Zusammenbruch als Chance? Tagung an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig untersucht die Revolutionsjahre 1918/19

15.11.2018, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der deutschen Revolution von 1918/19 fördert das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) bis 2020 mit 1,5 Millionen Euro vier Forschungsprojekte zum Thema „1918 – Chiffre für Umbruch und Aufbruch“ am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V., Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow und am Sorbischen Institut e.V./Serbski institut z.t. Am 22. und 23. November 2018 gibt es eine Zwischenbilanz der bisherigen Forschung im Rahmen der Tagung „Aufbruch im Zusammenbruch? Die Jahre 1918/19 in mitteldeutscher Perspektive“. Die Tagung ist öffentlich und wird mit Fördergeldern des SMWK von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Deutsche und Europäische Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts der Universität Leipzig organisiert.

Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Der Erste Weltkrieg und die Folgejahre sind ein Schlüssel für das historische Verständnis des Kommenden bis in unsere heutige Zeit. Die Ergebnisse der umfangreichen Forschung werden dazu beitragen, historische, aber auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen besser verstehen zu können. Ich bin sehr gespannt auf die Resultate der Forschungsarbeit – insbesondere deshalb, weil sich erstmals vier geisteswissenschaftlich ausgerichtete Einrichtungen unter einem thematischen Dach wiederfinden.“

Am 22. November 2018 um 18.00 Uhr wird die Tagung mit einem Grußwort des Staatssekretärs des SMWK, Uwe Gaul, und einem öffentlichen Abendvortrag des renommierten Historikers Prof. Dr. Peter Brandt eröffnet.

Die Zerstörungskraft des vorangegangenen Weltkrieges hatte nicht nur die internationalen Verhältnisse in Europa unwiderruflich verändert. Auf nationaler, aber auch persönlicher Ebene sahen sich die Deutschen mit ihrer Kriegsschuld und den ökonomischen sowie politischen Folgen konfrontiert, so etwa den Wiedergutmachungsansprüchen und harschen Friedensbedingungen der Kriegsgegner.

Zudem signalisierte die Revolution, die sich seit dem 1. November 1918 von Kiel aus auf das ganze Land ausbreitete, für die deutsche Bevölkerung den endgültigen Zusammenbruch der Monarchie und damit auch den Verlust von vertrauter politischer Ordnungsmacht. Die Etablierung der ersten deutschen parlamentarischen Demokratie war in den folgenden Jahren geprägt von parteipolitischen Machtkämpfen, Umsturzversuchen und ökonomischen Krisen.

Zwischen einem verheerenden Weltkrieg auf der einen und einer gescheiterten Republik, die letztlich in eine Diktatur mündete, auf der anderen Seite, entbehrt die deutsche Revolution von 1918/19 bis heute einer wissenschaftlichen Untersuchung, die der Vielschichtigkeit und den Widersprüchen der revolutionären Vorgänge nach dem Ersten Weltkrieg in ganz Deutschland im vollen Umfang gerecht wird.

Die Tagung hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, einzelne Facetten der Ereignisse in den Jahren 1918/19 mit einem Forschungsschwerpunkt im mitteldeutschen Raum näher zu beleuchten, um sich so einem detaillierten Gesamtbild anzunähern. Die Revolution eröffnete der deutschen Bevölkerung, trotz aller innenpolitischen Kämpfe und Gewaltausbrüche, neue und bis dahin ungekannte Möglichkeiten der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe.

Erstmals werden die Forschungsergebnisse der durch das SMWK geförderten Projekte zusammengeführt mit Beiträgen von Referenten der Universitäten Halle und Leipzig sowie einer abschließenden Buchpräsentation zum Thema „Sachsen im Ersten Weltkrieg“.

Weitere Informationen und Tagungsprogramm unter www.saw-leipzig.de/aufbruch_1918_19. Interessenten sind herzlich willkommen.

Ansprechpartner für wissenschaftliche Fragen:

Prof. Dr. Dirk van Laak
Historisches Seminar
Universität Leipzig
Beethovenstraße 15
04107 Leipzig
Tel.: +49 341 97370-50
dirk.van_laak@uni-leipzig.de

Hintergrundinformationen
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

Seit ihrer Gründung als Königlich Sächsischer Gesellschaft der Wissenschaften im Jahr 1846 sieht sich die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig der Tradition des von Leibniz geprägten Akademiegedankens verpflichtet, als Gelehrtengesellschaft führende Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen zum regelmäßigen Diskurs zusammenzubringen und darüber hinaus in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen langfristige Forschungen zu betreiben.
So wird mit der Erarbeitung von wissenschaftlichen Handwörterbüchern wie dem „Althochdeutschen Wörterbuch“ eine große sprachwissenschaftliche Tradition fortgesetzt. Kommentierte Werkausgaben wie die Leipziger Mendelssohn-Gesamtausgabe und Briefeditionen wie die des Gottsched-Briefwechsels bilden weitere Arbeitsschwerpunkte. Mit dem „Codex diplomaticus Saxoniae“, den Akademie-Vorhaben zum sächsisch-magdeburgischen Recht und zu den Sachsenspiegelglossen, mit den „Deutschen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ oder der „Edition der Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen“ sind zudem zahlreiche Vorhaben mit historischer Ausrichtung an der Akademie angesiedelt.
Vorhaben wie die „Bibliotheca Arabica“ und die „Wissenschaftliche Bearbeitung der buddhistischen Höhlenmalereien in der Kuča-Region der nördlichen Seidenstraße“ ermöglichen zudem die gedruckte und digitale Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung kulturellen Welterbes.
Mit dem Akademie-Forum und dem Akademie-Kolloquium existieren Veranstaltungsreihen, in denen Experten aus Wissenschaft und Politik eingeladen werden, um den öffentlichen Diskurs über jeweils aktuelle gesellschafts- und wissenschaftspolitische Themen voranzubringen – ein transdisziplinärer Dialog, der auch im Akademie-Journal „Denkströme“ erfolgt.
Die Sächsische Akademie der Wissenschaften ist Mitglied der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Diese koordiniert das Akademienprogramm – eines der größten geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland.

www.saw-leipzig.de


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
Telefon: +49 351 564 60200
E-Mail: falk.lange@smwk.sachsen.de

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