Wirtschaftsminister Dulig stellt Studie zum Gründungsstandort Sachsen vor
05.07.2022, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Mehr als zwei Drittel der befragten Start-ups sehen Fachkräftebedarf als große Herausforderung – Martin Dulig: »Wer in Sachsen etwas bewegen will, kann auf die Unterstützung des Freistaats bauen!«
Sachsen ist ein Gründerland, im urbanen wie ländlichen Raum. Die prozentual meisten Unternehmensgründungen verzeichneten seit 2011 die Großstädte Leipzig (32,8 Prozent) und Dresden (30,7 Prozent), mit Abstand auch Chemnitz (8,4 Prozent). Der Anteil aller innovativen Gründungen in den Landkreisen beträgt zusammen beachtliche rund 28 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie zum Gründungsstandort Sachsen, welche Wirtschaftsminister Martin Dulig heute (5. Juli 2022) dem Kabinett vorgelegt hat. Die vom Wirtschaftsministerium (SMWA) in Auftrag gegebene und vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung durchgeführte Studie bildet erstmals spezifisch für Sachsen die Entwicklung des Gründungs- und Innovationsökosystems von 2011 bis heute ab.
860 von ca. 1.200 jungen, innovativen Unternehmen (»Start-ups«), die 2011 bis 2019 ins Handelsregister im Freistaat Sachsen eingetragen wurden, bestanden noch im Jahr 2021. Es dominiert unter den recherchierten Gründungen der Bereich »Information und Kommunikation« (57 Prozent, Mehrfachnennungen möglich). Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen haben einen Anteil von 26 Prozent. 18 Prozent der Neugründungen zählen zum verarbeitenden Gewerbe. Es überwiegen Teamgründungen mit durchschnittlich 2,8 Mitgliedern. In nur knapp jedem dritten Team sind Frauen beteiligt. 68 Prozent der befragten Start-ups sehen künftig große Herausforderungen bei der Gewinnung von Fachkräften. 150 Anbieter von Unterstützungsleistungen für Start-ups wurden identifiziert (z. B. Coworking-Anbieter, Hubs).
Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Sachsens Gründerszene ist voller Dynamik. Das zeigt mir die große Resonanz auf unseren jährlichen Gründerpreis und die familienfreundliche Gründungsförderung InnoStartBonus. Unter dem Strich ist aber weniger die Zahl der Gründungen maßgebend, sondern Klasse statt Masse. Auf Nachhaltigkeit, Innovationskraft und das Wachstumspotenzial, das vor allem technologieorientierte und innovative Gründungen versprechen, kommt es an. Wir wollen ein Land sein, das diejenigen unterstützt, die etwas bewegen wollen und die Anzahl innovativer Gründungen weiter erhöhen. Innovation, Gründen und Wissenstransfer sind wichtige Ziele der sächsischen Staatsregierung. Der digitale Wandel verändert althergebrachte Wertschöpfungsketten und bewegt ganze Branchen. Jetzt ist die Zeit für eine neue Gründergeneration, die diesen Wandel weiter vorantreibt.«
Für die Studie wurden zwischen Mai und Dezember 2021 knapp 700 Teilnehmer in Sachsen befragt (380 Gründerinnen und Gründer, über 250 Beschäftigte in Start-ups, über 50 Förderinstitutionen im sächsischen Gründungsökosystem). Darüber hinaus wurden Expertinnen und Experten mithilfe qualitativer Interviews einbezogen. Vertiefende Fokusgruppendiskussionen fanden mit ausgewählten Gründerinnen und Gründern sowie Einrichtungen, die Gründungen unterstützen, statt.
Die Studie umfasst eine umfangreiche Ist-Analyse der sächsischen Gründerszene unter sämtlichen relevanten Aspekten. Dazu wurden insbesondere der Wissenstransfer und die Vernetzung mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die Arbeits- und Fachkräftesituation der sächsischen Start-ups sowie die Unterstützungslandschaft und Finanzierungssituation (z. B. Inkubatoren, Risikokapital) für Start-ups und Unternehmensgründungen im Gründungsstandort Sachsen untersucht.
Daraus leitet die heute vorgestellte Studie Handlungsempfehlungen zur Stärkung und Weiterentwicklung des Gründungsstandorts Sachsen ab. Sie bildet damit die Basis für die Fortschreibung der sächsischen Existenzgründungsstrategie. Dieser Prozess startet im vierten Quartal 2022 mit einer breiten Beteiligung der anderen Ressorts und der gründungsunterstützenden Einrichtungen. »Ich danke allen, die uns ihr Vertrauen geschenkt und sich in die Studie eingebracht haben. Sachsen ist schon jetzt ein attraktiver Standort für Gründungen und das wollen wir weiter ausbauen«, so Minister Dulig weiter.
Hintergrund
Der Transformationsprozess weiter Teile der Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft – ausgelöst durch die Energie- und Klimakrise und die Chancen des digitalen Wandels – rückt das innovative Gründungsgeschehen noch stärker in den Fokus. Es zeigt sich, dass Start-ups schneller als etablierte Unternehmen neue Trends und Technologien aufgreifen, ganz neue Anwendungsfelder und Märkte erschließen sowie die Dynamik in bestehenden Märkten erhöhen. Gründerinnen und Gründer entwickeln neue Ideen, die bestehende Anbieter-Abnehmer-Beziehungen, Herstellungsverfahren oder den Produktnutzen in Frage stellen.
Viele größere Unternehmen haben die Stärken von Start-ups erkannt und versuchen, über neue Formen der Kooperation Impulse für Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu erhalten. Auch mittelständische Unternehmen mit begrenzten Ressourcen und Kompetenzen suchen zunehmend Impulse von neuen Marktteilnehmern.