Freistaat Sachsen tritt in die Pedale
02.05.2019, 11:08 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Martin Dulig: "Wir bauen die Fahrradinfrastruktur aus, um die Sicherheit und Attraktivität des Radfahrens zu erhöhen."
Ob auf dem Weg zur Arbeit, Schule, zum Einkaufen oder in der Freizeit: Radfahren ist beliebt und inzwischen ein wichtiger Bestandteil unserer Mobilität. E-Bikes verstärken diesen positiven Trend. „Wir wollen den Radverkehr weiter stärken und noch mehr Menschen begeistern. Dafür bauen wir die Fahrradinfrastruktur aus, um die Sicherheit und Attraktivität des Radfahrens zu erhöhen. Dabei wollen wir auch neue Elemente, wie Radschnellwege zwischen Ballungszentren, etablieren“, so Verkehrsminister Martin Dulig.
Ziel ist es, den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehr im Freistaat weiter zu steigern. Dafür ist es notwendig, das Fahrrad in allen verkehrs- und städteplanerischen Konzepten stärker als bisher zu berücksichtigen und die Infrastruktur dafür auszubauen.
Grundlage der Radverkehrsaktivitäten des Freistaates Sachsen ist die Radverkehrskonzeption 2014, die Aufgabe, Ziele und Maßnahmen definiert. Bis Sommer 2019 wird die Konzeption fortgeschrieben.
- Radwege an Bundes- und Staatsstraßen
Ein Kernpunkt ist die Fortschreibung des Bedarfs von Radverkehrsanlagen an Bundes- und Staatsstraßen mit einer Bewertung und Neuaufnahme von Abschnitten. Schwerpunkte sind notwendige Netzergänzungen und Lückenschlüsse im Radwegenetz.
Dazu wurden bereits zwei Sonderprogramme aufgelegt: „Insgesamt haben wir in der laufenden Legislaturperiode 543 Kilometer Radwegemaßnahmen an Bundes- und Staatsstraßen der höchsten Priorität mit einem Planungs- und Bauvolumen von ca. 300 Millionen Euro beauftragt. Aktuell befinden sich 445 km in Planung und Bau. Dies zeigt, dass wir deutlich umgesteuert haben. Aufgrund der erforderlichen Planungsvorläufe und Genehmigungsverfahren erwarten wir eine spürbare Erhöhung der Bautätigkeit bei bundes- und staatsstraßenbegleitenden Radwegen in den Jahren 2020 bzw. 2021“, so Dulig.
- „SachsenNetz Rad“
Auch das touristische Landesradwegenetz SachsenNetz Rad wird fortgeschrieben. Ziel ist eine sichere Befahrbarkeit und attraktivere Routenführung möglichst abseits von Straßen. Dazu erfolgt eine Optimierung der Verläufe in Abstimmung mit den Landkreisen. Zum Ausbau wurden und werden im Zuge der kommunalen Radwegeförderung erhebliche Mittel bereitgestellt; 12 Mio. Euro in diesem Jahr.
Parallel wird das touristische Radwegenetz sachsenweit mit einer aktuellen durchgängigen Wegweisung ausgestattet. Diese Erstausstattung wird durch das Land finanziert und sukzessive in ganz Sachsen durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr geplant und umgesetzt. Start war im Juli 2018 in der Region Leipzig. Hier wurde ein rund 900 Kilometer langes Netz beschildert. Dafür wurden rund 660 Pfosten und 4.050 Wegweiser aufgestellt. Die Umsetzung ist inzwischen weitgehend abgeschlossen. Die Gesamtkosten für die Region Leipzig belaufen sich auf rund 630.000 Euro.
Die Regionen Dresden und Bautzen sind in Planung. Rund 1.080 Kilometer Radwege des SachsenNetz Rad im Bereich der Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sowie in der Stadt Dresden sollen einheitlich und aktuell beschildert werden. Die Bauleistungen sollen Ende 2019 ausgeschrieben werden, so dass ab 2020 die Umsetzung der Beschilderung beginnen kann.
- Radschnellverbindungen
„Gemeinsam mit vielen anderen Akteuren, insbesondere auf kommunaler Ebene, möchten wir mit Radschnellwegen auch neue Elemente etablieren und damit diese umweltfreundliche Mobilitätsform in Sachsen vorantreiben. Der Freistaat Sachsen wird sich hierzu eng mit den beteiligten Kommunen abstimmen. Bund und Freistaat Sachsen werden für die Umsetzung Finanzierungsmittel bereitstellen“, sagt Verkehrsminister Martin Dulig.
Da bisher in Sachsen keine Erfahrungen mit Radschnellverbindungen vorliegen, wurde 2018 eine landesweite Potenzialanalyse zur Ermittlung geeigneter Korridore durch den Freistaat erarbeitet. Im Ergebnis der Potenzialanalyse konnten elf Korridore mit einer Gesamtlänge von 133,6 km identifiziert werden:
- Pirna - Heidenau - Dresden
- Coswig - Radebeul - Dresden
- Radeberg - Dresden
- Freital - Dresden
- Schkeuditz - Leipzig
- Markranstädt - Leipzig
- Markkleeberg - Leipzig
- Naunhof - Leipzig
- Taucha - Leipzig
- Limbach-Oberfrohna - Chemnitz
- Werdau - Zwickau
Nun gilt es im Rahmen von Machbarkeitsuntersuchungen konkrete Trassen zu untersuchen.
Radschnellverbindungen sind hochwertige Radverkehrsanlagen, die ausschließlich dem Radverkehr dienen und ein durchgängig sicheres und komfortables Fahren mit hohen Geschwindigkeiten ermöglichen. Sie sind durch besonders hohe Qualitätsstandards in der Linienführung, der Ausgestaltung, der Netzverknüpfung und der begleitenden Ausstattung gekennzeichnet.
Radschnellverbindungen sollen daher ihrer Bedeutung entsprechend den Staatsstraßen gleichgestellt werden. Aufgrund des baulichen Aufwandes liegen die voraussichtlichen Kosten mit bis zu rund 2 Mio. Euro/km erheblich über denen von konventionellen Radwegen. Eine Prognoseverkehrsstärke im Querschnitt von 2.000 Radfahrenden pro Tag ist daher anzustreben und wird auch als Kriterium für eine Förderung mit Bundesmitteln gefordert.
- Förderung Radverkehr
Für Planung und Bau von Radwegen und Radverkehrsanlagen in kommunaler Baulastträgerschaft stellt der Freistaat den Landkreisen und Gemeinden Fördermittel zur Verfügung. Diese wurden seit 2014 kontinuierlich aufgestockt. Mit dem neuen Doppelhaushalt 2019/2020 wurden die Mittel auf 8,2 Mio. Euro bzw. 8,4 Mio. Euro weiter erhöht und haben sich damit seit 2014 (2,5 Mio. Euro) mehr als verdreifacht. Auch die Bewilligungen bzw. der Abruf der Fördermittel entwickelt sich inzwischen positiv: Von rund 1,05 Mio. Euro im Jahr 2014 auf rund 10 Mio. Euro im Jahr 2018. Zusätzlich wurden nicht nur die Fördermittel, sondern auch die Fördersätze angehoben. Die Kommunen können seit 2015 90 Prozent Förderung für Radverkehrsanlagen erhalten.
- Radwegedatenbank
Parallel zur Planung, dem Bau und der Bereitstellung der Radverkehrsinfrastruktur stehen seit Mitte 2018 auch die Daten der Radwegedatenbank des Freistaates Sachsen auf dem „Geoportal Sachsenatlas“ allen Radfahrern und Interessierten in leicht zugänglicher Form zur Verfügung. Zum Aufbau dieser Radwegedatenbank erfolgte die systematische Erfassung von rund 6.000 Kilometern Radwegen (SachsenNetz Rad, Bundes- und Staatsstraßen) im Rahmen von Befahrungen. Ermittelt wurden so alle Daten zu Verlauf, Zustand, Oberfläche und Führungsformen.
- Verkehrssicherheit
Eine wichtige Rolle beim Thema Radverkehr spielt ohne Frage die Verkehrssicherheit. Jeder tödliche Unfall – egal ob Radfahrer, Fußgänger, Autofahrer oder ein anderer Verkehrsteilnehmer – ist eine Tragödie. Seit Jahren bemüht sich der Freistaat daher intensiv mit verschiedensten Präventivprogrammen und Baumaßnahmen, die Zahl der Unfalltoten und Verletzten zu reduzieren.
„Jeder Unfall mit Radfahrern endet in der Regel tragisch, was natürlich daran liegt, dass Radfahrer neben den Fußgängern die am wenigsten geschützten Verkehrsteilnehmer sind. Allein im letzten Jahr gab es 35 bei Unfällen getötete Radfahrer, 19 der getöteten Radfahrer waren hier Unfallverursacher. Daher beobachten wir auch die Unfallstatistik sehr genau und werten die Unfallzahlen und Unfallursachen entsprechend aus. Manche schwerwiegende Folgen wären auch bereits durch das grundsätzliche Tragen eines Fahrradhelmes reduzierbar, was ich befürworte“, so Dulig.
Der Freistaat unterstützt daher entsprechende Verkehrssicherheitsprojekte der Landesverkehrswacht Sachsen e. V. Sachsen stellt dafür im aktuellen Doppelhaushalt jährlich ca. 580.000 Euro zur Verfügung. Einen deutlichen Schwerpunkt hinsichtlich der Verkehrssicherheit bildet die Radfahrausbildung bereits in der Grundschule.
- Arbeitsgemeinschaften
Bereits im Jahr 2014 wurde die Landesarbeitsgemeinschaft Radverkehr unter Federführung des SMWA als Austauschplattform und zur Koordinierung der landesweiten Radverkehrsaktivitäten im Freistaat Sachsen gegründet. Fünf regionale Arbeitsgemeinschaften unter Initiative des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr widmen sich der Abstimmung konkreter Radverkehrsthemen und Projekte vor Ort. In diesen Gremien sind die unterschiedlichen Akteure des Radverkehrs auf staatlicher und kommunaler Ebene vertreten. Diese Arbeitsgemeinschaften haben sich gut etabliert und in der Arbeit bewährt.
Der Freistaat Sachsen hat darüber hinaus die Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft sächsischer Kommunen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs“ (Rad.SN) koordiniert und stellt eine Anschubfinanzierung für die Gründungsphase von bis zu 256.000 Euro zur Verfügung. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich Anfang März 2019 in Bautzen gegründet und soll sich intensiv mit dem Bereich des kommunalen Radverkehrs und Fußverkehrs befassen.