IAB-Betriebspanel Sachsen 2018: Anhaltend hoher Fachkräftebedarf in der sächsischen Wirtschaft

19.09.2019, 10:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Jedes Jahr fragt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) für das IAB Betriebspanel die Arbeitgeber nach aktuellen wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Kennziffern. Um Informationen über Sachsen zu erhalten, hat das Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr auch für 2018 eine Aufstockungsstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Die Auswertung macht deutlich: Der steigende Bedarf an Fachkräften und zunehmende Probleme bei der Stellenbesetzung sind das zentrale Thema. Hohe Weiterbildungs- und Übernahmequoten zeigen, dass Betriebe verstärkt versuchen, Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten.
»Die Fachkräftesicherung bleibt die große unternehmerische Herausforderung der kommenden Jahre«, erklärt Minister Martin Dulig. Der Freistaat Sachsen unterstützt die Fachkräftesicherung und -gewinnung vor allem mit seiner Fachkräfteförderung. Seit 2016 steht jedem sächsischen Landkreis und jeder kreisfreien Stadt über die Fachkräfterichtlinie ein Regionalbudget zur Verfügung. Bisher wurden 380 regionale Projekte mit einem Volumen von 35 Mio. Euro umgesetzt. Mit dem Fachkräfteportal »www.heimat-fuer-fachkräfte« wurde eine digitale Anlaufstelle geschaffen.
»Gute Rahmenbedingungen für Arbeit, faire Löhne und Tarifbindung werden immer wichtigere Wettbewerbsinstrumente der Fachkräftesicherung und -gewinnung, die auch nach außen sichtbar gemacht werden müssen«, so der Minister.
Weitere wichtige Ergebnisse:

  • Beschäftigung steigt weiter an, Beschäftigungserwartungen sind positiv

Im Jahr 2018 hat sich das Beschäftigungswachstum in Sachsen fortgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten erneut um rund 2 Prozent angestiegen. Sächsische Betriebe gaben im Erhebungszeitraum zu 16 Prozent an, in den kommenden 12 Monaten die Zahl ihrer Beschäftigten steigern zu wollen. Dies ist der höchste Anteil, der seit 2005 gemessen wurde. Der Anteil der Betriebe mit positiven Erwartungen ist damit dreimal so hoch wie der jener, die mit einem Personalabbau rechnen.

  • Tarifbindung

In Sachsen sind 15 Prozent aller Betriebe tarifgebunden. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Tarifbindung von Betrieben und Beschäftigten wieder um je-weils 1 Prozentpunkt angestiegen. Langfristig hat sich jedoch die Tarifbindung seit 2005 von 20 Prozent auf 15 Prozent verringert. Die tendenziell abnehmende Tarifbindung ist ein bundesweiter Trend.
Allerdings orientieren sich zusätzlich zu den tarifgebundenen Firmen rund 28 Prozent aller Betriebe der Wirtschaft an den Tarifverträgen. Der Wirkungsbereich von Tarifverträgen erstreckt sich somit auf 43 Prozent aller sächsischen Betriebe.

  • Fachkräftebedarf und seine Entwicklung

Von den Beschäftigten in Sachsen haben 83 Prozent einen beruflichen oder akademischen Abschluss. Gleichzeitig hat sich seit 2005 die Zahl der Ein-facharbeitsplätze (keine Berufsausbildung, kein akademischer Abschluss) um fast ein Drittel erhöht. Der Zuwachs in diesem Bereich ist signifikant höher als im Bereich der qualifizierten Tätigkeiten.
Der Bedarf an Fachkräften und die zunehmenden Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, ist ein sich verstetigender Trend in nahezu allen Bereichen der sächsischen Wirtschaft. Der Anteil der angebotenen aber nicht besetzten Fachkräftestellen stieg auf einen neuen Rekordwert von 43 Prozent.
Insbesondere für Kleinstbetriebe (max. 9 Beschäftigte) stellt die Frage der Fachkräftesicherung eine erhebliche Herausforderung dar: 61 Prozent der von ihnen angebotenen Stellen konnten bis zum Zeitpunkt der Erhebung nicht besetzt werden. Besonders betroffen ist das Baugewerbe aber auch unternehmensnahe Branchen.

  • Rund ein Drittel Frauen in obersten Führungspositionen vertreten

Der Anteil von Frauen an allen Führungskräften betrug 34 Prozent im Jahr 2018 und liegt damit abermals über dem Durchschnitt in Ost- bzw. Westdeutschland (31 Prozent bzw. 25 Prozent). Allerdings haben sich die Geschlechterverhältnisse auf der obersten Leitungsebene in den letzten Jahren nur langsam verändert. Seit 2004 ist der Anteil der Frauen in diesem Bereich in Sachsen um 5 Prozentpunkte gestiegen (Ostdeutschland plus 3 Prozentpunkte, Westdeutschland plus 1 Prozentpunkt).

  • Beschäftigung geflüchteter Menschen positiv bewertet

Zum Befragungszeitpunkt im Oktober 2018 gaben 4 Prozent aller Betriebe in Sachsen an, derzeit oder in der Vergangenheit Geflüchtete beschäftigt zu haben. Damit hat sich der Wert im Vergleich zum Vorjahr (2 Prozent) verdoppelt. Die große Mehrheit der sächsischen Betriebe (74 Prozent), die Geflüchtete beschäftigt haben, sprechen sich aufgrund der bisherigen Erfahrungen dafür aus, auch in Zukunft diese Personengruppe beschäftigen zu wollen. In sächsischen Betrieben, in denen bisher keine Beschäftigten mit Fluchthintergrund ausgeschieden sind, werden die Erfahrungen und die Absicht zur weiteren Beschäftigung noch positiver eingeschätzt (89 Prozent).

Hintergrund:
Das IAB-Betriebspanel ist eine repräsentative Arbeitsgeberbefragung zu betrieblichen Bestimmungsgrößen der Beschäftigung, die jährlich erhoben wird. Für die 23. Welle von Juli bis Oktober 2018 wurden 1.229 sächsische Betriebe befragt. Mit der Stichprobe wurde 1,1 Prozent der Betriebe erfasst. Bereits seit dem Jahr 1996 beteiligt sich der Freistaat Sachsen mit einer Aufstockungsstichprobe an der jährlichen repräsentativen bundesweiten
Arbeitgeberbefragung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB).
Die vollständigen Ergebnisse sind unter www.arbeit.sachsen.de abrufbar.

Rückfragen an Pressesprecher Jens Jungmann
Tel.: 0351-564 80600
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de


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