Absolventenbefragung: Mehrheit der Junglehrer will in Sachsen bleiben – aber es könnten noch mehr sein

06.06.2019, 12:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Die Hochschulen erfüllen ihre Aufgabe bei der Lösung des Personalproblems an den Schulen“

Die Mehrheit der Absolventen eines Lehramtsstudiums an einer sächsischen Hochschule strebt den Berufseinstieg an einer Schule in Sachsen an. Die Attraktivität der Beschäftigung als Lehrer steigt auch wegen der Möglichkeit der Verbeamtung und der tariflichen Aufwertung von Grundschul- und Oberschullehrern. Wer in Sachsen den Vorbereitungsdienst absolviert, bewirbt sich danach mehrheitlich auch an einer Schule im Freistaat. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Sondererhebung Lehramtsabsolventen innerhalb der 3. Sächsischen Absolventenstudie 2018. Nach der enormen Erhöhung der Zahl der Studienanfänger für das Lehramt von 1000 im Jahr 2012 auf 2600 im Jahr 2018 ließ das sächsische Wissenschaftsministerium untersuchen, ob die in Sachsen ausgebildeten Absolvent/innen auch an den sächsischen Schulen „ankommen“ – bzw. wie viele von ihnen Sachsen nach der Ausbildung verlassen, wann und weshalb. Mit der Studie wurde das Kompetenzzentrum für Bildungs- und Hochschulforschung an der TU Dresden beauftragt. Befragt und ausgewertet wurden 1225 Absolventen der Prüfungsjahrgänge 2014 bis 2017.

Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange: „Die Studie zeigt, dass die massive Erhöhung der Studienplätze im Lehramt Wirkung zeigt. Die große Mehrheit strebt auch einen Berufseinstieg an einer Schule in Sachsen an. Damit erfüllen die Hochschulen ihre Aufgabe bei der Lösung des Personalproblems an den Schulen. Deutlich wird aber auch, wie wichtig es ist, die Lehramtsabsolventinnen und -absolventen gleich nach dem Ersten Staatsexamen in Sachsen zu halten. Wenn sie sich zum Vorbereitungsdienst außerhalb Sachsens bewerben, verlieren wir sie. Denn: Wer den Vorbereitungsdienst in Sachsen absolviert, der bleibt meist hier, auch wenn er nicht aus Sachsen kommt.“ Die Ministerin ergänzt: „Die Studie zeigt uns die Punkte, an denen wir ansetzen müssen, um noch mehr der an unseren Hochschulen ausgebildeten Lehrkräfte im Land zu halten. Erschreckend ist, dass die Unzufriedenheit mit dem politischen Klima in Sachsen offensichtlich für viele junge Lehrer – besonders wenn sie aus einem anderen Bundesland kommen – ein triftiger Grund ist, eine Beschäftigung außerhalb Sachsens zu bevorzugen.“

Prof. Dr. Karl Lenz vom Sächsischen Kompetenzzentrum für Bildungs- und Hochschulplanung der TU Dresden: „Gerade angesichts des hohen Lehrerbedarfs stellen Absolventenstudien ein wichtiges Instrument dar, um mehr über die Berufseinmündung und die Motivlage der Absolventinnen und Absolventen der Lehramtsstudiengänge in Erfahrung zu bringen. Die Studie informiert ausführlich über den Eintritt in den Vorbereitungsdienst, über den Vorbereitungsdienst und den Schritt in die Lehrtätigkeit an Schulen in Sachsen und außerhalb. Gerade in dem Motivlagen untersucht werden, lassen sich aus der Studie auch wichtige Hinweise gewinnen, wie die Anzahl derer noch stärker gesteigert werden kann, die als Lehrkräfte in Sachsen tätig werden.“

Ergebnisse aus der Studie:

  • Der Ausbau der Lehramtsstudiengänge in Sachsen trägt Früchte. Während zwischen Oktober 2013 und September 2014 818 Personen ihr Lehramtsstudium erfolgreich mit dem Master oder dem ersten Staatsexamen abschlossen, ist die Zahl bis zum Prüfungsjahr 2017 auf 1.304 angestiegen. Der starke absolute Anstieg wird vor allem von den Absolvent/innen des Lehramts an Grundschulen getragen, deren Anzahl hat sich von ca. 100 auf mehr als 400 vervierfacht. Auch die Anzahl der Absolvent/innen des Lehramts an Ober-/Mittelschulen hat sich vervierfacht, aber insgesamt auf niedrigerem Niveau (von 30 auf ca. 140).
  • Mit rund 60 % hat der Großteil der Befragten ihre Hochschulzugangsberechtigung innerhalb Sachsens erworben, 29 % in einem anderen „neuen“ Bundesland, knapp 10 % in den alten Bundesländern und etwas weniger als 1 % im Ausland.
  • Der Vorbereitungsdienst wird überwiegend in Sachsen absolviert. Fast 70 % haben sich dafür entschieden, ca. 30 % für ein anderes Bundesland. Über die vier betrachteten Prüfungsjahrgänge hat Sachsen deutlich an Attraktivität gewonnen.
  • 58 % der Befragten, die den Vorbereitungsdienst bereits begonnen oder absolviert haben, bewarben sich ausschließlich in Sachsen. Für 21 % stand fest, dass sie Sachsen verlassen: Sie haben sich ausschließlich in einem oder mehreren anderen Bundesländern beworben. Weitere 22 % bewarben sich innerhalb und außerhalb Sachsens. Von diesen sind 54 % in den sächsischen Vorbereitungsdienst eingetreten.
  • Die Absolvent/innen, die sich (auch) außerhalb Sachsens beworben haben, wurden nach den wesentlichen Gründen für ihr Bewerbungsverhalten befragt. 60 % gaben die insgesamt bessere Arbeitssituation außerhalb Sachsens als Grund an. Fast gleich häufig wurden die bessere finanzielle Vergütung (57 %) und private/familiäre Gründe (56 %) genannt. Nur geringfügig dahinter rangiert die Unzufriedenheit mit der sächsischen Bildungspolitik (55 %). Auch der Verbeamtungswunsch sowie eine hohe verschickte Anzahl an Bewerbungen und bessere Anstellungschancen nach dem Vorbereitungsdienst fanden eine hohe Zustimmung. Deutlich wird damit eine Gemengelage von Gründen, die zu einer Abwanderung führen können. Trotz dieser Vielzahl von Gründen wird erkennbar, dass es keineswegs nur persönliche und damit schwer beeinflussbare Motive sind, die diesen Abwanderungswunsch hervorgerufen haben. Es gibt durchaus Gründe, die unmittelbar mit dem Vorbereitungsdienst und Anschlussoptionen oder mit Rahmenbedingungen der Beschäftigung zu tun haben.
  • Als Bewerbungsziel steht Sachsen für die Arbeit an einer Schule mit deutlichem Abstand auf Platz eins. Ca. drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen, die den Vorbereitungsdienst abgeschlossen haben, haben sich in Sachsen beworben. Mit weitem Abstand folgen die an Sachsen angrenzenden Bundesländer Sachsen-Anhalt (22 %) und Brandenburg (11 %). Etwas mehr als die Hälfte haben sich ausschließlich in Sachsen für eine Stelle beworben.
  • In Bezug auf die regionale Herkunft zeigt sich ein starker Klebeeffekt. Die Absolvent/innen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Sachsen erworben haben, nehmen zu 86 % eine Erwerbstätigkeit in Sachsen auf. Aber immerhin verbleiben von Alumni aus den anderen neuen Bundesländern und den alten Bundesländern jeweils etwa zwei Fünfteln in Sachsen.

Noch stärker ist allerdings der Zusammenhang zwischen den Regionen des Vorbereitungsdienstes und der Erwerbstätigkeit. Nahezu alle Absolventinnen und Absolventen mit Vorbereitungsdienst in Sachsen werden dann auch in diesem Bundesland erwerbstätig. Von den Alumni, die den Vorbereitungsdienst in den anderen neuen Bundesländern (inkl. Berlin) absolviert haben, kommen dagegen nur etwa 21 % und aus den alten Bundesländern sogar nur 6 % zur ersten Erwerbstätigkeit zurück. Das macht deutlich, dass die Aufnahme des Vorbereitungsdienstes in besonderem Maße ein kritisches Ereignis ist, das darüber entscheidet, ob eine Lehrtätigkeit an Schulen in Sachsen aufgenommen wird.

Mit der 3. Sächsischen Absolventenstudie wurde erstmals eine Sondererhebung für die Lehramtsstudiengänge an den drei sächsischen Universitäten mit Lehramtsstudium (Leipzig, Dresden und Chemnitz) durchgeführt. Einbezogen wurden die Absolventinnen und Absolventen der Prüfungsjahrgänge 2014 bis 2017.

Nach den Angaben des Statistischen Landesamtes haben in diesen vier Prüfungsjahrgängen etwa 4.280 Studierende ihr Lehramtsstudium in Sachsen erfolgreich abgeschlossen. Knapp zwei Drittel von ihnen erwarben dabei einen Masterabschluss und ein gutes Drittel einen Staatsexamensabschluss. Es gibt diese unterschiedlichen Abschlüsse in Sachsen, da das Lehramt 2012/13 von dem zwischenzeitlich eingeführten Bachelor- und Mastersystem wieder auf Staatsexamen-Studiengänge umgestellt wurde.

https://tu-dresden.de/zqa/forschung/Forschungsprojekte/3-saechsische-Absolventenstudie/Lehramtsabsolventenstudie


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Pressesprecher Falk Lange
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