Wissenschaftsministerium fördert Kooperationsprojekt an geisteswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Sachsen
16.03.2022, 15:06 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Verbundprojekt »DIKUSA – Vernetzung digitaler Kulturdaten in Sachsen zum Aufbau einer technischen Infrastruktur für die Forschung zu Mobilität, Migration und Transformation von Orten, Personen und Artefakten in zeitlicher und räumlicher Perspektive« erhält rund 1,4 Millionen Euro für die Jahre 2022-25
Wie funktionierte der künstlerische Austausch in Sachsen und aus Sachsen heraus im 17. Jahrhundert? Wie gestalteten sich Bildungsbiografien jüdischer Studierender in Sachsen? Wie ging die Transformation einer Bergbaulandschaft in Sachsen im 20. Jahrhundert vonstatten?
Für die detaillierte Beantwortung solcher Fragen müssen sehr unterschiedliche Daten zu Personen, Bewegungen, Ereignissen und Artefakten miteinander in Beziehung gesetzt werden. Um das zu vereinfachen, haben sich sechs geisteswissenschaftliche sächsische Forschungseinrichtungen im Kooperationsvorhaben DIKUSA mit Projekten zur Kultur- und Sozialgeschichte Sachsens zusammengeschlossen. Koordiniert werden die Einzelprojekte durch das KompetenzwerkD an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW).
Neben der SAW gehören folgende Institute zum Forschungsverbund:
- Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV)
- Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden (HAIT)
- Sorbisches Institut / Serbski institut
- Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)
- Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow (DI)
Die sehr heterogenen digitalen Daten werden aus den Teilprojekten zusammengeführt, untereinander verlinkt, gegebenenfalls mit Normdatenbanken verknüpft, ausgewertet, archiviert und nachhaltig für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht.
Als ein weiterer Kooperationspartner für DIKUSA konnte die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) gewonnen werden, die sich mit Kartenmaterial in das Projekt einbringt. Die erhobenen Daten sollen mit den bereits digitalisierten, zum Teil historischen Karten kombiniert werden, um Bewegungen und zeitliche Abläufe visuell darzustellen. Ergebnisse können dadurch attraktiver und nachvollziehbarer präsentiert werden. So können Forschende, aber auch alle Interessierten beispielsweise die Wege von Künstlern am Hofe Augusts des Starken, von jüdischen Gelehrten oder von Flüchtenden nachvollziehen, vielleicht sogar Muster erkennen. Sächsische Orte mit ihren Denkmälern zum Beispiel zum sorbischen Kulturerbe oder der Industriekultur können in ihrer Entwicklung anschaulich dargestellt werden.
Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow erklärt:
»Es ist für die Geisteswissenschaften in Sachsen ein wichtiger Schritt, dass zwei Institute der Leibniz-Gemeinschaft und vier Landesforschungseinrichtungen gemeinsam daran arbeiten, die Forschungsdateninfrastruktur in diesem Bereich und deren übergreifende Nutzung zu verbessern. Das Projekt schafft die Grundlage für eine intensivere Zusammenarbeit und lässt Synergien entstehen. Darüber hinaus wird der Anschluss der sächsischen an die nationale wie internationale Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften verbessert«.
Prof. Dr. Hans Wiesmeth, Präsident der SAW ergänzt:
»Mit dem Projekt DIKUSA bauen die beteiligten Einrichtungen ihre Bestrebungen im Bereich der Digitalen Geisteswissenschaften weiter aus. Das Projektteam wird wichtige Quellen erschließen, Landschaften kartieren und ereignisreiche Biografien nachzeichnen, die zum sächsischen Kulturerbe gehören«.
Hintergrund:
Das Projekt ist im laufenden Doppelhaushalt eines der größten Kooperationsvorhaben in diesem Forschungsbereich, das aus Landesmitteln gefördert wird. Der zugrundeliegende Haushaltstitel stellt einen wesentlichen Bestandteil des Förderportfolios des Wissenschaftsministeriums dar. Grundsätzliches Ziel dieses Programms sind der Erhalt und die Stärkung des Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsstandortes Sachsen im nationalen und globalen Wettbewerb – insbesondere durch den Ausbau vorhandener Expertise sowie die Anregung der Entwicklung innovativer, zukunftsweisender Kompetenzen. Ebenso gefördert werden Projekte, welche die Initiierung und den Ausbau von Vernetzungsaktivitäten sächsischer Wissenschaftseinrichtungen untereinander vorantreiben sowie die Anbahnung und Etablierung von Kooperationen mit Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen.