Ort der Begegnung, Erinnerns und des Lernens: RAA Sachsen e.V. sowie ASA FF stellen gemeinsam mit Demokratieministerin Katja Meier die erste Konzeptions- und Machbarkeitsstudie für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex vor
05.05.2023, 11:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Wie ist ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Südwestsachsen möglich – unter welchen Bedingungen und was braucht es, damit es erfolgreich ist?
Im Rahmen der Landespressekonferenz stellte heute der Verein Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA Sachsen) e.V. seine Konzept- und Machbarkeitsstudie für ein mögliches Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Südwestsachsen vor. Die Studie wurde vom RAA Sachsen e.V. in Kooperation mit dem ASA-FF e.V. erarbeitet. Gefördert wurde sie vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG).
Mit der Vorstellung der Studie haben die Träger und der Freistaat Sachsen einen wichtigen im Koalitionsvertrag der Sächsischen Staatsregierung festgeschriebenen Meilenstein im Prozess der Errichtung eines Erinnerungsortes sowie eines Dokumentationszentrums für die Opfer des in Sachsen untergetauchten NSU erreicht.
Die Machbarkeitsstudie befasst sich mit der Konzeption und möglichen Umsetzung eines Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex in Sachsen. Sie schlägt vor, ein Dokumentationszentrum in Südwestsachsen, in den Städten Chemnitz und Zwickau, einzurichten. Inhaltlich soll es, ausgehend von den Perspektiven der Betroffenen, die Begegnung stärken, marginalisierte Perspektiven sichtbar machen sowie das Wissen über den NSU-Komplex, dessen Verbrechen und den damit zusammenhängenden Ermittlungen wissenschaftlich und kulturell vermitteln, erweitern und bewahren. Auch für den auf Bundesebene geplanten Prozess zur Einrichtung eines bundesweiten Dokumentationszentrums für die Opfer des NSU ist die Studie ein wichtiger Impuls.
Des Weiteren dient die Studie als Grundlage für ein Interims-Dokumentationszentrum, das im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2025 in Chemnitz eingerichtet und vom Land gefördert wird. Dieses soll bereits im Vorfeld die wichtigsten Arbeitsfelder abbilden. So soll ein Interimsdokumentationszentrum die Ausstellung »Offener Prozess« aufnehmen, bereits forschen, Bildungs- und Vermittlungsprogramme durchführen, ein erstes Archiv enthalten und ein Ort sein, an dem Menschen zusammenkommen und ihre Kompetenzen in einer Gesellschaft der Vielfalt stärken. Dieses Interims-Dokumentationszentrum soll bis zum Aufbau eines bundesweiten Dokumentationszentrums bestehen bleiben, das langfristig mit Unterstützung der Bundesregierung entstehen soll.
Demokratieministerin Katja Meier begrüßt den nun erreichten Meilenstein auf dem Weg zu einem NSU-Dokumentationszentrum: »Als Demokratieministerin ist es mir ein großes Anliegen, dass es in Deutschland langfristig einen Erinnerungs- und Dokumentationsort zum NSU-Komplex geben wird. Das Wissen um den Terror des NSU-Komplex darf nicht in Vergessenheit geraten. Der Freistaat Sachsen sieht sich in der Verantwortung, die Empfehlungen der Machbarkeitsstudie zu unterstützen und wird sich dafür einsetzen, dass im Rahmen der Kulturhauptstadt Europa 2025 mit einem Interims-Dokumentationszentrum ein weiterer nächster Schritt gegangen werden kann. Aus unserer Sicht sollte ein NSU-Dokumentationszentrum ein Ort des Lernens, aber auch der Begegnung, der Beteiligung und des Vernetzens werden. So soll ein Ort entstehen, der dazu beiträgt, dass sich solche Gewalttaten nicht wiederholen und an dem dieses Wissen dauerhaft und lebendig zugänglich gemacht wird.«
In den Entwicklungsprozess für ein NSU-Dokumentationszentrum sollen weiterhin verstärkt die Perspektiven von Betroffenen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und weiteren Akteuren, ebenso dessen Akzeptanz in den Stadtgesellschaften einbezogen werden.
Robert Kusche, Geschäftsführer des RAA Sachsen e.V., betont: »In fünf Jahren wollen wir gemeinsam einen authentischen Gedenk-, Erinnerungs- und Lernort zum NSU-Komplex in Sachsen eröffnen. Die Studie liefert hierzu wichtige inhaltliche Impulse und zeigt erstmals, dass das Projekt realisierbar und finanziell ausführbar ist. Neben der weiteren vertieften inhaltlichen Debatte ist jetzt vor allem die langfristige finanzielle Absicherung des Projekts zu klären.«
Die Studie kann ab sofort über die Website nsudoku.de abgerufen werden. Zusätzlich werden Kurzzusammenfassungen in deutscher, englischer, türkischer, griechischer und einfacher Sprache zum Download angeboten.
Der Freistaat Sachsen unterstützt seit 2019 die Errichtung eines Dokumentationszentrums und dieses Ziel ist entsprechend im Koalitionsvertrag der Staatsregierung verankert. Auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2021 ist ein bundesweiter Prozess zur Errichtung eines Dokumentationszentrums vorgesehen. Aktuell laufen die Vorbereitungen eines solchen bundesweiten Prozesses für die das Bundesministerium des Innern und für Heimat die Bundeszentrale für politische Bildung beauftragt hat.