Kurt Drawert erhält Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2017

21.01.2017, 18:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Förderpreise an Anna Kaleri und Thomas Freyer verliehen

Der Dichter, Dramatiker, Erzähler und Essayist Kurt Drawert ist heute in Kamenz mit dem mit 13.000 Euro dotierten Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2017 ausgezeichnet worden. Die beiden Förderpreise in Höhe von je 5.500 Euro erhielten die Autorin und Journalistin Anna Kaleri und der Schriftsteller Thomas Freyer.

„Mit dem Namen Lessing verbinden wir funkelnden Geist und intellektuelle Klarheit ebenso wie eine klare Haltung jenseits von rhetorischer Stromlinienförmigkeit oder von Anwandlungen, seinen Mantel in den Wind von Meinungsumfragen zu hängen“, sagte Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange. „Gemeinsam ist den drei Preisträgern der bewusste Gebrauch der Sprache. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Wort ist nicht nur ein moralischer oder politischer Imperativ, der sich von Lessing borgen lässt. Jede Sprachschluderei kann betrachtet werden als Vergehen gegen die großartige Fähigkeit zu denken“, sagte die Ministerin weiter.

Der 1993 vom Freistaat Sachsen im Andenken an Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) gestiftete Preis würdigt alle zwei Jahre Persönlichkeiten, deren Werk in der von Lessing geprägten geistigen Tradition steht und die für die deutschsprachige Literatur oder das deutschsprachige Theater Herausragendes geleistet haben.
Mit den beiden Förderpreisen unterstützt der Freistaat zudem vielversprechende Anfänge auf diesem Gebiet.
Traditionsgemäß wird der Preis am Vorabend von Lessings Geburtstag und zum Auftakt der Lessingtage verliehen. Die Lessing-Tage 2017 widmen sich schwerpunktmäßig dem Verhältnis von Aufklärung und Reformation.

Hintergrund:
Kurt Drawert:
1956 in Hennigsdorf (Brandenburg) geboren, benennt, so die Begründung der Jury, Sprache und Dichtung als Grundierung seiner Existenz von Anbeginn „im politischen wie im poetischen, im sozialen wie im subjektiven Sinn“. Hartnäckig hinterfrage er vermeintliche Gewissheiten, sortiert misstrauisch Wahrheit und Lüge und bedenkt den „gesellschaftlichen Schnittmusterbogen“ – auch den eigenen. Wenn es um Sprache geht, sei der Dichter, Dramatiker, Erzähler und Essayist Kurt Drawert kompromisslos; er mahnte vor einer Sprache der Besitzergreifung, vor falschen Metaphern, die falsche Gedanken erzeugen, und vor der intellektuellen Bequemlichkeit, Etiketten bereits für die Botschaft zu halten. In „aufklärerischer Haltung frage er nach der Zerstörbarkeit des Individuums und nach der möglichen Rettung des Schönen“ - unnachgiebig und mit großer poetischer Kraft, heißt es außerdem in der Begründung der Jury.
Kurt Drawert wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zu seinen Veröffentlichungen gehören: „Idylle, rückwärts“ (Lyrik), „Spiegelland“ (Prosa), „Was gewesen sein wird“ (Essays). Neu erschienen ist „Der Körper meiner Zeit“.

Förderpreise:

Anna Kaleri:
Die Schriftstellerin Anna Kaleri wurde 1974 im Ostharz geboren. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig Literatur und arbeitet seit 2002 als freie Autorin und Journalistin. Sie leitete die Prosawerkstatt Leipzig, weist zahlreiche Veröffentlichungen auf. In Buchform erschien zuletzt der Roman „Der Himmel ist ein Fluss“. Bekannt wurde sie auch mit ihrem Engagement für Weltoffenheit und Empathie. Angesichts fremdenfeindlicher Vorfälle in Sachsen rief sie die Initiative „Literatur statt Brandsätze“ ins Leben, bei der sächsische Autorinnen und Autoren ehrenamtlich an verschiedenen Orten Sachsens lasen.

Thomas Freyer:
Thomas Freyer, 1981 in Gera geboren, studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Seine Stücke erhielten verschiedene Auszeichnungen, u.a. den Prix Europa, das Dramatiker-Stipendium des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI, den Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg. „Thomas Freyer ist ein stiller, aber hochengagierter Autor, der zwischen Zartheit und Dezidiertheit einen ungewöhnlichen Ton findet. Es gibt wenige, die so genau auf unser Jetzt blicken und so beharrlich suchen“, heißt es in der Begründung der Jury.

Bisherige Lessing-Preisträger:
2015: Carolin Emcke; Förderpreise: Julius Fischer und Wolfram Höll
2013 Volker Lösch; Förderpreise: Franziska Gerstenberg und Judith Schalansky
2011 Monika Maron; Förderpreise: Renatus Deckert und Andreas Heidtmann
2009 Kito Lorenc; Förderpreise: Ulrike Almut Sandig und Dirk Laucke
2007 Ruth Klüger; Förderpreise: Volker Sielaff und Clemens Meyer
2005 Armin Petras; Förderpreise: Martina Hefter und Jörg Bernig
2003 Hans Joachim Schädlich; Förderpreise: Anke Stelling zusammen mit Robby Dannenberg und Christian Lehnert
2001 Adolf Dresen; Förderpreise: Barbara Köhler und Oliver Bukowski
1999 Eduard Goldstücker; Förderpreise: Marion Titze und Marcel Beyer
1997 Wolfgang Hilbig; Förderpreise: Kerstin Hensel und Ulrich Zieger
1995 Rolf Hoppe; Förderpreis: Angela Krauß
1993 Hans Sahl; Förderpreis: Lutz Graf


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
Telefon: +49 351 564 60200
E-Mail: falk.lange@smwk.sachsen.de
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