Staatssekretär Thomas Kralinski: »Wir brauchen Jede und Jeden - Neue Perspektiven für Familien in Langzeitarbeitslosigkeit«

04.04.2023, 13:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

TANDEM Sachsen kann starten

Der sächsische Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren - nur unterbrochen durch die Corona-Pandemie - außerordentlich positiv entwickelt. Trotzdem gibt es eine erhebliche Zahl von Menschen, die lange Zeit arbeitslos und auch bei guter Wirtschaftslage nur schwer in den Arbeitsmarkt zu vermitteln sind. Häufig sind Familien mit Kindern davon betroffen, in denen sich individuelle und familiäre Probleme gegenseitig verstärken und eine dauerhafte Arbeitsmarktintegration verhindern.

Mit dem heutigen Kabinettsbeschluss geht die ESF Plus-Förderrichtlinie TANDEM Sachsen an den Start. Das Programm im Umfang von insgesamt rund 103,5 Millionen Euro, davon rund 38 Millionen Euro als Landeskofinanzierung vom Freistaat, richtet sich an Elternpaare und Alleinerziehende, die mit ihren Kindern in einer Bedarfsgemeinschaft leben und von Arbeitslosigkeit betroffen sind.

Arbeitsstaatssekretär Thomas Kralinski bei der Vorstellung der Richtlinie in der Kabinettspressekonferenz: »Wir brauchen auf dem Arbeitsmarkt Jede und Jeden. Mit TANDEM Sachsen wollen wir deshalb Menschen, die lange arbeitslos waren, helfen, zurück in den Arbeitsmarkt zu finden. Speziell in Familien wächst die Gefahr der ‚Vererbung‘ von Langzeitarbeitslosigkeit auf die Kinder. Die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit ist deshalb auch Prävention.«

In vielen Fällen reicht es nicht aus, nur die Betroffenen selbst zu unterstützen. Die ganze Familie muss in den Fokus rücken, vor allem mit Blick auf die Kinder. Gerade für Familien bedeutet Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum ein großes Armutsrisiko. Umgekehrt eröffnet der Weg in Beschäftigung neue Perspektiven auf gesellschaftliche und berufliche Teilhabe, von der besonders Kinder profitieren können. Die vielschichtigen Probleme und Bedürfnisse der Betroffenen erfordern individuelle und passgenaue Lösungswege und genau darauf stellt das Programm ab. Im Kern geht es darum, nicht nur den Eltern z.B. mit Intensivcoachings, Betreuung und Beratung unter die Arme zu greifen. Die Angebote sollen auch die Kinder und Jugendlichen stark machen, damit sie ihren Lebensweg gehen.
»Wir wollen allen Familienmitgliedern Perspektiven bieten. Deshalb fördern wir mit TANDEM Sachsen nicht nur den Einzelnen, sondern unterstützen die gesamte Familie«, erklärt Staatssekretär Kralinski den Ansatz, der auf den guten Erfahrungen aus dem Modellprojekt aufbaut und jetzt möglichst flächendeckend in Sachsen umgesetzt werden soll. Die Auswahl der am Projekt teilnehmenden Familien erfolgt über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jobcenter.

Ziel ist es, mindestens eine erwerbsfähige Person pro Bedarfsgemeinschaft in ein nachhaltiges Beschäftigungsverhältnis zu vermitteln. Gleichzeitig erhalten Kinder und Jugendliche die bestmögliche Familienförderung, insbesondere was ihre Bildungskompetenz anbelangt. Das kann individuelle Lernförderung sein, aber auch Angebote im kreativen, sportlichen oder musischen Bereich sind möglich. Integrierte Beratungsteams - in der Regel Sozialpädagogen, Psychologen und Coaches - begleiten dabei die Familien. In Kooperation mit den Jobcentern und den Jugendämtern erfolgt so über die Regelangebote hinaus Betreuung aus einer Hand.
»Lange Zeiten der Arbeitslosigkeit führen oft dazu, dass die Betroffenen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Sie ziehen sich zurück und grenzen sich selbst aus, noch bevor es andere tun. Das gilt nicht nur für die Eltern, sondern wird auch an die Kinder weitergegeben. Mit TANDEM Sachsen wollen wir diesen Kreislauf durchbrechen, denn wir brauchen Jede und Jeden«, erklärte Staatssekretär Kralinski abschließend.

Nach Veröffentlichung der ESF Plus-Förderrichtlinie können potentielle Projektträger entsprechende Anträge bei der Sächsischen Aufbaubank I Förderbank stellen. Die Förderung beträgt bis zu 95 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten, bei Trägern aus dem kommunalen Bereich bis zu 90 Prozent.

In der Auftaktveranstaltung werden potentielle Projektträger und die örtlichen Akteure (Jobcenter, Jugendämter) am 26. April 2023 über die Inhalte und das Förderverfahren informiert. Anmeldungen können über das Bürgerportal unter folgendem Link erfolgen: https://mitdenken.sachsen.de/1034502

Hintergrund:

Im Modellprojekt wurden zum Stand 30. Juni 2022 in neun Modellregionen insgesamt 931 Bedarfsgemeinschaften (Familien) unterstützt. Von den 3.068 Teilnehmer waren 60 Prozent Kinder. Ausgehend von den positiven Erfahrungen des Modellvorhabens wird das SMWA bei der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit seinen Schwerpunkt auf den vernetzten, individuellen Hilfeansatz von TANDEM Sachsen legen. Dabei sollen die Angebote, in Abstimmung mit den Aktivitäten des BMAS, in allen Landkreisen und kreisfreien Städte in erweitertem Umfang zur Verfügung stehen.
Damit in Zukunft möglichst noch mehr Familien profitieren können, sollen neben Langzeitarbeitslosen auch gefährdete Arbeitslose mit ihren in der Bedarfsgemeinschaft lebenden Kindern in das Programm einmünden können.
Die ESF Plus Richtlinie TANDEM Sachsen umfasst die folgenden Fördergegenstände:
 Fördergegenstand 1: »Vorhaben zur ganzheitlichen, beschäftigungsorientierten Familienförderung« mit dem Ziel, den einzelnen Familienmitgliedern gesellschaftliche und berufliche Teilhabe zu ermöglichen, die Integration in Beschäftigung zu fördern sowie Bildungsprozesse zu stärken (Maßnahmen TANDEM Sachsen)
 Fördergegenstand 2: »Koordinierung und wissenschaftliche Begleitung zur kontinuierlichen Qualitätssicherung und -entwicklung« zu Vorhaben nach 1. (Landesweite Servicestelle TANDEM Sachsen)


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
zurück zum Seitenanfang