Für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben: Sächsische Demenzstrategie und Landesdemenzplan Sachsen entwickelt

06.08.2024, 14:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Staatsministerin Köpping: »Beratungs- und Betreuungsangebote weiterentwickeln, mehr Bewusstsein für Betroffene schaffen«

In Sachsen leben rund 103.000 Menschen mit der Diagnose Demenz. Neben den betroffenen Personen leiden häufig auch die nahestehenden Familienmitglieder unter den Folgen der Erkrankung. Der Freistaat Sachsen stellt sich dem Thema Demenz und setzt die Nationale Demenzstrategie auf Landesebene um. In Verantwortung des Sozialministeriums wurden nun die Sächsische Demenzstrategie und der Landesdemenzplan Sachsen entwickelt und heute im Kabinett beschlossen.

Vorausgegangen ist eine intensive Beteiligung verschiedener Akteure der Verwaltung, Zivilgesellschaft, der professionellen Pflege, von Trägern, Kranken- und Pflegekassen sowie von Betroffenen und Angehörigen. Beides soll als Leitfaden bzw. Handlungskonzept dienen, um die Herausforderungen im Umgang mit Demenz zu bewältigen und die Lebensbedingungen für Betroffene nachhaltig zu verbessern. Strategie und Demenzplan sind bewusst als entwicklungsoffenes Konzept angelegt, damit aktuelle Entwicklungen aufgegriffen und neue Schwerpunkte gesetzt werden können.

Sozialministerin Petra Köpping: »Um Demenz mutig zu begegnen, ist ein positives Miteinander aller gesellschaftlichen, professionellen und ehrenamtlichen Kräfte wichtig. Dieses Miteinander erfordert fachliche Informationen, fundierte Beratung und Hilfestellungen für die Akteure im sozialen Raum. Mit der Sächsischen Demenzstrategie setzen wir ein klares Signal: Wir nehmen die Perspektiven von Betroffenen und ihren Familien gezielt in den Blick, setzen uns für ihre Bedürfnisse ein und arbeiten daran, dass unser Land demenzfreundlicher wird. Alle Menschen sollen ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben führen können – auch Menschen mit Demenz.«

Die Sächsische Demenzstrategie ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer demenzfreundlichen Gesellschaft. Sie beschreibt Ausgangslage, Leitziele und Handlungsfelder sowie den Entstehungsprozess der Strategie. Der Landesdemenzplan enthält vier Handlungsfelder:

– Handlungsfeld 1: Öffentlichkeitsarbeit und demenzfreundliche Kommunen
– Handlungsfeld 2: Entwicklung von demenzsensiblen Angeboten in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen
– Handlungsfeld 3: Aufbau/Weiterentwicklung von Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsangeboten
– Handlungsfeld 4: Unterstützung für Angehörige und Frühbetroffene

Die Demenzstrategie soll nicht nur dazu beitragen, dass Beratungs-, Betreuungs- und Versorgungsangebote im Freistaat sinnvoll weiterentwickelt werden, sondern auch mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz schaffen. Besonders wichtig ist es, die Situation der pflegenden Angehörigen zu verbessern. Die Demenzstrategie sieht deshalb mehr und spezialisierte Entlastungs- und Beratungsangebote für junge pflegende Angehörige vor. Darüber hinaus sollen Menschen mit Demenz auch medizinisch und pflegerisch besser versorgt werden. Denn jede und jeder Einzelne von ihnen verdient eine individuelle Betreuung, die ihren Bedürfnissen gerecht wird.

Als erste Schritte zur Enttabuisierung des Themas hat das Sozialministerium eine Erklärstory zu Demenz veröffentlicht (https://www.pflegenetz.sachsen.de/landesinitiative-demenz.html). Auch wurde die Förderung des Dachverbandes Landesinitiative Demenz Sachsen e.V. Alzheimer Gesellschaft verstetigt (rund 235.000 Euro im Jahr 2024). Darüber hinaus wird die »Fachservicestelle Sachsen« weiterfinanziert (Kosten im Jahr 2024: max. 450.000 Euro), um Demenzbetroffenen und pflegenden Angehörigen zu helfen. Pflegebedürftige Demenzkranke werden durch Pflegeversicherungsleistungen darin unterstützt, möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben und den Alltag möglichst selbstbestimmt zu meistern. Mit Hilfe der Vernetzten Pflegeberatung (einschließlich Pflegedatenbank des Freistaates Sachsen, Landesförderung für kommunale Pflegebudgets und -koordinationen in den Landkreisen und Kreisfreien Städten) werden diese Unterstützungsangebote sichtbar.

Die Sächsische Demenzstrategie inklusive Landesdemenzplan finden Sie hier: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/45004
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/45005

Weitere Informationen:

https://www.pflegenetz.sachsen.de/landesinitiative-demenz.html
https://www.nationale-demenzstrategie.de/fileadmin/nds/pdf/2020-07-01_Nationale_Demenzsstrategie.pdf

Rund um den Welt-Alzheimer-Tag am 21. September finden sachsenweit Aktionen zur Woche der Demenz statt.

Hintergrund:

Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft leben in Deutschland mehr als 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, davon ca. 103.000 in Sachsen. Häufigste Demenzursache ist die Alzheimererkrankung. Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter 65+ erkrankt sein. Schon heute liegt der Anteil von Menschen mit Demenz in Sachsen und Sachsen-Anhalt bundesweit am höchsten (2,5 Prozent).

Deutschland hat auf dem Weg zur demenzfreundlichen Gesellschaft in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht und hält vielfältige Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Familien bereit. Bund, Länder und Kommunen nehmen ihre Verantwortung wahr. Die Nationale Demenzstrategie hat hier viel Gutes bewirkt. Gleichwohl besteht weitergehender Handlungsbedarf.

Bedingt durch den demografischen Wandel werden künftig viel mehr Menschen in Sachsen Kontakt zu Menschen mit Demenz haben, nicht nur in der eigenen Familie. Prognosen sagen, dass Sachsen ab dem Jahr 2030 das älteste Bundesland sein wird mit Zunahme entsprechender Krankheitsbilder.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de
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