den kommenden Jahren müsse sich auch Sachsen auf eine deutliche Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners einstellen. „Die Entwicklung verschiedener Schadinsekten wird deshalb Gegenstand aufmerksamer Beobachtung sein.“, so Kupfer weiter. Zudem sei es erforderlich, den Waldumbau an den jeweiligen Standort angepasst fortzusetzen.
„Ich bin sehr froh darüber, dass wir 2012 gute Rahmenbedingungen für den Gesundheitszustand des sächsischen Waldes, aber auch für eine ordnungsgemäße Waldbewirtschaftung hatten. Blickt man auf die letzten Jahre zurück, dann gab es fast kein Jahr, in dem wir von Stürmen, Schneebruchschäden und Borkenkäferbefall verschont geblieben wären“, so der Minister. „Noch bis Anfang Dezember stimmten die Bedingungen, bis auf das trockene, warme Frühjahr und die unausgeglichenen Niederschläge im Sommer. Trotz vorhandener Population ist es gelungen, auch den Befall durch den Borkenkäfer wieder auf einem Minimum zu halten“. Seit dem ersten Dezemberwochenende seien jedoch im gesamten Erzgebirge und in der Lausitz erneut Schneebruchschäden entstanden.
Wesentliche Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2012:
Der Kronenzustand der Waldbäume ist im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr im Wesentlichen unverändert geblieben. Der Kronenzustand der Laubbäume bleibt dabei schlechter als der der Nadelbäume. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume ging jedoch auch bei den Buchen im Vergleich zum Vorjahr zurück. Nennenswerte Waldschäden traten an Eichen durch den Blattfraß von Schmetterlingsraupen (Eichenwickler und Frostspannerarten) auf.
Mit 16,6 Prozent ist die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten nahezu unverändert zum Vorjahreswert (16,5 Prozent). In der Einteilung der Ergebnisse der Waldzustandserhebung in Kombinationsschadstufen, die sich aus Verlichtungs- und Verfärbungsgrad der Baumkronen ergeben, wurden 2012 in Sachsen 43 Prozent als gesund (ohne erkennbare Schadmerkmale; Schadstufe 0), 41 Prozent als schwach geschädigt (Schadstufe 1) und 16 Prozent der Bäume als deutlich geschädigt (Schadstufen 2 - 4) eingestuft. Damit ist der Anteil gesunder Bäume unverändert zum letzten Jahr und seit 2008 auf relativ hohem Niveau. Die Anteile schwach und deutlich geschädigter Bäume sind zum Vorjahr ebenfalls unverändert.
Für die Fichte weist die aktuelle Waldzustandserhebung einen mittleren Nadelverlust von 16 Prozent auf. In die Gruppe mit deutlichen Nadelverlusten und/oder Verfärbungen fielen 15 Prozent der Bäume. Ausgehend vom Minimum der mittleren Kronenverlichtung (14,7 Prozent) im Jahr 2006 und dem vergleichbar günstigen Zustand in den letzten beiden Jahren (15,2 bzw. 14,9 Prozent) wird wieder das Niveau der Jahre 2003 bis 2005 erreicht. Die positive Entwicklung im Verlauf der Zeitreihe basiert vor allem auf der kontinuierlichen Verbesserung des Kronenzustandes älterer Fichten, insbesondere in den oberen Lagen der Gebirge. Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen im Frühjahr wurde wie im Vorjahr nur eine vergleichsweise geringe Menge an Holz durch den Borkenkäfer befallen. Positiv wirkten sich die überdurchschnittlichen Niederschläge im Juni und Juli auf die Vitalität und damit die Widerstandsfähigkeit der Fichten gegenüber einem Borkenkäferbefall aus.
Die mittleren Nadelverluste bei der Kiefer betragen in diesem Jahr 14,1 Prozent. Damit setzt sich der seit 2008 begonnene Verbesserungstrend, der lediglich 2011 (15,3 Prozent) unterbrochen wurde, weiter fort und erreicht den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000. Der Anteil deutlich geschädigter Kiefern ist mit sieben Prozent auf dem Niveau von 2010 und 2011 geblieben. Jedoch stieg der Anteil von Kiefern ohne Schadmerkmale auf 47 Prozent (2011: 37 Prozent). Die Kiefer ist periodisch wiederholt Massenvermehrungen verschiedener forstlich relevanter Schädlinge ausgesetzt, deren Populationsdichten kontinuierlich überwacht werden. Auf Basis eines speziellen Schaderregermonitorings, der Winterbodensuche 2011/2012, zeichnete sich vor allem in den nördlichen Bereichen der Landkreise Bautzen und Görlitz ein Anstieg der Populationsdichten von nadelfressenden Kiefernschadinsekten, insbesondere der Forleule (Panolis flammea) ab. Bei weiteren Überwachungsmaßnahmen wurde jedoch keine bestandesbedrohende Situation festgestellt, so dass Gegenmaßnahmen in Form von Pflanzenschutzmittelanwendungen 2012 nicht erforderlich waren.
Die Eichen zeigen von Natur aus große Schwankungen in der Belaubung mit einer ausgeprägten Regenerationsfähigkeit. Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume erreicht mit 43 Prozent den gleichen Wert wie im Vorjahr. Hauptursachen für Belaubungsdefizite sind wie im Jahr 2011 in erster Linie Insektenfraß (Frostspannerarten, Grüner Eichenwickler, Schwammspinner) und Frostschäden.
Im Vergleich zum Jahr 2011 ist der Anteil deutlich geschädigter Buchen um 20 Prozentpunkte auf 36 Prozent gesunken. Ursache ist der Zusammenhang von Fruchtbehang und Belaubungsintensität. Während im Jahr 2011 83 Prozent aller älteren Buchen einen Behang mit Bucheckern aufwiesen, waren dies im Jahr 2012 lediglich sechs Prozent. Eine intensivere Blüte und Fruktifikation hätte zu weniger Blattknospen geführt, weil die Bäume dann Stoffreserven für die Ausbildung der nährstoffreichen Bucheckern mobilisiert hätten. Der im Vergleich zu anderen Baumarten noch hohe Anteil deutlich geschädigter Bäume ist im Wesentlichen auf das hohe Durchschnittsalter der Buchen in der Stichprobe - mit zunehmendem Alter produzieren die Bäume weniger Blätter - und fehlende artspezifische Anpassungsmechanismen zurückzuführen.
In diesem Jahr treten wieder deutlichere regionale Unterschiede im Kronenzustand hervor. Bei den Häufigkeiten deutlich geschädigter Bäume bleibt das Tiefland (Mittleres nordostdeutsches Altmoränenland / Düben-Niederlausitzer Altmoränenland) mit geringen Anteilen unverändert. Die östlichen Gebirge (Elbsandsteingebirge / Oberlausitzer Bergland / Zittauer Gebirge) und das östliche Hügelland weisen geringere Anteile deutlicher Kronenverlichtungen auf. Im Erzgebirge, dem waldreichsten Wuchsgebiet, und im Vogtland stieg die mittlere Kronenverlichtung leicht an. Die mittlere Kronenverlichtung und der Anteil von Bäumen mit ungünstigem Kronenzustand liegen im Sächsisch-Anhaltinischen Lößhügelland deutlich über dem Landesdurchschnitt. Dies resultiert aus der Stresssituation (Insektenfraß, Frost), denen die in diesem Wuchsgebiet dominierenden Eichen aktuell unterliegen.
Die Waldzustandserhebung wird jährlich jeweils im Juli und August durchgeführt. In diesem Jahr wurden sachsenweit an 283 Stichprobenpunkten 6 800 Bäume begutachtet.