Instrumente der ländlichen Entwicklung kommen gut an – auch im Erzgebirge
02.12.2022, 14:45 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Regionalentwicklungsminister Schmidt informiert sich über Projekte in Mildenau, Niederlauterstein und Seiffen
Staatsminister Thomas Schmidt hat sich heute (2. Dezember 2022) im Erzgebirgskreis über drei Projekte der ländlichen Entwicklung informiert, die der Freistaat mit verschiedenen Instrumenten unterstützt. Nach Stationen in Mildenau, Niederlauterstein und Seiffen hob er hervor: »Unsere Förderprogramme LEADER und ‚Vitale Dorfkerne‘ sowie unser Ideenwettbewerb unterstützen wirksam die ländliche Entwicklung hier im Erzgebirge. Jedes dieser Instrumente bietet spezifische Angebote, die in der Region aktiv aufgegriffen wurden. Die daraus resultierenden Projekte ergänzen sich hervorragend.«
In der Gemeinde Mildenau übergab der für Regionalpolitik und ländliche Entwicklung zuständige Fachminister einen Fördermittelbescheid in Höhe von 500 000 Euro an Bürgermeister Andreas Mauersberger. Das Geld stammt aus dem Programm »Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum« des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung und fließt in die Errichtung eines Anbaus an die Mildenauer Grundschule. Ziel der Förderung ist es, Impulse für die Innenentwicklung von Dörfern und kleinen Städten im ländlichen Raum zu setzen – so auch in Mildenau.
»Die Gemeinde beweist mit ihrer Investition in die Erweiterung der Grundschule Weitblick für die kommenden Generationen und die positive Ortsentwicklung«, sagte Staatsminister Schmidt. »Die neuen, barrierefreien Räumlichkeiten werden die Lern- und Betreuungsbedingungen erheblich verbessern. Auch die Attraktivität von Mildenau wird mit dem Vorhaben gesteigert. Diese Baumaßnahme unterstützen wir sehr gern mit einer Finanzspritze. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, gleichwertige Lebensbedingungen und ein attraktives Lebensumfeld für alle Generationen im ländlichen Raum zu ermöglichen.« Die Gesamtkosten für den Anbau betragen rund 816 000 Euro.
Genutzt werden soll das neue Gebäude sowohl für die Mittagsversorgung als auch für schulische Veranstaltungen und Projekte, für Ganztagsangebote sowie Veranstaltungen des Schulhorts. Damit wird die Schule in zentraler Lage funktional und durch die Bauausführung auch gestalterisch erheblich aufgewertet. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die bereits vorhandene Barrierefreiheit im gesamten Schulgebäude auf den neuen Bereich ausgedehnt wird. Die Maßnahme wurde mitfinanziert durch Mittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Im Marienberger Ortsteil Niederlauterstein informierte sich der Staatsminister über die Angebote des im Jahr 2020 fertiggestellten Dorfgemeinschaftszentrums. Das 1968 als Konsum errichtete Gebäude wurde vom CVJM Lichtblick e. V. erworben. Das LEADER-Förderprogramm mit dem durch die Erzgebirgsregion Flöha-Zschopautal selbst verwalteten Budget bot hier dem Verein eine verlässliche Perspektive, den Umbau zu einem Dorfgemeinschaftshaus stemmen zu können. Das gelang mit einer LEADER-Förderung in Höhe von 100 000 Euro sowie durch erhebliche Eigenleistungen des Vereins. Im Ergebnis steht nun ein großer Saal mit Küche für vielfältige Veranstaltungen bereit und bereichert das aktive Dorfleben. Sanitäranlagen und Eingangsbereich wurden barrierefrei modernisiert, um das Gebäude für alle Generationen nutzbar zu machen. Dem CVJM Lichtblick e. V. ist wichtig, dass die Aktivitäten im Haus nicht nur Vereinsmitglieder einbeziehen, sondern von allen im Dorf mitgestaltet und genutzt werden können.
»Mit unserem Programm LEADER haben wir den Regionen seit 2014 noch größere Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Entwicklung gegeben und ihnen mehr Verantwortung bei der Verwendung der Fördermittel übertragen. Das ist beispielhaft in Europa«, so der Minister. »Die sächsischen LEADER-Gebiete haben die Möglichkeit, Projekte und Förderhöhen selbst zu bestimmen, mit hohem Verantwortungsbewusstsein, mit Eigeninitiative und mit viel Kreativität genutzt. Ich freue mich, dass jetzt hier in Niederlauterstein so hervorragende Bedingungen für das ganze Dorf bestehen, sich zu treffen und sich einzubringen. Die Angebote des CVJM Lichtblick e. V. sind vielfältig und für die ganze Dorfgemeinschaft offen«, sagte der Minister. Mit den Veranstaltungsformaten »Winterlichtblick« und »KulturLichter im Dorf« konnte der Verein beim simul+Ideenwettbewerb 2020 und beim simul+Mitmachfonds 2022 punkten. Er erhielt für die Umsetzung dieser Ideen jeweils ein Preisgeld von 5 000 Euro.
Im Mittelpunkt des Besuchs stand das Projekt »Denkstatt Erzgebirge« in Seiffen. Die Projektidee der Gemeinde und ihrer Kooperationspartnerin Dregeno Seiffen eG erhielt im simul+Ideenwettbewerb 2019 eine Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 450 000 Euro. Damit wurden in einem der ältesten Gebäude des Ortes offene Arbeitsräume mit Holzbearbeitungsmaschinen und Coworking Spaces geschaffen. Seminarwochen und Workshops ergänzen das Angebot. Die »Denkstatt Erzgebirge« stärkt das erzgebirgische Kunsthandwerk, insbesondere die Holzspielzeugunternehmen der Region. Bei dem Projekt können sich Studenten, Absolventen, Jungunternehmer und kreative Quereinsteiger in Seiffen ausprobieren und mit den örtlichen Kunsthandwerksbetrieben in Kontakt kommen. Das Konzept ist trotz Corona überaus erfolgreich angelaufen: So gibt es internationale Gäste und Mitwirkende, die Vernetzung mit Handwerksbetrieben, Hochschulen und Wissenschaft und etablierte Veranstaltungsformate. In der Werkstatt arbeiten Gestalter mit Holzspielzeugmachern gemeinsam an neuen Entwürfen. Höhepunkte waren der Aufenthalt von Studierenden der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein und der Akademie der Schönen Künste aus Warschau in Seiffen. Auch entstanden erste Ideenskizzen für eine digitale »Arbeits- und Teileplattform«. Ein weiterer Akzent zur Stärkung und Entwicklung des Holzspielzeugmacherhandwerks der Region kann mit dem in diesem Jahr beim simul+Mitmachfonds gewonnenen Preisgeld in Höhe von 125 000 Euro für das Projekt »Neuspiel« gesetzt werden. Dazu gehören ein Stipendienprogramm und die Neuauflage eines internationalen Spielzeugmacherfestivals. Zudem soll ein »SpielzeugLab« verwirklicht werden, eine Art Werkstatt, in der Produktrohlinge und Prototypen bis zur Markteinführung und Vermarktung durch die Dregeno begleitet werden können.
»Mit der ‚Denkstatt‘ haben die Gemeinde Kurort Seiffen, die Drechslergenossenschaft und weitere Partner eine innovative Plattform ins Leben gerufen, die ganz konkret die Nachwuchsgewinnung für dieses einzigartige Kunsthandwerk des Erzgebirges fördert. Zudem werden der Austausch und die kreative Entwicklung neuer Produkte die Wertschöpfung in der Region stärken. Ich sehe darin eine hervorragende Chance für die Unternehmen der Branche, sich an diesen Austausch zu beteiligen und so die zukünftige Entwicklung ihres Handwerks weiter aktiv zu gestalten«, betonte Minister Schmidt bei seinem Besuch.
Hintergrundinformationen:
Mit dem siebten Aufruf »Vitale Dorfkerne und Ortszentren im ländlichen Raum« im Jahr 2022 stehen 25 Millionen Euro Fördermittel für Projekte zur Aufwertung der Ortskerne in Dörfern und Kleinstädten im ländlichen Raum zur Verfügung. Gefördert werden beispielsweise öffentliche Einrichtungen und dörfliche Begegnungszentren in bereits bestehenden Gebäuden, Schulen und Kindertageseinrichtungen, multifunktionale Platzgestaltungen und die Beseitigung ruinöser Bausubstanz. Seit dem Jahr 2016 wurden insgesamt 323 Vorhaben mit einer Unterstützung von 110 Millionen Euro bewilligt. Das in den letzten Jahren stark nachgefragte Förderprogramm wird 2023 fortgesetzt.
Im sächsischen LEADER-Programm entscheiden 30 ländliche Regionen selbst, welche Vorhaben in welcher Höhe in ihrer Region gefördert werden. Von 2014 bis 2022 standen dafür insgesamt Fördermittel der EU und des Freistaates Sachsen in Höhe von 569 Millionen Euro zur Verfügung, mit denen über 7 500 Projekte im ländlichen Raum auf den Weg gebracht wurden. LEADER wird mit der neuen Förderperiode 2023 bis 2027 fortgesetzt. Dafür sind Mittel in Höhe von ca. 241 Millionen Euro geplant.
Das LEADER-Gebiet Annaberger Land, in dem die Gemeinde Mildenau liegt, erhält davon voraussichtlich 6,6 Millionen Euro für 2023 bis 2027. Die Erzgebirgsregion Flöha- und Zschopautal, in der der Marienberger Ortsteil Niederlauterstein liegt, bekommt voraussichtlich 10,8 Millionen Euro. Das LEADER-Gebiet Silbernes Erzgebirge mit der Gemeinde Kurort Seiffen kann ab 2023 mit einem voraussichtlichen Budget von 19,0 Millionen Euro rechnen.
Der Ideenwettbewerb simul⁺Mitmachfonds wurde 2021 ins Leben gerufen, um die gemeinschaftlichen und innovativen Ansätze in allen Regionen Sachsens zu stärken, die Lebensqualität weiter zu verbessern und so nachhaltig zur regionalen Strukturentwicklung beizutragen. Als eine von drei Säulen des simul⁺InnovationHub des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung trägt der Ideenwettbewerb zu einem innovationsbasierten regionalen Wandel bei und ermöglicht auch den Austausch mit den Netzwerkpartnern. Mit dem simul⁺Mitmachfonds wurden der bisherige Sächsische Mitmach-Fonds in den Braunkohlerevieren und der simul⁺Ideenwettbewerb für den ländlichen Raum zusammengeführt. Mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 14,9 Millionen Euro in diesem Jahr wird die Realisierung von insgesamt über 1 000 Projekten angestoßen. Für 2023 und 2024 sind jährlich vier Millionen Euro für den Wettbewerb geplant. Der Wettbewerb wird finanziert durch Mittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.