Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Japanische Unternehmen schauen genau nach Sachsen – das beweist die Erfolgsgeschichte von GK Software«

13.09.2023, 13:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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Investorengespräch bei Fujitsu in Tokio (© SMWA, Kristin Schmidt)

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (4. von rechts), Thomas Horn (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen, 3. von links) und Michael Scheibner (CEO GK Software, 2. von rechts) mit Vertretern von Fujitsu in Tokio

Investorengespräch bei Fujitsu in Tokio (© SMWA, Kristin Schmidt)

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (4. von rechts), Thomas Horn (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen, 3. von links) und Michael Scheibner (CEO GK Software, 2. von rechts) mit Vertretern von Fujitsu in Tokio

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (4. von rechts), Thomas Horn (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen, 3. von links) und Michael Scheibner (CEO GK Software, 2. von rechts) mit Vertretern von Fujitsu in Tokio

Asienreise startet mit Firmenbesuchen bei Fujitsu, Rapidus, EBARA und TEL in Tokio | Demografischer Wandel und geringe Zuwanderung führen auch in Japan zu hohem Fachkräftebedarf

Sachsens Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident Martin Dulig besucht bis zum 20. September Japan und Südkorea. Er wird von einer rund 30-köpfigen Delegation, die sich aus Vertretern von Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Kommunen sowie der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) und aus der Landespolitik zusammensetzt, begleitet. Zum Auftakt der Reise standen Investorentermine und politische Gespräche in Tokio, Hauptstadt der weltweit drittgrößten Volkswirtschaft Japan, auf dem Programm. Der Investoren-Hotspot Tokio ist mit fast 40 Millionen Einwohnern die größte Metropolregion der Erde.

»Sachsen ist ein sehr erfolgreiches Industrieland – und soll es bleiben. Die tiefgreifende Transformation der Wirtschaft wird nur durch internationale Kooperation gelingen«, sagt Martin Dulig. »Aufgrund der geopolitischen Veränderungen ist es umso wichtiger, in Asien mit Japan und Südkorea sehr exklusiv zusammenzuarbeiten. Das Wertefundament und die Industriestruktur beider Länder sind mit Deutschland vergleichbar. Deshalb ist die sächsische Delegation vor Ort, um mit Investoren zu sprechen, voneinander zu lernen und Kooperationsbeziehungen aufzubauen.«

Der japanische IT-Konzern Fujitsu ist seit dem Frühjahr 2023 Mehrheitseigner des sächsischen Unternehmens GK Software. Der Global Player mit Sitz in Schöneck (Vogtlandkreis) ist weltweit führend bei Handelstechnologien und entwickelt Software, mit der laut Unternehmensangaben mehr als 20 Prozent der größten Einzelhändler weltweit ihre Filialen – unter anderem Lidl und Kaufland – betreiben. 2022 erwirtschaftete GK einen Umsatz von 152,1 Millionen Euro. Neben dem Hauptsitz in Schöneck betreibt die Gruppe 16 Standorte weltweit. Seit 2023 begleitet Fujitsu das vogtländische Unternehmen (rund 1.200 Mitarbeiter) als strategischer Investor.

Michael Scheibner, Vorstandsvorsitzender von GK Software, sagte am Montag im Fujitsu-Headquarter: »Fujitsu ist einer der Top-Technologiekonzerne weltweit. GK Software ist im Bereich Consumer Goods Industry, wo Fujitsu wachsen und sich transformieren will, der Technologievorreiter und die Wachstumsmaschine. Deshalb hat Fujitsu hier über 400 Millionen Euro investiert. Das ist eine Auszeichnung – auch für Sachsen und die Region.«

Wirtschaftsminister Dulig stellte fest: »Mit den Investitionsentscheidungen von Bosch, Infineon und TSMC und der Gründung der europäischen Halbleiterallianz hat sich Sachsen zu Europas Vorreiter und zu einem globalen Player in der Mikroelektronik entwickelt. Damit ist das Interesse japanischer Investoren an uns wieder stärker geworden. Große Unternehmen wie Fujitsu schauen genau auf das, was wir im Freistaat tun und können – wie die Erfolgsgeschichte von GK Software beweist. Das zeigt auch, dass es richtig ist, persönlich in Japan zu sein, um diese Kontakte und Kooperationen zu pflegen.« Fujitsu-CEO Takahito Tokita lobte das vogtländische Unternehmen: »Diese einzigartigen Softwarelösungen werden wir 2024 auch in Japan einführen. Die Technologien unserer beiden Firmen werden wir fusionieren und damit die Welt besser und einfacher machen.«

Auch der Halbleiterhersteller Rapidus, den die von Martin Dulig geleitete Delegation am Dienstag besuchte, will enger mit sächsischen IT-Akteuren zusammenarbeiten. Das erst im Sommer 2022 gegründete Unternehmen mit Sitz in Tokio wurde mit der Unterstützung acht großer japanischer Unternehmen gegründet (Denso, Kioxia, MUFG Bank, NEC, NTT, SoftBank, Sony, Toyota). Ziel von Rapidus ist es, bis 2027 die Produktionskapazitäten für moderne Halbleiter mit einem Zwei-Nanometer-Verfahren zu erhöhen. Damit will Japan den Anschluss an die Hochtechnologie sichern. Denn Japan habe in den vergangenen Jahren, so der Chairman of Rapidus Terry Higashi, den Anschluss in den sich schnell entwickelnden Chipgenerationen verloren. Statt nun mühsam den Anschluss zu suchen, kooperiert Rapidus (mit staatlicher Unterstützung) mit IBM und entwickelt die kommende Chipgeneration in 2nm-Größe. In Hokaido soll das neue Werk im Jahr 2025 in den Pilotbetrieb gehen.

Beim anschließenden Besuch des Investors EBARA Corporation wertschätzte Minister Dulig die Investitionen am Standort Dresden. Dort eröffnete das japanische Unternehmen, Mitglied im Silicon Saxony e. V., im Jahr 2021 sein zweites modernes Überholzentrum für Vakuumpumpen. Es ist nach eigenen Angaben einer der führenden Produzenten von Vakuumpumpen und Poliersystemen, die zur Herstellung von Wafern, Flüssigkristallen, Solarzellen und anderen Hightech-Produkten verwendet werden. Ebara beschäftigt weltweit über 19.000 Mitarbeiter und beliefert 16 der Top-20-Hersteller der Chip-Industrie. EBARA verfolgt konsequent eine Netto-Null-Emission-Politik bis 2050. Mit 50 Mitarbeitern ist Dresden der größte Standort in Deutschland und soll demnächst um 40 weitere Mitarbeiter wachsen.

Der demografische Wandel stellt sowohl Deutschland als auch Japan vor große Herausforderungen bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs. Darum ging es am Mittwoch u.a. beim Gespräch von Martin Dulig mit Vertretern von Tokyo Electron Limited (TEL), einer der führenden Hersteller von Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie (u.a. Belackung, Plasmaätzanlagen, Öfen, Material-Abscheideanlagen, Nasschemie- und Reinigungsanlagen, Sprühauftragsanlagen, Wafer-Testsysteme). In der Dresdner Niederlassung beschäftigt TEL etwa 160 Mitarbeiter und leistet Service und Wartung für die Halbleiterproduzenten vor Ort und in ganz Europa. TEL gehört ebenfalls dem sächsischen Halbleitercluster Silicon Saxony e.V. an.

Bei den politischen Terminen am heutigen Tag traf sich der sächsische Wirtschaftsminister und Vize-MP mit Vertretern der japanischen Ministerien für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MHLW) und Wirtschaft, Handel und Industrie (METI). Der Austausch hatte sowohl die demografischen Herausforderungen als auch die strategische Sicherung von Lieferketten und Reduktion einseitiger Abhängigkeiten zum Inhalt. Wegen geringer Geburtenraten und zu wenig Zuwanderung altert Japan so schnell wie kaum eine andere Industrienation. Mit Blick auf die geopolitische Lage wurde das Verhältnis Japans zu Russland, China und Korea debattiert.

Martin Dulig: »Japan hat sehr viele parallele Entwicklungen. Auch dort werden händeringend Fach- und Arbeitskräfte gesucht, vor allem aus dem asiatischen Raum. Um die Voraussetzungen zu verbessern, wurde 2019 das Gesetz zur Zuwanderung vereinfacht. Spannend für mich war, dass in Japan ausschließlich selbst die Unternehmen in die Anwerbung gehen und die Integrationsleistungen auch fast allein übernehmen müssen. Der Staat unterstützt dabei nicht.
Im wirtschaftlichen Bereich waren wir uns mit allen Gesprächspartnern einig, dass unsere Werte nicht verhandelbar sind. So wie wir derzeit versuchen, uns – nach Putins Angriffskrieg auf die Ukraine – aus der Abhängigkeit vom russischen Markt in einigen Bereichen zu befreien, so gibt es diese Bestrebungen in Japan für den chinesischen Markt. Mit Wirtschaftsminister Shinichi Nakatani war ich mir einig, dass wir in Sachen Halbleiter schneller unabhängig von China werden müssen. Wie bei uns in Dresden errichtet TSMC im Süden Japans derzeit ein Werk, welches vom Staat ebenfalls mit 50 Prozent, 450 Milliarden Yen, bezuschusst wird. Dieses Geld ist, so heißt es in Japan, eine Investition in die eigene Zukunft und Sicherheit.«

Beide Minister sagten spontan einen Gegenbesuch in Sachsen zu. Durch die TSMC-Entscheidung hat der Standort Sachsen in Japan einen sehr guten Ruf bekommen, weshalb viele Unternehmen zur Markterkundung nach Deutschland kommen und den Großraum Dresden genauer unter die Lupe nehmen wollen.

Hintergrund

Martin Duligs Reise nach Japan und Südkorea zielt auf das Erschließen neuer Absatzmärkte, die Förderung von Kooperationen sächsischer Unternehmen, neue Impulse für das Innovationsgeschehen in Sachsen und die Investorenpflege ab. Die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) organisiert die Reise gemeinsam mit dem sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA). Beide Länder bereist er bereits zum zweiten Mal.

Im Jahr 2022 exportierten sächsische Unternehmen Waren im Wert von 851 Millionen Euro nach Japan. Dies entsprach einem Zuwachs um 26 Prozent zum Jahr 2021 und ist damit ein neuer Rekordwert. Im Länder-Ranking belegte Japan Platz 17. Den höchsten Warenanteil hatten Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus, der Elektrotechnik und des Maschinenbaus.

Auch der Export nach Südkorea verzeichnete 2022 eine Rekordbilanz. Der Lieferumfang hatte einen Wert von 1,16 Milliarden Euro – ein Plus von 30 Prozent zu 2021. Im Vergleich der Länder belegte Südkorea Platz 14. Erzeugnisse der Elektrotechnik, des Kraftfahrzeugbaus, des Maschinenbaus sowie chemische Vorerzeugnisse und Halbwaren (teilverarbeitete Stoffe, die eine weitere Bearbeitung benötigen, bevor sie für die Benutzung fertig sind) machten den Großteil der sächsischen Ausfuhren nach Südkorea aus.

Hinweis für Redaktionen

Das SMWA stellt wie üblich kostenfreie Fotografien der Reise zeitnah über die bekannten Kanäle für Ihre Medien bereit. Eine Fotografin reist in unserem Auftrag mit.


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