Erste Verleihung des Leo Trepp-Schülerpreises im Sächsischen Landtag
16.06.2022, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Fünf Schülergruppen wurden für ihre herausragenden Leistungen zum Thema »Lebendiges Judentum in Deutschland« ausgezeichnet
Im Sächsischen Landtag sind heute (16. Juni) die fünf besten Schülergruppen aus den unterschiedlichen Bundesländern für ihre herausragenden Leistungen zum Thema »Lebendiges Judentum in Deutschland« ausgezeichnet worden. Die Preisträger kommen aus Niedersachsen (3), Berlin und Sachsen. Insgesamt haben sich 73 Schülergruppen der 9. und 10. Klasse aus Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen an dem Wettbewerb beteiligt. Mit viel Neugier erforschten sie über Interviews, Archivrecherchen und Synagogenbesuchen das jüdischen Leben von damals und heute vor Ort. Ihre Ergebnisse fassten die Schülerinnen und Schüler in sehenswerten Kurzfilmen, Podcasts und Büchern zusammen.
In Anlehnung an das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« wurde mit Beginn des Schuljahres 2021/2022 der Leo Trepp-Schülerpreis zum Thema »Lebendiges Judentum in Deutschland« ausgerufen. Die Schirmherrschaft über die heutige Preisverleihung hat der Präsident des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler, übernommen. Die Laudationes wurden von Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Schirmfrau des Preises, Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus und Schirmherr des Preises und Christian Piwarz, Sächsischer Staatsminister für Kultus gehalten. Umrahmt wurde die Veranstaltung von der in Pforzheim aufgewachsenen israelischen Rapperin Sharon Suliman und ihrer Band.
Preisträgerinnen und Preisträger Schuljahr 2021/22:
1. Preis (Klassenfahrt nach Berlin, inklusive Fahrt- und Übernachtungskosten sowie Besuche des Jüdischen Museums und anderer Einrichtungen)
29 Schülerinnen und Schüler der Cäcilienschule, Gymnasium in Wilhelmshaven, fertigten ein 80-seitiges Büchlein »Entdecke das Judentum«.
2. Preis (Tagesreise zum Thema Jüdisches Leben)
Sechs Schülerinnen und Schüler des Lily-Braun-Gymnasium, Berlin Spandau, produzierten einen Podcast »Von Regina Jonas zu heutigen Rabbinerinnen«.
Drei Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums Plauen fertigten einen Film »Jüdische Geschichte in Plauen«.
3. Preis (jeweils 900 Euro)
Sieben Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Bad Iburg produzierten einen Film zum Jugendzentrum Lev Echad in Osnabrück.
Sechs Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Bad Iburg fertigten einen Podcast »Lebendiges Judentum im Sport«.
Kultusminister Christian Piwarz: »Der Auftakt des Leo Trepp-Schülerpreises ist gelungen. Knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Bundesländern haben sich aktiv mit dem jüdischen Leben in ihrer Heimat beschäftigt. Die damit verbundenen einprägsamen Erfahrungen und persönlichen Kontakte stärken das Interesse, die Offenheit und Toleranz. Das ist die beste Medizin gegen Antisemitismus. Ich freue mich, wenn in der nächsten Wettbewerbsrunde weitere Schulen an diesem spannenden Projekt teilnehmen.«
Dazu Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler: »Leo Trepp wollte insbesondere jungen Menschen Wissen vermitteln, um sie für die religionsübergreifende Verständigung zu gewinnen. Die Stiftung führt sein Lebenswerk fort und motiviert Schülerinnen und Schüler, sich intensiv mit dem jüdischen Leben, der jüdischen Religion, Geschichte und Kultur auseinanderzusetzen. Ich danke allen jungen Menschen, die sich an der Premiere des Leo Trepp-Schülerwettbewerbes beteiligt haben, sehr herzlich.«
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und Schirmfrau des Preises, Dr. h.c. Charlotte Knobloch an die Schülerinnen und Schüler gerichtet: »Ich möchte mich zuallererst und ganz besonders bei Euch bedanken – für Eure Energie und Euer Herzblut, für Eure Neugier und Eure Tatkraft. Für alle Projekte, die Ihr begonnen habt und für die Ihr heute zurecht ausgezeichnet werdet.«
Über Leo Trepp sel. A. sagt sie: »Sein Leben war der Überzeugung gewidmet, dass Jüdisches und Deutsches sich eben nicht widersprechen müssen. Dass »jüdisch« und »deutsch« kein Gegensatzpaar sind und dass jüdische Menschen in Deutschland selbstverständlich auch Deutsche sein können.«
Leo Trepp (1913-2010) wirkte unter der Beobachtung der Nationalsozialisten von 1936 bis 1938 als letzter Landesrabbiner in Oldenburg, wurde 1938 deportiert und konnte gerade noch rechtzeitig nach England und später in die USA emigrieren. Als Rabbiner und Religionsphilosoph setzte er sich auch nach 1945 in Deutschland für ein lebendiges und aufgeschlossenes Judentum und den Dialog mit Nichtjuden ein. Er arbeitete viel mit jungen Menschen, diskutierte mit ihnen und glaubte an die Fähigkeit zu lernen und durch Lernen das Denken zu verändern.
»Ich freue mich, dass die Preisträgerinnen und -träger sich, ganz im Sinne Leo Trepps, offen und neugierig auf die Spuren des heutigen jüdischen Lebens begeben haben,« so Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. »Durch ihre Bereitschaft zur Begegnung und ihr Interesse daran, über den Tellerrand zu blicken, haben die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer nicht nur an Wissen und Erfahrungen dazugewonnen, sondern tragen auch aktiv zur Vorbeugung von Antisemitismus bei.«
In 2019 gründete Gunda Trepp die Leo Trepp Stiftung mit dem Ziel, das Wissen um jüdisches Leben im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und das Andenken an Rabbiner Leo Trepp und seine Überzeugungen wachzuhalten. Leo Trepp hatte sich sein Leben lang für die Stärkung der jüdischen Identität eingesetzt und dafür, dass sich die verschiedenen Kulturen in Anerkennung ihrer Unterschiedlichkeit gemeinsam für das Gemeinwohl und die Freiheit aller einsetzen. Gunda Trepp, Vorständin der Stiftung, zu den Ergebnissen des Schülerpreises: »Schülerinnen und Schüler näherten sich jüdischen Bürgerinnen und Bürgern und dem Judentum mit Fragen an, die sie tatsächlich beschäftigten. Sie beschreiben die ‚Aha-Erlebnisse‘, die sie hatten. Diese Echtheit, diese Offenheit machen die Qualität ihrer Arbeiten aus.« Außerdem betont sie: »Leo Trepp sagte einmal, dass Schule nicht nur Wissen vermitteln, sondern junge Menschen zu Demokraten erziehen sollte, zu Bürgern, die sich aktiv in die Gesellschaft einbringen. Der erste Durchgang des Wettbewerbs hat uns gezeigt, dass es Schulen in der Bundesrepublik gibt, die das trotz der ungeheuren Belastung der Lehrkräfte leisten. Und wir sehen uns bestätigt in der Hoffnung, dass der Preis zu diesem Prozess einen Teil beitragen kann.«
Der Leo Trepp-Schülerpreis wird auch im Schuljahr 2022/23 wieder an den Start gehen. Weitere Informationen sind abrufbar unter: https://leotrepp.org/de/leo-trepp-preis