Staatsministerin Barbara Klepsch überreicht Lessing-Preis an Lyriker Andreas Reimann

20.01.2023, 11:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch überreicht morgen (Sonnabend, 21. Januar 2023) in Vertretung des Ministerpräsidenten des Freistaats Sachsen, Michael Kretschmer, den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2023 an den Lyriker und Grafiker Andreas Reimann. Der mit 20.000 Euro dotierte Lessing-Preis wird alle zwei Jahre vom Freistaat vergeben. Im Rahmen der Preisverleihung wird die Ministerin ebenfalls die zwei Lessing-Förderpreise 2023, jeweils mit 7.500 Euro dotiert, an die Autorin Heike Geißler und an die Musikerin und Singer/Songwriterin Sarah Lesch übergeben.

»Ich freue mich sehr, dass ich in Lessings Heimatstadt Kamenz den Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2023 an Andreas Reimann überreichen kann und gratuliere ihm sowie den beiden Förderpreisträgerinnen Heike Geißler und Sarah Lesch herzlich. Die Wortmeldungen von Literatur und Kunst sind unverzichtbare Formen der gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung. Und gerade der Preisträger und die Förderpreisträgerinnen unseres Lessing-Preises sind mit ihren Werken sehr gute Beispiele dafür und reihen sich hervorragend in die Tradition der Aufklärung ein«, sagt Staatsministerin Barbara Klepsch.

»Herzlichen Glückwunsch allen Ausgezeichneten zum Lessing-Preis des Freistaates Sachsen. Gerade in Zeiten polarisierter Debatten brauchen wir das genaue Zuhören, das kluge Argumentieren und eine deutliche, aber konstruktive Sprache. Zugleich erreichen und begeistern die Preisträgerinnen und Preisträger die Menschen mit Emotionen. Das ist eine große Stärke des künstlerischen Schaffens«, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.

»Zum nun 16. Mal«, so der Oberbürgermeister Roland Dantz, »wird der Lessing-Preis des Freistaates Sachsen hier in Kamenz verliehen. Auch wir gratulieren den Preisträgern. Kann es eine größere Wertschätzung für unsere Literaturstadt geben? Diese Preisverleihung ist immer wieder Ansporn und Verpflichtung zugleich, sich dem lessingschen Erbe gerade unter dem Blickpunkt der Gegenwart zu nähern. Gute Bespiele dafür sind die Kamenzer Lessing-Tage, die in diesem Jahr ab dem 22. Januar beginnen, das Wirken des Lessing-Museums sowie die vom Bund und Freistadt dankenswerterweise finanzierte Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption, aber auch andere kulturelle Aktivitäten in unserer Stadt. Anders gesagt: Lessing lebt!«

Lessing-Preisträger 2023

Andreas Reimann
Andreas Reimann ist ein Dichter, der sich nie an die Rockschöße der Macht gehängt hat, einer, der auch heute kein goldenes Löffelchen auf der Zunge trägt, um Originelles oder Gefälliges zu flüstern. Zwei Jahre war er weggesperrt wegen »staatsfeindlicher Hetze«, auch später war das Land Liliput der Ansicht, es könne einen Dichter zum Schweigen bringen, indem man ihn nicht druckt. Trotz allem – oder gerade deshalb – hat Andreas Reimann ein unfassbar umfangreiches, vielgestaltiges, streitbares und formal immer wieder überraschendes poetisches Werk geschaffen – mit einer ganz eigenen und unverwechselbaren Stimme. Und da sind noch seine zärtlichen und aufbegehrenden Lieder, die er für Chanson-Interpreten wie Stephan Krawczyk, Detlef Hörold oder Hubertus Schmidt und die Rockgruppe Lift geschrieben hat.

Bei aller klassischen Strenge verleugnet Reimann nicht ein anderes Erbe – das der lyrischen Moderne. Er weiß Klangmagie ebenso für sich zu nutzen wie die paradoxen Möglichkeiten von Bildern. Und dort, wo ein Gedicht rhetorisch wird und Denkvorgängen folgt, scheint auch zuweilen Brechts dialektischer Sprachwitz durch.

Zum Innehalten und Staunen sind diese Gedichte, sie verführen und beschwören nicht, sondern sie heben den Mantel der Oberflächlichkeit vom Wesen der Dinge. Das ist viel in Zeiten von Beliebigkeit und Eitelkeiten.

»Andreas Reimann bleibt eben ein Dichter, der den Fallstricken jedweder Ideologie entgehen konnte und kann, weil Wahrnehmungswachheit, Kunstbewusstsein und Wahrheitssinn sich stets noch uneinnehmbar für jedwede Interventionsinteressen erweisen. Ein seltener Fall von hochgemuter Lauterkeit« (Dr. Peter Geist in einer Laudatio auf Andreas Reimann zu seinem 70. Geburtstag).

Text: Undine Materni

Förderpreise zum Lessingpreis 2023

Sarah Lesch
Sarah Lesch reiht sich in eine neue engagierte und unglaublich kreative Generation von jungen Musikerinnen und Musikern sowie Singer/Songwriterinnen und Songwritern ein, wozu unter anderem auch Wencke Wollny, Dota Kehr, Danger Dan oder Moritz Krämer gehören, die ebenso authentische wie auch gesellschaftskritische Texte schreiben und so ihre Botschaften durch gute, handgemachte Musik zu den jungen Hörerinnen und Hörern transportieren – mit großem Erfolg.

Die Texte von Sarah Leschs fünften Album »Triggerwarnung« thematisieren Transphobie, Gewalt gegen queere Menschen und sexualisierte Gewalt. Diese Texte sind weitaus mehr als gefällige Musikergänzungen, sie sind mutig, von großer poetischer Kraft und zeugen von unbedingtem Engagement. Der Titel ist Programm und Provokation. Sarah Lesch ist wütend und ihre Wut bricht sich Bahn, wandelt sich aber immer wieder in ein Ringen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Dabei schont sie weder sich noch ihre Hörerinnen und Hörer, wenn sie im Song »Drunter machen wir’s nicht« – ganz im Sinne Lessings – singt: »Wir alle haben die Freiheit verdient, deine Mutter und du und mein Sohn, wir brauchen euch an unsrer Seite, und dass ihr euch mit uns empört. Dass ihr aufsteht, auch wenn ihr bequem sitzt und euch an der Schieflage stört.«

Text: Undine Materni

Heike Geißler
Persönlich, politisch und poetisch und niemals leicht einem Genre zuzuordnen, das sind Heike Geißlers Romane. Zu nennen sind unter anderem ihr erfolgreicher Debüt Roman »Rosa« (2002), der von der Flucht vor dem frühen Muttersein erzählt. und »Saisonarbeit«, der die Arbeitsverhältnisse bei Amazon aus einer persönlichen Perspektive beschreibt. Ihr neustes Buch »Die Woche« fängt ein bestimmtes Leipziger Lebensgefühl ein und findet eine ganz eigene sprachliche Form der Klage über die verflixte Verantwortung, sich in Sachsen politisch gegen rechts engagieren zu wollen. Heike Geißlers ironisch-poetischer Schreibstil, in dem eine Mischung aus Verletzlichkeit, Überschwang, Ohnmacht und Wut entsteht, verzückt und verstört im selben Moment. Wir sind froh, mit Heike Geißler eine so mutige und zugleich sensible Autorin in Sachsen zu haben.

Text: Miriam Tscholl

Die Mitglieder des Kuratoriums, das den Preisträger und die Förderpreisträgerinnen ausgewählt hat: Staatsministerin Barbara Klepsch (Vorsitzende); Prof. Dr. Hendrik Birus; Germanistikprofessor, Jacobs University Bremen; Prof. Dr. Daniel Fulda; Germanistikprofessor, Universität Halle-Wittenberg; Prof. Dr. Günther Heeg, Professor am Institut für Theaterwissenschaften, Universität Leipzig; Prof. Kerstin Hensel, Professorin für das dichterische Wort an der Theaterhochschule Berlin, Schriftstellerin; Undine Materni, Autorin, Lektorin; Dr. Kerstin Schimmel, Evangelische Akademie Sachsen, Studienleiterin Kultur; Michael Krüger, ehemaliger Hanser-Verleger, Dichter, ehemaliger Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste; Miriam Tscholl, Regisseurin; Dorotty Szalma; Regisseurin; Oberbürgermeister Roland Dantz der Lessingstadt Kamenz (beratende Stimme).

Eine Übersicht der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger seit 1993 gibt es unter folgendem Link: https://lsnq.de/LessingPreisSachsen

Mit der Preisverleihung beginnen auch die 54. Kamenzer Lessing-Tage, die auch in diesem Jahr wieder ein vielseitiges und interessantes Programm rund um den Namenspatron des Lessing-Museums, sein Schaffen und seine Zeit bieten. Das Programm der Lessing-Tage findet sich unter dem Link: https://www.lessingmuseum.de/veranstaltungen/lessing-tage/index.html.


Kontakt

Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus

Pressesprecher Jörg Förster
Telefon: +49 351 564 60620
E-Mail: presse.kt@smwk.sachsen.de
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