Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten: Schüler aus Dresden, Leipzig und Grimma ausgezeichnet

17.11.2015, 11:33 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Beim 24. Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“ sind Schüler aus Dresden, Leipzig und Grimma mit einem zweiten Platz sowie drei dritten Plätzen ausgezeichnet worden. Über Platz zwei können sich die 31 Schüler (Klasse 5 und 6) der Johann-Friedrich-Jencke-Schule und des Hans-Erlwein-Gymnasiums Dresden freuen. Das Gemeinschaftsprojekt der gehörlosen Schüler und der Gymnasiasten mit dem Titel „Anders sein – gehörlose und schwerhörige Kinder in der Geschichte“ zeigt eindrucksvoll, dass die Unterschiede in der Begegnung miteinander heute kaum noch eine Rolle spielen. Die Platzierung ist mit 1.000 Euro dotiert. Platz drei (je 500 Euro) haben drei Schülerinnen (10. Klasse) des Immanuel-Kant-Gymnasiums Leipzig, Anna Ebert (12. Klasse) des Gymnasiums St. Augustin zu Grimma sowie elf Schüler (6. Klasse) des Gymnasiums Dresden-Plauen erhalten. Insgesamt gab es auf Bundesebene fünf erste Preise (je 2.000 Euro), 15 zweite Preise und 30 dritte Preise.

Kultus-Staatssekretär Dr. Frank Pfeil begleitete heute (17. November 2015) eine kleine Auswahl der sächsischen Preisträger nach Berlin zur feierlichen Auszeichnung mit Bundespräsident Joachim Gauck. „Gerade in der jetzigen Zeit ist der Blick zurück wichtiger denn je, er trägt zu mehr Toleranz und Verständnis füreinander bei und hilft beim Weg in eine weiterhin friedliche und demokratische Zukunft. Die Preisträger können stolz auf ihre Leistung sein. Sie sind Vorbilder für Andere und zeigen, dass Demokratie nichts Selbstverständliches ist“, betonte Dr. Pfeil und gratulierte den Preisträgern. Zudem dankte er den Lehrern, die bei den Schülern das Interesse für spannende und vor allem lehrreiche Zeitreisen in die Vergangenheit wecken.

Insgesamt haben sich mehr als 5.000 Schüler mit rund 1.600 Beiträgen an der historischen Spurensuche des Bundeswettbewerbs beteiligt. Allein in Sachsen nahmen 272 Schüler mit 86 Beiträgen teil. Rund 90 Prozent aller Schüler wählten Beispiele, bei denen es um Stigmatisierung oder Verfolgung aufgrund des „Andersseins“ ging.

Den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gibt es seit 42 Jahren. Er ist der größte historische Forschungswettbewerb für Jugendliche in Deutschland. Ausrichterin ist die Körber-Stiftung in Hamburg. Mit bislang über 136.000 Teilnehmern und rund 30.000 Projekten ist er der größte historische Forschungswettbewerb für Jugendliche in Deutschland. Weitere Informationen sind abrufbar unter: www.geschichtswettbewerb.de

Die sächsischen Preisträger:

Zweiter Platz (von insgesamt 15 Zweitplatzierten) – 1.000 Euro

ANDERS SEIN – GEHÖRLOSE UND SCHWERHÖRIGE KINDER IN DER GESCHICHTE VON 31 SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN (KLASSE 5 UND 6, JOHANN-FRIEDRICH-JENCKE-SCHULE UND HANS-ERLWEIN-GYMNASIUM, DRESDEN) BEITRAGSNUMMER: 20150411
Schülerinnen und Schüler der Johann-Friedrich-Jencke-Schule, einer Schule für hörgeschädigte Kinder, und des Hans-Erlwein-Gymnasiums erstellten in einem gemeinsamen Projekt einen Film über den Umgang mit gehörlosen und schwerhörigen Kindern in der Geschichte. Den Film produzierten sie entsprechend in zwei Fassungen – für hörende und für gehörlose Menschen. Im Zentrum des Beitrags steht die Frage, wie sich die schulischen Bedingungen für hörgeschädigte Kinder ab 1770 veränderten. Die Kinder führten Interviews mit Experten und Zeitzeugen, besuchten historische Orte und verwendeten Schriftquellen. Das Gemeinschaftsprojekt stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass die Unterschiede in der tatsächlichen Begegnung miteinander kaum noch eine Rolle spielen.

Dritter Platz (von insgesamt 30 Drittplatzierten) – 500 Euro

PUNKS IN DER DDR – NUR EINE PUBERTÄRE MODEERSCHEINUNG? VON CHARLOTTE FRIEDRICH, CLARA BUSSE UND LENA GRAVENHORST (KLASSE 10, IMMANUEL-KANT-GYMNASIUM, LEIPZIG) BEITRAGSNUMMER: 20150497
Leipzig war zu Zeiten der DDR ein wichtiger Standort für die Punkszene. Ob die Punkbewegung dabei eher eine Modeerscheinung war oder ob hinter der provokanten Attitüde mehr stand als die typische Kleidung und die rebellische Musik, fragten sich die drei Wettbewerbsteilnehmerinnen. Sie setzten ganz bewusst die Möglichkeiten des Mediums Film ein. Die Rahmenhandlung der Sendung verknüpft dabei geschickt Spielszenen, Interviewmitschnitte und Auswertung von Archivmaterial. In ihrem Beitrag zeigen die Schülerinnen, dass es vielen Jugendlichen in der DDR, die sich der Punkszene anschlossen, darum ging, dem System zu trotzen und zu zeigen, dass sie »anders« dachten und waren.

»NICHT GEGEN DEN STAAT, SONDERN DEN EINHEITSBREI«. DIE ENTWICKLUNG DER GOTHIC-SZENE IN DER DDR AB 1986/87 IN DER REGION LEIPZIG VON ANNA EBERT (KLASSE 12, GYMNASIUM ST. AUGUSTIN ZU GRIMMA, GRIMMA) BEITRAGSNUMMER: 20150712
Der Beitrag thematisiert die Frage nach dem »Anderssein« der Gothic-Szene in der DDR und ihre Entwicklung bis in die Gegenwart. Die Schülerin befasst sich dabei ausführlich mit dem Thema, inwiefern die Anhänger des Gothic Außenseiter waren, es sein wollten oder von den Staatsorganen dazu gemacht wurden. Spätestens beim Transfer in die Gegenwart gelingt der Schülerin die Antwort auf ihre Fragen. Sie stellt heraus, dass heute niemand mehr mit solcher Kleidung und musikalischen Vorlieben auffallen kann und es für Außenseiter oder Individualisten schwerer geworden ist, aus der Reihe zu tanzen.
Besonders hervorzuheben ist die starke persönliche Bindung und Motivation, die sich in der Arbeit widerspiegelt. So ordnet sie das Material äußerst gründlich und sachkundig in den kultur-musik-historischen Kontext ein.

AUßENSEITER BRINGEN DIE GROßSTADT ZUM SWINGEN VON ELF SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN (KLASSE 6, GYMNASIUM DRESDEN-PLAUEN, DRESDEN) BEITRAGSNUMMER: 20151830
Im Jahr 1971 hatten jazzbegeisterte Dresdener die Idee, im »Tal der Ahnungslosen« ein Musikfestival zu gründen. Das internationale Dixieland Festival ist seither nicht mehr aus Dresden wegzudenken. Es waren Außenseiter und Utopisten, die damals das Oldtimer Jazz-Festival gründeten und westlicher Musik und Lebenskultur eine Plattform boten – ungeachtet der Hürden, die ihnen vom SED-Regime in den Weg gestellt wurden. Eine Schülergruppe der Klasse 6 interessierte sich besonders für die Gründungsjahre des Festivals und sprach mit Beteiligten und Experten. Die Ergebnisse des Themas wurden sehr anschaulich in einer Broschüre aufbereitet. Die Eigenständigkeit der Bewertung ist bemerkenswert und gleichzeitig authentisch. Dass die »Außenseiter« beharrlich ihre Ideen verfolgten und so eine ganze Stadt prägten, zeigen die Sechstklässler in einem anschaulichen Beitrag zum Geschichtswettbewerb.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Kultus

Pressesprecher Dirk Reelfs
Telefon: +49 351 564 65100
Telefax: +49 351 564 65019
E-Mail: presse@smk.sachsen.de

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