Neue Rohstoffstrategie für Sachsen - Potenzial der heimischen Rohstoffe stärker nutzen
21.07.2022, 10:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Der enorme Rohstoffbedarf moderner elektronischer Endgeräte, neue Werkstoffe in der Bauindustrie, aber auch die Mobilitätswende im Individualverkehr hin zur E-Mobilität bieten eine große Chance für den sächsischen Bergbau und die Bergbauindustrie. Moderne Smartphones und energieeffiziente Flachbildschirme, Photovoltaik und e-Autos - fast alle Zukunftstechnologien sind auf seltene Metalle angewiesen. Der weltweite Rohstoffbedarf nimmt immer weiter zu. Gleichzeitig sind diese natürlichen Ressourcen begrenzt. Die Rohstoffgewinnung ist in vielen Bereichen stark auf Länder konzentriert, die politisch und wirtschaftlich instabil sind. Die Importabhängigkeit in Europa, Deutschland und Sachsen ist hoch. Das globale Wirtschaftswachstum erhöht die Rohstoffnachfrage und lässt die Preise steigen. Die Gestaltung von regionalen Rohstofflieferketten rückt immer weiter in den Mittelpunkt. Der Freistaat Sachsen erarbeitet deshalb derzeit eine neue sächsische Rohstoffstrategie.
»Wir benötigen eine Zeitenwende in unserer bisherigen Strategie und müssen uns hier neu aufstellen, von der Kreislaufwirtschaft über Sekundärrohstoffe, über die Einbindung nachwachsender Rohstoffe bis hin zum Bergbau. Insbesondere in Anbetracht der gegenwärtigen geopolitischen Situation und den Auswirkungen durch die Corona-Pandemie und den Russland-Ukraine-Krieg benötigen wir neue Antworten und Lösungen zur Rohstoffversorgung,« betonte Sachsens Oberster Bergmann, Wirtschaftsminister Martin Dulig heute im Rahmen des 14. Sächsischen Rohstofftages des Geokompetenzzentrums Freiberg e.V..
»Indem Rohstoffe in Sachsen selbst gewonnen, weiterverarbeitet und genutzt werden, können wir Abhängigkeiten von Drittstaaten vermeiden. Darüber hinaus erfolgt der Rohstoffabbau nach sozial und ökologisch höchsten Standards und es entstehen zusätzliche Arbeitsplätze in der Region. Zudem kann der Freistaat Sachsen einen wichtigen Beitrag leisten, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Die neue sächsische Rohstoffstrategie soll dem neuen Berggeschrey einen Rahmen geben. Denn das alte Sprichwort: »Alles kommt vom Bergbau her« ist nicht nur eine Phrase, sondern belegt tatsächlich, dass der Ursprung und die Anfänge all unseres Wohlstandes in den kostbaren und endlichen Abbauprodukten des Bergbaues liegen.«
Zukünftig soll das Potenzial der heimischen Rohstoffe stärker genutzt werden. Der Fokus soll insbesondere auf Hochtechnologierohstoffen wie Lithium liegen. Bei solchen Rohstoffen bestehen weltweit besonders große Abhängigkeiten, wobei diese für unsere neuen Industrien essenziell sind. Wesentliche Potenziale bestehen in Vorkommen, die aufgrund ihrer mineralogischen Zusammensetzung bislang als nicht aufbereitbar galten, Lagerstättenteile, die aufgrund technologischer Herausforderungen nicht erschließbar waren und Erzvorkommen, die aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse abbauwürdig werden. Daneben ist für den ökologisch minimalen Fußabdruck auch die nachhaltige Gewinnung von heimischen Baurohstoffen ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Strategie.
Das Wissen über Lagerstätten und Rohstoffvorkommen soll durch Digitalisierung besser zugänglich gemacht werden. Zudem ist es Ziel des Freistaates, als Vorreiter in Deutschland das Antrags- und Genehmigungsverfahren digital aufzusetzen.
Neben der Nutzung von Primärrohstoffen stellt die Stärkung der Sekundärrohstoffwirtschaft ein zweites wichtiges Standbein bei der Versorgung mit Rohstoffen dar.
Zugleich können mit der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft die Auswirkungen auf Klima, Natur und Umwelt im Sinne der Nachhaltigkeit reduziert werden. In der Bevölkerung soll das Interesse und Bewusstsein für Rohstoffe gekräftigt und die Akzeptanz auch für neue Abbautätigkeiten gefördert werden. Hier sollen Aufklärung und die rechtmäßige Beteiligung Betroffener diese Akzeptanz fördern.
Hintergrund:
Die sächsische Rohstoffstrategie aus dem Jahr 2012 (aktualisiert 2017) wird derzeit komplett neu aufgestellt. Hintergrund dafür sind sowohl die Vereinbarungen des sächsischen Koalitionsvertrages als auch die sich geänderten europäischen und nationalen Rahmenbedingungen. Die 2020 von der Bundesregierung aktualisierte Rohstoffstrategie bietet auch für den heimischen Bergbau gute Anknüpfungspunkte. Dabei rücken die Ziele der CO2-Reduzierung und des hieraus resultierenden Umbaus von Gesellschaft und Wirtschaft in den Vordergrund. Die für den Ausbau von E-Mobilität und Batteriespeichern benötigten Hochtechnologierohstoffe, welche die EU als Kritische Rohstoffe in einem EU-Aktionsplan aufnahm, lagern im Freistaat. Natürlich sind in diesem Zusammenhang auch die Bereiche zur Rohstoffeffizienz, Recycling und Rohstoffsubstitution zu integrieren. Mit der strategischen Aufnahme der nachwachsenden Rohstoffe beschreibt der Freistaat Sachsen ein neues Kapitel auch im Zusammenspiel dieser Bereiche.