Planung für deutschlandweites Wasserstoff-Kernnetz veröffentlicht
23.07.2024, 13:23 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Statements von Ministerpräsident Kretschmer, Energieminister Günther und Wirtschaftsminister Dulig
Dresden (23. Juli 2024) - Die Fernleitungsnetzbetreiber Gas haben die finalen Planungen für das deutschlandweite Wasserstoff-Kernnetz vorgestellt und ihre Anträge zur Genehmigung der Bundesnetzagentur übergeben. Das Wasserstoff-Kernnetz wird gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz Produktion und Import von Wasserstoff mit wesentlichen Verbrauchsschwerpunkten wie Kraftwerksstandorten und Industriezentren sowie Wasserstoffspeichern verbinden. Dies soll mit dazu beitragen, eine klimaneutrale Energieversorgung sicherzustellen und weiteres Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.
Das geplante Kernnetz umfasst auch sächsische Regionen, darunter Dresden, Leipzig, die Region Zwickau sowie den Industriebogen im Landkreis Meißen.
Ministerpräsident Michael Kretschmer: "Die finale Planung des bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes bringt für Sachsen Licht und Schatten. Zunächst einmal freue ich mich für die Regionen in Sachsen, die bald Zugang zu Wasserstoff erhalten werden. Nicht zu verstehen ist aber, dass die Wirtschafts- und Zukunftsregionen Südwestsachsen und Lausitz bei dieser wichtigen Infrastrukturmaßnahme von der Bundespolitik übergangen worden sind. Gerade Südwestsachsen als industrielle Kernregion Sachsens ist auf den Zugang zu diesem Energieträger der Zukunft dringend angewiesen. Gleiches gilt für die Lausitz, die den Strukturwandel weg von der Kohle meistern muss. Der Region werden nun Chancen genommen. Der Bund sollte jetzt zumindest entsprechende Ein- und Ausspeisepunkte für künftige Anschlussleitungen in diesen Regionen im Kernnetz einplanen und finanziell absichern, um eine spätere Korrektur dieser Entscheidung zu ermöglichen. Außerdem muss der Bund gemeinsam mit den Ländern einen vernünftigen Finanz- und Regulierungsrahmen für die Verteilnetzebene schaffen. Nötig ist eine faire bundesweite Lastenteilung. Dazu gehört auch eine angemessene finanzielle Beteiligung des Bundes.«
Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther betonte die Bedeutung dieser Anbindung: »Mit dem Kernnetz geht Sachsen und die Gaswirtschaft mit Unterstützung von Bund und Freistaat einen weiteren großen Schritt Richtung Klimaneutralität. Wir begrüßen das Bekenntnis der Fernleitungsnetzbetreiber, den Plan bis 2032 umzusetzen. Die Anbindung wichtiger sächsischer Industriestandorte ist eine sehr gute und sehr wichtige Nachricht. Die klimaneutrale Wirtschaft braucht grünen Wasserstoff. Und vor allem in den sächsischen Braunkohleregionen hängt die Frage, wie der Strukturwandel gelingt, an der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff. Es bleibt deshalb ein Wermutstropfen, dass die sächsische Lausitz und der Raum Chemnitz nicht ans Kernnetz angebunden sind. Wir hatten uns dafür massiv eingesetzt. Wir werden beim Bund dafür eintreten, dass die weiteren Planungen diese beiden Regionen ausreichend berücksichtigen.«
Wirtschaftsminister Martin Dulig: »Insbesondere für die Dekarbonisierung der sächsischen Industrie sowie für die Standorte der Energiewirtschaft gibt es nun Klarheit für eine planbare und gesicherte Versorgung mit Wasserstoff. Durch die frühzeitige Sicherstellung einer zukunftsfähigen und umweltfreundlichen Energieversorgung von energieintensiven Unternehmen liegt nun eine gute Grundlage für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Sachsens vor. Mit dieser Planungssicherheit wird es uns in Sachsen gelingen, industrielle Wertschöpfung in Zeiten der Dekarbonisierung zu halten und auch in Zukunft neue Industrien aufzubauen. Mit dem Wasserstoff-Kernnetz wird ein schneller Transport, ein effektiver Handel und eine zuverlässige Versorgung mit Wasserstoff möglich. Es wird zudem die Grundlage für zahlreiche weitere Investitionen bilden.«
Hintergrund
Das Wasserstoff-Kernnetz bildet das Grundgerüst, um deutschlandweit Wasserstoff-Standorte in der Regel bis zum Jahr 2032 miteinander zu verbinden. Im nächsten Schritt wird mit der Erarbeitung des integrierten Netzentwicklungsplans Gas und Wasserstoff bis 30. Juni 2026 die weitere Netzplanung vorangetrieben.
Das Leipziger Unternehmen ONTRAS Gastransport GmbH ist federführend am Aufbau des ersten deutschen und europäischen Wasserstoff-Pipelinenetzes beteiligt.
Weitere wichtige Akteure sind die Gascade Gastransport GmbH und die Ferngas Netzgesellschaft mbH. Erstere betreibt Erdgastransportleitungen in ganz Ostdeutschland, von denen ein Teil in das Wasserstoff-Kernnetz umgewidmet werden soll. Diese Leitungen werden auch die Versorgung in Richtung der Tschechischen Republik sicherstellen. Die Ferngas Netzgesellschaft mbH, die hauptsächlich in Bayern und Thüringen aktiv ist, betreibt ebenfalls Erdgas-Pipelines im Dreiländereck von Sachsen, Thüringen und Bayern, die in das Wasserstoff-Kernnetz integriert werden sollen.