Europäische Halbleiter-Regionen wollen Zusammenarbeit weiter ausbauen

29.05.2024, 12:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Erstes Jahrestreffen der European Semiconductor Regions Alliance in der sächsischen Landeshauptstadt

Dresden (29. Mai 2024) – Die europäischen Halbleiterregionen wollen ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen. Das bekräftigten die Spitzenvertreter der European Semiconductor Regions Alliance (ESRA) beim ersten Jahrestreffen der Allianz am Mittwoch in Dresden.

Die Allianz, der nunmehr 31 Regionen angehören, war auf Initiative des Freistaates Sachsen im September 2023 in Brüssel gegründet worden. Bei dem Treffen in Dresden auf Einladung des Freistaates wurde ein gemeinsames Positionspapier verabschiedet. Zugleich ist die Region Norte (Portugal) als 31. Mitglied in die Allianz aufgenommen worden.

Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen und ESRA-Vorsitzender: »Die Gründung der ESRA war goldrichtig. Damit erzeugen wir Sichtbarkeit und eine kompetente Ansprechstelle für die Europäische Kommission und für die nationalen Regierungen. Gemeinsam können wir viel bewegen. Dass so viele Regionen hier zusammenstehen, ist ein starkes Signal und zeigt das große Interesse an einer noch intensiveren transregionalen Zusammenarbeit im Bereich der europäischen Mikroelektronik. ESRA wird maßgeblich dazu beitragen, dass Europa in dieser Schlüsselindustrie in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig ist und bleibt. Dies wird nicht nur die technologische Souveränität Europas stärken, sondern auch neue Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum in den Regionen fördern.«

Alberto Cirio, Präsident der Region Piemont (Italien) und Co-Vorsitzender der ESRA: »Der Beitritt zur European Semiconductor Regions Alliance ist ein strategischer Schritt für die Region Piemont, da die Bündelung unserer Stimmen unseren Einfluss in der Halbleiterlandschaft stärkt. Mit marktführenden Unternehmen und einem erstklassigen wissenschaftlichen Forschungssystem ist Piemont gut positioniert, die durch den Chips Act eröffneten Möglichkeiten zu nutzen. Die Zusammenarbeit stärkt unsere regionalen Spezialisierungen, fördert Investitionen und kommt letztlich Europa als Ganzes zugute. Es ist mir eine Ehre, den Ko-Vorsitz dieser Initiative inne zu haben. Während wir uns auf die Übernahme des Vorsitzes der Allianz im Herbst 2024 vorbereiten, werde ich mich dafür einsetzen, die Themen der ESRA bei anderen italienischen Regionen zu fördern, um sicherzustellen, dass wir uns alle gemeinsam für eine prosperierende und sichere Zukunft einsetzen.«

In dem Positionspapier wird die Notwendigkeit betont, die europäische Halbleiterindustrie langfristig zu unterstützen, die Forschung und Entwicklung zu stärken und gute und auskömmliche Rahmenbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen. Außerdem bekräftigen die Unterzeichner die Absicht, gerade auch in der beruflichen Bildung noch enger zusammenzuarbeiten – um dem Fachkräftemangel wirksam begegnen zu können.

Am ersten Jahrestreffen in Dresden nahmen neben Ministerpräsident Michael Kretschmer auch Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt und Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Kralinski teil. Aus den Mitgliedsregionen reisten insgesamt rund 100 Teilnehmer zum ersten großen »Familientreffen« an.

Die ESRA ist eine Arbeitsplattform der Regionen mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament, um die Kerninteressen der Halbleiterindustrie zu bündeln und auf politischer Ebene zu artikulieren. Sie will einen aktiven Beitrag zur Stärkung Europas als Halbleiter-Standort im globalen Wettbewerb leisten und die Wettbewerbsfähigkeit der Halbleiterindustrie in den Regionen der europäischen Mitgliedsstaaten sowie der gesamten Europäischen Union fördern.

Die Allianz sieht sich der Erreichung des Ziels der Europäischen Kommission verpflichtet, den Weltmarktanteil Europas in der Halbleiterproduktion auf 20 Prozent zu verdoppeln. Die Regionen, in denen die High-Tech-Ökosysteme beheimatet sind, leisten dafür einen entscheidenden Beitrag: Sie sorgen für die richtigen Rahmenbedingungen, indem sie die notwendige komplexe Infrastruktur und Forschungslandschaft bereitstellen, ohne die eine Halbleiterfertigung nicht möglich wäre.

Den Prozess zur ESRA-Gründung hatte Sachsen bereits im Frühjahr 2023 angestoßen. Der Freistaat hat als Initiator im ersten Jahr den Vorsitz inne, unterstützt durch die Co-Vorsitz-Region Piemont (Italien). ESRA vernetzt nunmehr folgende Regionen: Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen in Deutschland, Andalusien, Baskenland, Katalonien, Madrid und Valencia in Spanien, Flevoland, Gelderland, Nordbrabant und Overijssel in den Niederlanden, Kärnten und Steiermark in Österreich, die Centro-Region und die Norte-Region in Portugal, Flandern in Belgien, Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Piemont in Italien, Tampere und Helsinki in Finnland, Südmähren in Tschechien, Skåne in Schweden, Wales im Vereinigten Königreich und die Republik Irland.

Hintergrund zur Entstehung von ESRA

Vor dem Hintergrund der unzureichenden Halbleiter-Resilienz Europas und hohen Abhängigkeit von Halbleiterimporten hatte die Europäische Kommission Anfang 2022 ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Stärkung des Halbleiter-Ökosystems der EU vorgeschlagen – den European Chips Act (ECA). Ziel der Kommission ist es, Europas Marktanteil in der weltweiten Chipfertigung bis 2030 von derzeit lediglich 10 Prozent auf bis zu 20 Prozent zu steigern. Um dies zu erreichen, will die Kommission öffentliche und private Investitionen von bis zu 43 Milliarden Euro mobilisieren.

Der ECA hat bereits vor seinem Inkrafttreten im September 2023, flankiert durch das Programm Important Project of Common European Interest II Mikroelektronik (ICPEI II ME), begonnen, seine Wirkung zu entfalten. So heben der Neubau der »Smart Power Fab« von Infineon Technologies mit einem Investitionsvolumen von 5 Milliarden Euro und der Bau der ersten Fabrik des taiwanischen Halbleiterherstellers TSMC im Joint Venture mit Bosch, NXP und Infineon mit einem Investitionsvolumen von 10,5 Milliarden Euro das High-Tech-Ökosystem im Freistaat auf eine neue Ebene. Weitere bedeutende Halbleiterproduzenten in Sachsen erweitern ihre Kapazitäten, darunter Bosch, Globalfoundries und X-Fab. Das gesamte Ökosystem bestehend aus Zuliefer-, Dienstleistungs- und Wartungsunternehmen wird entsprechend mitwachsen. Somit belaufen sich die aktuellen Investitionen im Freistaat seit Ankündigung des ECA bereits jetzt auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.


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