Chic: Phallus und Busenband
01.03.2022, 09:13 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Erste Leihgaben für die neue Sonderausstellung im Archäologiemuseum smac eingetroffen
Ein Phallus und eine Venus-Statuette mit Busenband sind die ersten Leihgaben, die am heutigen Dienstag, 1. März 2022, im smac – kurz für: Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz – eingetroffen sind. Die Objekte des Rheinischen Landesmuseums Trier werden zusammen mit über 350 nationalen und internationalen Exponaten in der Sonderausstellung »Chic! Schmuck. Macht. Leute.« ab dem 1. April 2022 im smac zu sehen sein.
Ausstellungskuratorin Yvonne Schmuhl:
»Man mag es heute kaum glauben, aber in römischer Zeit waren Phalloi, also erigierte Penisse, Glückssymbole, die man als Amulett am Körper trug oder als Windspiel in den Garten hängte. Das Busenband hingegen trägt man noch heute – als Bandeau-Bikinioberteil. Ab dem 1.4.2022 gehen wir in unserer Sonderausstellung »Chic! Schmuck. Macht. Leute.« auf viele weitere Kuriositäten des Schmückens ein.«
DER PHALLUS – KEIN SEX TOY, SONDERN EIN WINDSPIEL
Der Phallus gehört zu einem knapp 20 Zentimeter langen Windspiel (lat.: tintinnabulum) aus Bronze. An ihm sind drei Ketten mit Glöckchen befestigt. Es hing im 1. Jahrhundert nach Christus in einem Hauseingang oder Garten einer römischen Villa. Das Klingeln sollte Übel abwehren und Glück bringen.
Erigierte Penisse, sogenannte Phalloi, in groß oder klein finden sich auf Alltagsgegenständen wie Lampen und Geschirr, als Schmuck für Mensch und Tier, als Wegweiser oder aber in dieser Sondervariante als tintinnabulum. Raubtierpfoten, Schwanz, Flügel und Ohren verleihen dem Phallus eine tierische Form mit Unheil abwehrender Wirkung.
Es wird zwar immer wieder vermutet, dass Römer Intimschmuck trugen, aber es existieren nur indirekte Hinweise wie diese. In der Sonderausstellung »Chic! Schmuck. Macht. Leute.« wird das tintinnabulum daher in einem Bereich präsentiert, der sich mit schmückenden Veränderungen am menschlichen Körper auseinandersetzt.
Leihgeber: Rheinisches Landesmuseum Trier – Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
DAS BRUSTBAND – SCHMUCK FÜR VENUS, KOMFORT FÜR SPORTLERINNEN
Die 14,5 Zentimeter hohe Bronzestatuette ist aufgrund ihrer zur Schau gestellten Nacktheit als Venus zu identifizieren. Das Brustband, das hier nur wenig Busen verdeckt, ist mit einer Silbereinlage hervorgehoben und kann durchaus mit einem Bandeau-Bikinioberteil verglichen werden. Es ist nämlich nur ein Gerücht, dass der Bikini erst in den 1950er Jahren erfunden wurde: Römische Sportlerinnen trugen Brustband und Schlüpfer bereits vor 1.700 Jahren. Das beweist ein Mosaik aus der Villa del Casale auf Sizilien.
In der Sonderausstellung »Chic! Schmuck. Macht. Leute.« wird die knapp bekleidete Venus im Bereich »Status und Bedeutung« präsentiert. Hier gehen die Kuratorinnen darauf ein, dass Schmuckstücke bzw. deren Fehlen auch als Symbole der Macht dienen können. Im Falle der Venus ist die Nacktheit ihr Schmuck und damit das Identifikationskriterium der römischen Göttin der Schönheit.
Leihgeber: Rheinisches Landesmuseum Trier – Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz
SONDERAUSSTELLUNG »CHIC! SCHMUCK. MACHT. LEUTE.«
Im Fokus der Sonderausstellung, die das smac vom 1. April bis 28. August 2022 zeigt, stehen der Mensch und sein Bedürfnis sich durch Kleidung, Schmuckstücke, aber auch dauerhafte körperliche Veränderungen wie Tätowierungen auszudrücken.
So groß wie die Vielfalt dieser Schmuckelemente ist auch ihre Bedeutungsspanne: Denn Schmuck ist nicht nur Zeichen der sozialen Zugehörigkeit, sondern auch Ausdruck von Individualität und ein geeignetes Mittel, den eigenen Status oder Reichtum zu verdeutlichen.
Diese kultur- und epochenübergreifende Bandbreite der Formen des Schmückens vermittelt die Ausstellung stimmungs- und glanzvoll mit nationalen und internationalen Exponaten.
#chicimsmac