Neue Strukturen bei häuslicher und sexualisierter Gewalt – Umsetzung der Istanbul-Konvention in Sachsen schreitet voran

01.07.2024, 09:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Zum 1. Juli 2024 werden zwei neue Beratungsangebote im Freistaat Sachsen bei häuslicher und sexualisierter Gewalt ihre Arbeit aufnehmen. Dazu gehören ein weiteres Beratungsangebot für Betroffene häuslicher Gewalt und Stalking in Leipzig sowie eine landesweite Service- und Anlaufstelle der Landesarbeitsgemeinschaft Sexualisierte Gewalt, Prävention, Intervention (LAG SGPI) mit Sitz in Dresden.

Gleichstellungsministerin Meier: »Häusliche und sexualisierte Gewalt ist eine Menschenrechtsverletzung, die sich in den meisten Fällen gegen Frauen und Mädchen richtet. Sie findet tagtäglich unabhängig vom Alter, der Herkunft oder des sozialen und gesellschaftlichen Status statt. Seit Jahren steigen die Zahlen zum Teil sprunghaft an. Ich finde das äußerst besorgniserregend, denn dieser alarmierende Trend macht deutlich, dass häusliche Gewalt entsetzliche Realität für sehr viele Frauen und Mädchen in Deutschland ist. Gemeinsam sind wir darum gefordert, angemessene Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Mit unseren jetzt neu geschaffenen Angeboten kommen wir der Umsetzung der Vorgaben der Istanbul-Konvention im Freistaat einen weiteren Schritt näher und haben wirksame Werkzeuge im Kampf gegen Gewalt an Frauen an der Hand. Diesen Weg wollen wir fortsetzen, denn von einem Ausbau und der Stärkung des bereits existierenden Angebots für Prävention und Schutz vor Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt profitieren auf lange Sicht alle Menschen in Sachsen.«

Landesweite Service- und Anlaufstelle der Landesarbeitsgemeinschaft Sexualisierte Gewalt, Prävention, Intervention (LAG SGPI) in Dresden

Im Bereich der Beratung bei sexualisierter Gewalt bestand in Sachsen lange eine eklatante Versorgungslücke. Hier konnten in den vergangenen Jahren erste Angebote ermöglicht werden. Zugleich benötigen die Regionen Unterstützung beim Aufbau der Vernetzungsstrukturen durch eine koordinierende Service- und Anlaufstelle. Diese Aufgabe wird ab den 1. Juli dieses Jahres mit der neuen Landesfachstelle der LAG SGPI in Dresden realisiert. Ihre Aufgabe ist es, die regionalen Fachberatungsstellen bei sexualisierter Gewalt zu vernetzen und den Fachkräften mit Fachwissen beratend zur Seite zu stehen. Zudem sensibilisiert sie Angehörige aller relevanten Berufsgruppen in Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie in Qualifikationskonzepten für das Thema sexualisierte Gewalt.

Beratungsangebot für Betroffene häuslicher Gewalt und Stalking in Leipzig

Mit einem Anstieg von Opfern von häuslicher Gewalt in Leipzig um 20 Prozent im Jahr 2022 wurde erstmalig die Notwendigkeit sichtbar, das Beratungsaufkommen auf mehreren Schultern zu verteilen. Die seit Jahren von Freistaat und Kommune geförderte Interventions- und Koordinierungsstelle (KIS) Leipzig musste aufgrund der hohen Nachfrage immer wieder Aufnahmestopps verhängen. Im Jahr 2023 wurden deshalb die Abstimmungen zwischen Freistaat und Kommune intensiviert mit dem Ziel, ein weiteres Beratungsangebot in der größten Stadt im Freistaat zu schaffen. Zum 1. Juli dieses Jahres nimmt dieses nun seine Arbeit auf. Die Aufgabe der beim örtlichen Gesundheitsamt angegliederten Stelle wird es sein, Betroffene von häuslicher Gewalt und Stalking psychosozial zu unterstützen und Schutzmöglichkeiten zu erarbeiten.

Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Es ist unser erklärtes Ziel, dass Menschen, die Gewalt in ihrem eigenen Zuhause erfahren, schnelle und unkomplizierte Hilfe erhalten und wir ihnen Auswege aus der Situation aufzeigen können. Ein Ausbau des Angebots in Leipzig war dringend nötig. Ich freue mich darum sehr, dass hier in guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig nun eine weitere Anlaufstelle für gewaltbetroffene Personen und deren Kinder geschaffen wird. Dass wir schutzbedürftigen Menschen, dass wir Opfern von Gewalt in ihrer Not helfen und sie unterstützen, muss auf allen politischen Ebenen selbstverständlich sein und das gehen wir Hand in Hand an.«

Zuletzt hatte das sächsische Kabinett am 18. Juni den Landesaktionsplan des Freistaates Sachsen zur Verhütung und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Umsetzung der Istanbul-Konvention beschlossen. Damit ist der Weg für die Landesverwaltung geebnet, in den kommenden sechs Jahren weitere maßgebliche Schritte zu unternehmen, die Situation von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen im Sinne der Istanbul-Konvention nachhaltig zu verbessern und sie künftig besser vor Gewalt zu schützen. 190 Maßnahmen wurden darin für die Bereiche Bildung, Gesundheit, Kultur, Wissenschaft aber auch Sport, Opferschutz und Strafverfolgung entwickelt.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung

Pressesprecher Dr. Alexander Melzer
Telefon: +49 351 564 15011
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