Eine Schienenlegende als zukünftiger Botschafter für die Eisenbahnneubaustrecke Dresden – Prag
03.12.2021, 14:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Für die Aufarbeitung und Modernisierung des »Görlitzer« Schnellverkehrstriebwagens VT 18.16.07/10 hat die SVT Görlitz gGmbH einen Fördermittelbescheid über 300.000 Euro erhalten. Damit unterstützt der Freistaat die betriebsfähige Aufarbeitung eines hervorragenden Produktes des ehemaligen DDR-Schienenfahrzeugbaus. Die Mittel stammen aus dem für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stehenden Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR (PMO-Vermögen).
Den Zuwendungsbescheid übergab Verkehrsminister Martin Dulig heute persönlich an Mario Lieb, Geschäftsführer der SVT Görlitz gGmbH.
»Die Gesellschaft bewahrt mit der Erhaltung des Zuges ein Stück lebendige sächsische Industriekultur. Mit seiner besonderen Geschichte und seinem schnittigen Design gehört der Zug zu den Eisenbahnlegenden. Mit dem klangvollen Namen Vindobona, den der Zug einst auf seinen Fahrten von Berlin über Dresden nach Prag und Wien trug, kann er künftig auch ein Botschafter für das ehrgeizige Projekt der Neubaustrecke Dresden – Prag werden«, so Minister Dulig und betont: »Wir wollen den Schienenverkehr insgesamt stärken und ihn zum festen Bestandteil unserer Anstrengungen zum Klimaschutz machen. Insofern bin ich mit den Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen im Bereich Schienenverkehr sehr zufrieden.«
»Unser Ziel ist es, 2023 auf die erste Fahrt zu gehen – nach 20 Jahren Stillstand des Zuges und 60 Jahre nach der Messepräsentation des Baumusterzuges. Wir wollen mit diesem historischen Zug Menschen und Regionen verbinden, Kulturaustausch fördern und somit einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten«, so Geschäftsführer Mario Lieb. »Gerade der SVT, welcher für den internationalen Schnellverkehr entwickelt und gebaut wurde, ermöglicht es, diese Aufgabe zu erfüllen und damit einen Beitrag über den musealen Anspruch hinaus zu leisten. Wir sind uns dabei auch der zukünftigen Herausforderungen bewusst und wollen uns diesen gemeinsam mit unseren Partnern und Unterstützern stellen.«
Der vor 60 Jahren beim Waggonbau Görlitz für die Deutsche Reichsbahn konstruierte und gebaute Schnellverkehrstriebwagen wurde erstmals auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1963 vorgestellt. Das Einsatzgebiet des Zuges lag viele Jahre lang im hochwertigen Fernverkehr der Deutschen Reichsbahn. Die bekanntesten Ziele waren Malmö, Kopenhagen, Karlovy Vary, Prag und Wien.
Eine zufällige Frage am Frühstückstisch, warum dieser Zug nicht mehr betriebsfähig sei, führte zum Projekt der betriebsfähigen Aufarbeitung des »SVT Bauart Görlitz«. Damit war die Basis für die Gründung der gemeinnützigen GmbH mit dem Ziel der Realisierung des Vorhabens geschaffen. Beim Eigentümer des Zuges traf das Projekt auf offene Ohren, damit konnte dieser vom DB Museum übernommen werden. Dank des großen Engagements zahlreicher Mitstreiter und Partner konnte eine Projektfinanzierung erarbeitet und mit ersten Teilarbeiten begonnen werden. Jetzt gilt es, die zahlreichen kleinen und größeren Herausforderungen, welche sich bei der Aufarbeitung ergeben, zu meistern.
Die Rekonstruktion findet gegenwärtig in einer Wagenhalle des ehemaligen Bahnbetriebswagenwerkes Dresden-Altstadt statt. Unter der Projektidee »Ein Zug für Mitteldeutschland« sollen zwei Triebköpfe und insgesamt vier Mittelwagen einschließlich notwendiger Betriebsreserven aufgearbeitet und langfristig wirtschaftlich betrieben werden. Die Kosten dafür belaufen sich nach gegenwärtigem Stand auf rund fünf Millionen Euro. Davon werden knapp 3,4 Millionen Euro durch den Bund gefördert. Ziel hierfür ist, die wesentlichen Arbeiten im Jahr 2022 abzuschließen und im Frühjahr 2023 die Genehmigung zur (Wieder-) Inbetriebnahme zu erhalten. Da es sich um ein historisches Fahrzeug handelt, ist das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Zusammenarbeit mit dem Landesbeauftragten für Eisenbahnaufsicht für den Zulassungsprozess verantwortlich.