Sachsen will vom Besten lernen: Kanadas erfolgreicher Weg zur Fachkräftesicherung

27.09.2022, 12:45 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Tag 1 der Auslandsreise von Martin Dulig: Wie integriert die Region Québec ausländische Fachkräfte in den Arbeitsmarkt?

Montréal ist die erste Station der einwöchigen Kanada-Reise von Sachsens Wirtschafts- und Arbeitsminister und stellvertretendem Ministerpräsidenten Martin Dulig. Bei den politischen Terminen in der mit 1,8 Millionen Einwohnern größten Stadt der Region Québec stand am Montag vorrangig das Thema Fachkräftesicherung im Fokus. Die Termine zielten auf das Kennenlernen des kanadischen Weges der Fachkräftesicherung durch arbeitsmarktbezogene Zuwanderung ab. Zugleich stellte Dulig Kontakte zum sächsischen Zentrum für Fachkräftesicherung und Gute Arbeit (ZEFAS) her, das im Frühjahr 2022 in Chemnitz seine Arbeit aufgenommen hat.

Beim Auftaktgespräch mit der Wirtschaftsförderung »Montréal International« spielte zunächst die Energieversorgung von Québec eine Rolle. Immerhin versorgt sich die Provinz zu 99 Prozent aus erneuerbaren Energien. Bei »Montréal International« informierte sich Martin Dulig auch, wie kanadische Unternehmen bei der Integration konkret unterstützt sowie ausländische Fachkräfte und Studierende angeworben werden. Dies erfolgt zum Beispiel über die Rekrutierungsplattform »Talent Montréal«, bei der sich bereits mehr als 65.000 ausländische Nutzer registriert haben.

Danach traf sich Dulig mit Carole Arav, der Vize-Ministerin im Ministerium für Einwanderung, Französisierung und Integration. Da in Québec am Wochenende Provinzwahlen anstehen, dürfen Minister derzeit keine offiziellen öffentlichen Aufgaben wahrnehmen und keine Reden halten. Davon ausgenommen sind Anlässe wie Katastrophenfälle, etwa beim Wirbelsturm am vergangenen Wochenende.

Grundsätzlich verfolgen Québec und Sachsen bei der Integration ausländischer Fachkräfte ähnliche Strategien. Québec hat eine Fachkräfte- und Zuwanderungsstrategie. Sie bildet die Grundlage eines transparenten, schnellen und zielorientierten Immigrationsprozesses in Québec. Der Freistaat besitzt ebenfalls eine Fachkräftestrategie und ein Integrationskonzept sowie einen Maßnahmenplan zur Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte, den die Sächsische Staatsregierung im August 2022 beschlossen hat. Das Centre social d'aide aux immigrants (CSAI), welches Fachkräfte bei ihrer Integration unterstützt, ist mit den sächsischen Welcome Centern vergleichbar.

Martin Dulig: »Wir sind hier, um von Kanada, vor allem von Québec, zu lernen. In Deutschland wurde die Notwendigkeit von Zuwanderung zu lange geleugnet. Doch wie Kanada benötigen auch wir Zuwanderung aus dem Ausland, da alle Sektoren unserer Wirtschaft inzwischen einen Fach- und Arbeitskräftemangel aufweisen. Wir sind hier um zu lernen, denn Québec zeigt beispielhaft, wie Zuwanderung funktioniert. Wir haben erfahren, wie die Bundesregierung, Provinzen und Unternehmen gemeinsam vorgehen, wie die Finanzierung von Kampagnen erfolgt und wie man Voraussetzungen für erfolgreiche Zuwanderung schaffen kann. Wir arbeiten in beiden Ländern an den gleichen Fragestellungen, aber hier in Kanada ist man in vielen Fragen schon um einiges weiter als bei uns. Hier gibt es eine Kultur der Zuwanderung und eine breite Akzeptanz der Bevölkerung, was dieses Thema betrifft.«

So erläuterte Carole Arav, wie bereits Studenten aus dem In- und Ausland finanziell gefördert werden, um nach ihrem Studium gleich in der Provinz zu bleiben. Vor allem in französischsprachigen Ländern wirbt Québec aktiv vor Ort, aber auch mit einer eigenen Zuwanderungs-Website nach neuen Fachkräften. In Frankreich, Algerien oder Marokko werden die meisten Fachkräfte angeworben. So stünde für Franzosen eine besser bezahlte Stelle im Vordergrund der Entscheidung, nach Kanada zu gehen. In nordafrikanischen Staaten sei es der generelle Wunsch nach einem besseren Leben. »Dem kommen wir gern nach. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass die Menschen, die zu uns kommen, französisch sprechen können«, so Arav.

Außerdem besuchte die politische Delegation von Martin Dulig am Montag das Immigrationszentrum CSAI. »Ziel des Austauschs ist es, neue Impulse für die sächsischen Unternehmen zu gewinnen und vom kanadischen Weg zu lernen«, erklärt ZEFAS-Leiter Dr. Matthias Geißler, der Minister Dulig in Québec begleitet. »Die Fachkräftegewinnung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gleichzeitig müssen die sächsischen Wirtschaftsakteure ihren individuellen Mix von Lösungsansätzen finden und umsetzen. Das ZEFAS vermittelt daher neben den Erkenntnissen der Kanadareise auch Impulse zu den vielen Facetten sowie aktuelle Entwicklungen der Fachkräftesicherung. Wie wichtig und erfolgreich die Kombination verschiedener Aspekte ist, können wir am Beispiel von Kanada eindrucksvoll sehen.«

Hintergrund: Kanada-Reise von Martin Dulig

In Kooperationen mit kanadischen Partnern liegen für Sachsen große Zukunftschancen. Um diese Potenziale insbesondere der Wasserstoffwirtschaft und dem Bergbausektor im Freistaat zu öffnen, besucht der sächsische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Martin Dulig eine Woche lang Kanada. Außerdem informiert er sich dort zur Integration ausländischer Fachkräfte. Die Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS), das Innovationscluster »Wasserstoffland Sachsen« (vormals HZwo) und die Deutsch-Kanadische Industrie- und Handelskammer Kanada organisieren die bis zum 1. Oktober dauernde Delegationsreise im Auftrag des sächsischen Wirtschaftsministeriums (SMWA).

Für Martin Dulig ist es nach 2018 die zweite Reise in den G7-Staat. Er wird von einer rund 20-köpfigen sächsischen Delegation begleitet, die sich u.a. aus Vertretern von Unternehmen und aus der Wissenschaft zusammensetzt. Geplant sind Unternehmens- und Projektbesuche und politische Gespräche in den Provinzen Québec (Montreal, Trois-Rivières, Bécancour, Varennes) und British Columbia (Vancouver, Burnaby, Surrey) sowie in der Metropolregion Edmonton.

Hinweis für Redaktionen

Über die Kanada-Reise von Minister Dulig berichten wir kontinuierlich auf der Internetseite, in den sozialen Medien und auf dem neuen #ZUKUNFTblog des SMWA. Auf Anfrage stellen wir Fotos gern kostenfrei zur Verfügung.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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