smac montiert die Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch

04.04.2014, 14:04 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 01 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 01 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 02 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 02 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 03 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 03 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 04 (© Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 04 (© Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 05 (© Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 05 (© Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 06 (© Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 06 (© Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz)

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Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 07 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

Grabplatte des Wiprecht von Groitzsch 07 (© Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz)

Pressemitteilung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz

Am heutigen Freitag, 4.4.2014, montiert das smac die 400 Kilogramm schwere Replik der Grabplatte Wiprechts von Groitzsch (1050 – 1124) in der Dauerausstellung. Die aufwändig gestaltete, farbige Tumba-Deckplatte stellt den Adligen idealtypisch und im kostbaren edelsteinbesetzten Gewand dar. Das spätromanische Meisterwerk ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der obersächsischen Bildhauerkunst.

Wiprechts Grabplatte

Wiprecht wurde in dem von ihm gegründeten Kloster Pegau bestattet. Die ursprünglich mit Edelsteinen verzierte, farbig bemalte Grabplatte entstand erst 100 Jahre nach seinem Tod. Sie zeigt den Adligen idealtypisch mit lockigem Haupt als Fürst mit Schild und kostbarem Gewand. Es dominieren die herrschaftlichen Farben Gold, Rot und Blau.
Bei der im smac aufgestellten Grabplatte handelt es sich um die Replik einer Kopie, die 1893 angefertigt wurde und heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen ist. Das Original befindet sich in der Stadtkirche Pegau (Lkr. Leipzig). Das smac entschied sich, die Nürnberger Kopie zu reproduzieren, da sie der ursprünglichen Farbgebung näher kommt als das verblasste Pegauer Original.
4D Concepts aus dem hessischen Groß Gerau fertigte die Chemnitzer Replik im 3D-Sanddruck-Verfahren an.

Wiprecht im smac

In der Dauerausstellung des smac markiert die Grabplatte Wiprechts den Beginn des Rundgangs in der dritten Etage. Diese Etage umfasst die Zeit des Mittelalters bis zur frühen Industrialisierung in Sachsen.
In einem kabinettartigen Raum markiert der Themenbereich Wiprecht von Groitzsch den mittelalterlichen Landesausbau auf dem Gebiet des heutigen Sachsen. Er steht beispielhaft dafür, wie im Mittelalter mit Fehde, Rodung, Burgenbau, Klostergründung und Heirat Herrschaft und Macht erweitert, gefestigt, aber auch gefährdet werden konnten.
Scherenschnitte an den Kabinettwänden illustrieren das Leben des Fürsten. Diese Szenen bringen dem Besucher Wiprecht als Mensch und Herrscher näher.
Zentrales Element des Kabinetts wird ein Modell der Wiprechtsburg Groitzsch sein. Archäologische Funde verdeutlichen dem Besucher die Bedeutung der Burg als überregionales Zentrum adliger Macht und Herrschaft, beleuchten aber auch das Alltagsleben der Adligen.

Wiprechts archäologische Hinterlassenschaften

Vom Grab selbst und dem 1556 abgerissenen Kloster Pegau sind heute obertägig keine Spuren mehr vorhanden. Die Wiprechtsburg Groitzsch hingegen ist noch heute über der Elsteraue deutlich sichtbar. Von 1959 bis 1968 fanden hier Ausgrabungen des Museums für Vorgeschichte (dem heutigen Landesamt für Archäologie) statt. Neben den schriftlichen Quellen bilden die archäologischen Funde und Forschungsergebnisse die Grundlage für die Präsentation im smac.

Wiprecht von Groitzsch (1050 bis 1124) – Vom Haudegen zum Mönch

In den Annalen des Klosters Pegau stellen die Chronisten in der Zeit um 1150 ihren Klostergründer Wiprecht von Groitzsch als Herrscher von reichspolitischer Bedeutung mit Kontakten zum Kaiser, den Päpsten und Bischöfen dar – aber auch als hart gesottenen Kämpfer, der spät den Wandel zum reuigen und bekennenden Christen vollzog.
Wiprecht reifte am Hof des Grafen Udo von Stade zum jungen Mann heran. Schon früh legte er sich mit den angestammten Adligen an. Kurzerhand bot man dem Zwanzigjährigen die Burg Groitzsch im weit entfernten Mulde-Elster-Gebiet an. Doch auch hier machte er sich schnell Feinde unter den lokal ansässigen Adligen. Um seine Position durch mächtige Bündnispartner zu stärken, schloss er sich dem Lager König Heinrichts IV. im Kampf gegen die sächsischen Fürsten und Papst Gregor VI. an. Reich belohnt und mit der Tochter des Königs von Böhmen als Ehefrau kehrte er nach Groitzsch zurück. Ausgestattet mit Macht und großem Selbstbewusstsein entwickelte sich Wiprecht zu einem wahren Despoten. Er überzog seine Widersacher mit Fehden, eroberte ihre Burgen, verfolgte sie gnadenlos und schreckte selbst vor der Brandschatzung der Zeitzer Jacobskirche nicht zurück. Um 1091 tat er für diese Ungeheuerlichkeit Buße und gründete zu seinem Seelenheil und als spätere Familiengrablege das Kloster Pegau.
In den Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten und dem Königtum zu Beginn des 12. Jh. geriet Wiprecht in starke Bedrängnis. Seine Burg wurde 1115 vom kaiserlichen Herr belagert. Kaiser Heinrich V. verurteilte ihn zum Tod, begnadigte ihn dann jedoch. Nach mehrjähriger Haft auf dem Trifels wurde er um 1117 rehabilitiert und erhielt die Markgrafschaft Meißen sowie die Niederlausitz. 1124 entsagte er, den Tod vor Augen, allem Weltlichen und verstarb als Möcnch im Kloster Pegau. Er wurde in der Mitte seines Klosters vor dem Hauptaltar neben seiner Ehefrau beigesetzt.

Quelle: Peter Degenkolb, Wiprecht von Groitzsch. In: Begleitband zur Dauerausstellung des smac (Drucklegung: Mai 2014)

smac – Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz

Am 16. Mai 2014 eröffnet das smac. Der Freistaat Sachsen erhält mit dem Museum eine dauerhafte Präsentation seiner archäologischen Landesschätze. Über 6000 Exponate beleuchten auf drei Etagen die Menschheitsgeschichte von der Altsteinzeit bis ins frühe Industriezeitalter.
Sitz des Museums ist das ehemalige Kaufhaus Schocken in der Chemnitzer Innenstadt. Erich Mendelsohn, berühmter Architekt der Klassischen Moderne, entwarf und plante das Gebäude zwischen 1927 und 1930 für den Warenhauskonzern der jüdischen Gebrüder Schocken.

Link zum Objektkatalog der Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums (Nürnberg)http://objektkatalog.gnm.de/objekt/Gd279


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