1.Juni- Internationaler Kindertag – »Das ist mein Recht!«: Erste Studie zu Kinderrechten in Sachsen

30.05.2024, 14:02 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Jugendministerin Köpping und Sachsens Kinder- und Jugendbeauftragte Rüthrich: »Umsetzung der Kinderrechte ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe – in der Studie »Das ist mein Recht« kommen Kinder und Jugendliche selbst zu Wort«

Viele junge Menschen in Sachsen sind noch nicht ausreichend über Kinderrechte informiert. Die Meinung junger Menschen wird nicht immer gehört. Viele Kinder und Jugendliche machen Erfahrungen mit der Verletzung von Kinderrechten. Dies sind drei wesentliche Erkenntnisse der Studie zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, welche im Auftrag der sächsischen Kinder- und Jugendbeauftragten Susann Rüthrich erstellt wurde. Sie stellte die Studie heute zusammen mit Staatsministerin Petra Köpping vor.

Jugendministerin Petra Köpping: »Für Sachsen ist das die erste Studie, die sich explizit mit der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention beschäftigt und dabei den Blick auf die Kin-der und Jugendlichen selbst richtet. Als Jugendministerin unterstütze ich daher das Anliegen der Kinder- und Jugendbeauftragten der Sächsischen Staatsregierung, mit der Studie eine erste Datensammlung vorzulegen und damit weitere Impulse für die Diskussion zu geben. Es gibt in Sachsen sehr viele Menschen, die sich für Kinder und Jugendliche stark machen: zum Beispiel in Kitas und Schulen, in Projekten, Vereinen oder Beratungsstellen. Und natürlich in den Familien. All diesen Menschen möchte ich an dieser Stelle für ihre Arbeit und ihr Engagement danken. Ich freue mich, wenn noch mehr Menschen in allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen Kinder und Jugendliche in den Blick nehmen und ihnen Raum zur Entfaltung geben.«

Die Studie zeigt zwar, dass Kinderrechte in Sachsen in vielen Fällen und Bereichen oftmals bereits verwirklicht werden, aber nach wie vor Handlungsbedarf besteht.
In der Onlinebefragung gaben 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, einzelne Kinderrechte benennen zu können und weitere 34 Prozent kannten diese mindestens vom Namen her. Unter den befragten Erwachsenen lag der Anteil derjenigen, die einzelne Kinderrechte benennen können, sogar bei 86 Prozent. Allerdings zeigten sowohl die Fokusgruppeninterviews als auch die Einschätzungen der befragten Erwachsenen, dass häufig konkretes Wissen dazu fehlt.

Für alle Lebensbereiche gaben jeweils 20 Prozent oder mehr der befragten jungen Menschen in der Online-Befragung an, »nie« oder nur »selten« nach ihrer Meinung gefragt zu werden. Dies gilt besonders bei der kommunalen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen: Fast 80 Prozent der Befragten werden in Kommunen »nie« oder nur »selten« nach ihrer Meinung gefragt.

53 Prozent der Kinder und Jugendlichen ist es schon passiert, dass Erwachsene etwas für sie Wichtiges über sie hinweg entscheiden haben. 48 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben schon häufiger etwas für sie Wichtiges von Erwachsenen nicht verständlich erklärt bekommen. 44 Prozent der Kinder und Jugendliche haben schon häufiger keine Rückmeldung bekommen, wenn sie sich bei Erwachsenen beschwert haben. Etwa drei Viertel der Kinder und Jugendlichen gaben an, mindestens einmal schon von anderen beleidigt, ausgeschlossen oder auf andere Art diskriminiert worden zu sein. Am häufigsten gaben Kinder und Jugendliche an, diskriminiert worden zu sein, weil andere ein Problem mit ihrem Körper hatten. Aber auch andere Punkte wie das Geschlecht, die finanzielle Situation der Familie, die eigene sexuelle Orientierung, die eigene Herkunft oder die der Eltern sowie die Tatsache, nicht bei den Eltern zu leben, wurden in diesem Zusammenhang häufig genannt.

Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Kinder und Jugendlichen sich vor allem im öffentlichen Raum nicht immer sicher fühlen und sich die Wahrnehmung des Problems hier zwischen den befragten Erwachsenen und Kindern wie Jugendlichen unterscheidet. So räumten die befragten Erwachsenen dem Thema Sicherheitsgefühl der Kinder und Jugendlichen im öffentlichen Raum in der Gesamtbetrachtung deutlich weniger Bedeutung ein als die Kinder und Jugendlichen selbst. Insgesamt zeigte die Studie, dass Kinder in den berücksichtigten spezifischen Lebenslagen häufiger Erfahrungen mit Rechtsverletzungen machen und insgesamt vor größeren Herausforderungen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte stehen.

Kinder- und Jugendbeauftragte Susann Rüthrich: »Wie steht es um die Kinderrechte und deren Umsetzung bei uns in Sachsen? Wir alle können sicher »aus dem Bauch heraus« etwas auf diese Frage antworten. Doch wie beantworten Kinder und Jugendliche selbst diese Frage? Wir haben Kinder und Jugendliche in Sachsen gefragt: Werdet ihr beteiligt an den Angelegenheiten, die euch betreffen? Fühlt ihr euch sicher? Erlebt ihr Diskriminierungen? Kurz: Wie gut seht ihr eure Kinderrechte umgesetzt? Die Antworten der jungen Menschen stehen im Mittelpunkt der vorliegenden Studie. Diese ist somit gleichzeitig eine Beschreibung der Lage der Kinder als auch Handlungsauftrag an uns alle. Die Antworten überraschen zum Teil, manchmal bestätigen sie, was wir ahnten. Klar wird aber: so gut wie jeder Bereich von Politik, Verwaltung, öffentlichem Leben hat auch Auswirkungen auf das Leben von Kindern und Jugendlichen. Es ist an uns Erwachsenen, die jungen Menschen und deren Rechte wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Daher möchte ich als Kinder- und Jugendbeauftragte in den nächsten Monaten über die Ansatzpunkte und Empfehlungen der Studie ins Gespräch kommen – mit Fachkräften in öffentlicher Verwaltung im Land und Kommune, in Kita und Schule, in Jugendhilfe und Vereinen, in Polizei, Justiz und Gesundheitswesen und natürlich mit Kindern und Jugendlichen selbst.«

Jugendministerin Köpping und Sachsens Kinder- und Jugendbeauftragte Rüthrich: »Wir gratulieren allen Kinder zum internationalen Kindertag und wünschen ihnen einen Tag der Freude und des Feierns. Für uns Erwachsene sollte dieser Tag Anlass sein, uns daran zu erinnern, das echte Mitbestimmung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen nur gelingen kann, wenn wir ihnen zuhören. Oft sagen Erwachsene: ‚Kinder sind unsere Zukunft‘. Das stimmt. Allerdings sollte es uns nicht vorrangig um »uns« gehen. Sondern um sie, die Kinder und Jugendlichen selbst und deren Hier und Jetzt. Es ist die Pflicht der Erwachsenen, ein Lebensumfeld zu schaffen, dass Kinder in ihrer Gesundheit und Entwicklung nicht nur stärkt, schützt und fördert, sondern auch zur Wahrnehmung ihrer Rechte befähigt.«

Weitere Informationen
Insgesamt wurden 79 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren für die Studie persönlich interviewt. Zusätzlich beteiligten sich 333 junge Menschen sowie 404 Erwachsene an einer Onlinebefragung. Die Studie wurde durch die InterVal GmbH in Kooperation mit dem RAA Sachsen e.V. im Zeitraum April 2023 bis April 2024 durchgeführt. Auftraggeberin war die Kinder- und Jugendbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung, Susann Rüthrich.

Die Studie steht zum Download als gesamte Studie und in der Zusammenfassung zur Verfügung unter: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/44122

Weitere Informationen zur Kinder- und Jugendbeauftragten der Sächsischen Staatsregierung finden sie hier https://www.familie.sachsen.de/kinder-und-jugendbeauftragte-der-saechsischen-staatsregierung.html


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de
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