Herkules und Silen zurück im Großen Garten Dresden
13.09.2022, 13:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Die Besucher des Großen Gartens in Dresden können sich wieder am Anblick der beiden nach antiken Vorbild gestalteten Figurengruppen »Herkules mit Telephosknaben« und »Silen mit Bacchusknaben« erfreuen. Die aufwendig erstellten Marmorkopien flankieren eindrucksvoll den stadtseitigen Zugang zum Palais im Großen Garten. Im Beisein des Niederlassungsleiters der SIB-Niederlassung Dresden I und Vertretern der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen erfolgte heute die Aufstellung der beeindruckenden Skulpturengruppen durch die beiden Bildhauer Stefan Dürre und Frank Schauseil.
Seit Ende 2018 waren die beiden Bildhauer aus Dresden mit den Kopien der Bildwerke beauftragt. Die handwerklich anspruchsvolle Anfertigung der jeweiligen Skulpturengruppen erfolgte im traditionellen Punktierverfahren. Wie bereits die originalen Antikenkopien aus dem 18. Jahrhundert bestehen auch die heutigen Kopien aus Carrara-Marmor. Zuvor wurden durch den Dresdner Kunstformer André Zehrfeld Gipsabgüsse von den beiden zuletzt 1991/1992 restaurierten L’Estache-Antikenkopien hergestellt und anschließend in die Werkstätten der Bildhauer verbracht. An diesen Gipsabgüssen entfernten sie alle Bereiche, die den 1992 geschaffenen Ergänzungen entsprachen, schufen diese in Gips neu bzw. überarbeiteten sie. Aber auch viele an den L’Estache-Antikenkopien verwitterten Bereiche mussten an den Gipsmodellen dem barocken Vorbild entsprechend nachgestaltet werden. Die Modellbauarbeiten dauerten zirka ein Jahr. Ausgangspunkt für die nun abgeschlossene bildhauerische Rekonstruktion an den Modellen waren etliche historische Fotos aus denen vergrößerte Ausschnitte als Vorlage für die Modellentwicklung dienten. Die Gesamtkosten für die beiden Marmorkopien (einschließlich Material, Voruntersuchungen, Abformungen, Sicherung der Originale etc.) betragen ca. 440.000 Euro.
»Skulpturenprogramm im Großen Garten«
Die aufwendigen Anfertigungen der Kopien sind Bestandteil der Großen Baumaßnahme »Skulpturenprogramm im Großen Garten«, die der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Dresden I, im Auftrag des Freistaates Sachsen durchführt. Die Maßnahme dient der Sicherung und Konservierung des Skulpturenschmucks im Großen Garten. Für das auf insgesamt 10 Jahre angelegte Skulpturenprogramm stellt der Freistaat Sachsen rund 3,9 Mio. Euro zur Verfügung. Diese Maßnahme wird über Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes finanziert.
Der Große Garten Dresden mit dem Palais als erstem Gebäude barocker Baukunst in Sachsen präsentiert sich durch herausragende Marmorskulpturen und Sandsteinbildwerke als einzigartige Anlage. Das Gesamtensemble umfasste neben den Sandsteinwerken bis 1760 mehr als 200 Marmorobjekte, die insbesondere im 7-jährigen Krieg stark beschädigt wurden. Erhaltene Teile sind heute im Besitz des Freistaates in Depots untergebracht.
Trotz der wenigen noch im Großen Garten verbliebenen Marmor- und Sandsteinskulpturen lässt sich dieser einmalige Bestand im Freistaat in Qualität und kunsthistorischer Bedeutung mit dem der Parkanlagen in Potsdam Sanssouci oder München Nymphenburg vergleichen. Ursprünglich befanden sich im Großen Garten ausschließlich Werke aus Sandstein.
Geschichtlicher Hintergrund der Figurengruppe (Herkules mit dem Telephosknaben und Silen mit dem Bacchusknaben)
August der Starke, der besonders in den 1720er Jahren eine starke Affinität zu Skulpturen entwickelte, ließ sich über seinen Generalinspekteur der königlichen Sächsischen Sammlungen Baron Raymond LePlat Kopien der beiden Antiken in Marmor herstellen. Bildhauer war Pierre L’Estache, der dafür eigens von Paris nach Rom zog, wo die Originale standen.
Nach ihrer Vollendung kamen sie 1726 nach Dresden in den Garten des Holländischen Palais (heute Japanisches Palais). Als ab 1730 der Große Garten mit letztendlich (1756) etwa 220 Marmorwerken zu einem der bedeutendsten Skulpturenensemble nördlich der Alpen wurde, standen die beiden Figuren bereits westlich vor dem Palais. Dort wurden sie 1760 bei der Belagerung Dresdens beschädigt, 1830 restauriert und wieder aufgestellt. Auf den beiden Postamenten westlich vor dem Palais wurden sie 1945 zerstört. Folgend in der Bildhauerwerkstatt Hempel eingelagert, wurden sie dort 1991/92 restauriert. Etliche Fragmente waren nicht mehr erhalten und mussten durch Vierungen ergänzt werden. Besonders der Silen war schwer betroffen, so dass er heute aus nahezu vierzig Einzelteilen besteht. Die 1992 wieder zusammengesetzten L’Estache-Antikenkopien sowie die beiden Gipsmodelle verbleiben im Innenraum des Palais.
Herkules mit dem Telephosknaben:
Höhe: ca. 212 cm, Gewicht Original/Kopie: ca. 1,8 t
Silen mit dem Bacchusknaben:
(Höhe: ca. 205 cm, Gewicht Original/Kopie: ca. 1,5 t)