Sozialministerin Köpping bei Holocaust-Gedenken in Leipzig: »Immer wieder notwendig, sich aufs Neue mit der Geschichte der Verfolgung und Ermordung der Juden zu beschäftigen«

27.01.2023, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Sozialministerin Petra Köpping hat heute im Rahmen der Eröffnung der Holocaust-Ausstellung »Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand« im Leipziger Rathaus über die Bedeutung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus gesprochen.

Petra Köpping: »Durch diesen Gedenktag, den 27. Januar, haben wir immer wieder Anlass, uns mit der Verfolgung der Juden in Deutschland auseinanderzusetzen. Die Holocaust-Ausstellung, die jetzt in Leipzig Station macht, führt uns vor Augen, wie aus einer zivilisierten Gesellschaft heraus ein Menschheitsverbrechen entstehen konnte, welches bis heute unvorstellbar ist.

Immer wieder stellen wir uns die Fragen: Wie konnte es dazu kommen? Kann so etwas wieder geschehen? Unser politisches System, die freiheitlich-demokratische Grundordnung, ist vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen geschaffen worden. Es soll uns vor einem Rückfall in eine solche Barbarei bewahren. Und ich denke, das wird es auch: Wir haben heute neben einem stabilen Rechtssystem eine entwickelte Zivilgesellschaft, die den Anspruch hat, gefährliche und unmenschliche Entwicklungen zu verhindern.

Und dennoch ist es notwendig, sich immer wieder und aufs Neue mit der Geschichte der Verfolgung und Ermordung der Juden in Deutschland zu beschäftigen. Für nachwachsende Generationen oder auch für die wachsende Zahl der Menschen, die nach dem Krieg nach Deutschland gekommen sind, heute bei uns leben und keinen deutschen Familienhintergrund haben. Etliche von ihnen haben selbst Unterdrückung und Verfolgung erlebt.

Einige der damals Verfolgten und Ermordeten waren Nachbarn. Sie waren also nicht eine unbekannte Masse, nicht Einzelfälle vom anderen Ende der Stadt, von deren Verschleppung in Konzentrationslager man nichts mitbekam. Nein, es war für viele Menschen erkennbar, was geschah: Plünderungen, Misshandlungen, Deportationen geschahen im öffentlichen Raum. Viele Nachbarn haben es gesehen, erlebt und es letztlich zugelassen, dass einige ihrer Nachbarn entrechtet wurden. Es hat aber auch in der Zeit des Nationalsozialismus mutige Menschen mit Zivilcourage gegeben, die sich diesen Entwicklungen entgegengestellt haben. Sie haben ihre ‚Nachbarschaft‘ über die Rassen-Ideologie gestellt und Empathie gezeigt. Sie haben versucht, ihren Nachbarn zu helfen, sie zu schützen, ihnen zur Flucht oder zum Verstecken zu verhelfen.

Auch heute sind wir gefordert, zu den Menschen, mit denen wir zusammenleben, ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu entwickeln. Das menschliche Miteinander muss gestärkt und gefördert werden, um Ideologien zu überwinden.«

Mehr Informationen zur Ausstellung: https://www.ushmm.org/de/einige-waren-nachbarn-taeterschaft-mitlaeufertum-und-widerstand


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