Alphabetisierung: Kultusministerium fördert regionale Grundbildungszentren für Erwachsene
18.09.2024, 09:48 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Bildungsangebote für Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten in sieben Grundbildungszentren im ländlichen Raum
Das Kultusministerium fördert zunächst bis Ende 2026 die modellhafte Erprobung von regionalen Grundbildungszentren. Ziel ist es, niedrigschwellige Lern- und Beratungsangebote für Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten, insbesondere im ländlichen Raum zu unterbreiten. Finanziert werden diese Vorhaben zur Alphabetisierung und Grundbildung mit rund 2,1 Millionen Euro, davon kommen rund 1,2 Millionen Euro von der Europäischen Union und knapp eine Millionen Euro (919.0000 Euro) vom Freistaat Sachsen.
Mit den Grundbildungszentren in sieben Landkreisen sollen zum einen feste, kompetente Anlaufstellen für betroffene Personen und Angehörige sowie für die Fachöffentlichkeit geschaffen werden. Zum anderen sollen die regionale Zusammenarbeit der Erwachsenenbildungseinrichtungen, kommunalen und sozialen Diensten sowie Arbeitsvermittlung und regionalen Arbeitgebern gestärkt und die Lernangebote niedrigschwellig in den Sozialraum integriert werden.
In einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden sieben Projektvorschläge für regionale Grundbildungszentren ausgewählt und bewilligt:
ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. mit den drei Vorhaben:
»Regionales Grundbildungszentrum Landkreis Leipzig«,
»Regionales Grundbildungszentrum, Landkreis Nordsachsen« und
»Regionales Grundbildungszentrum Erzgebirgskreis«
Bildungsinstitut Pscherer mit den zwei Vorhaben:
»αKompetenZentrum« im Landkreis Zwickau und
»αCompetenceCenterV« im Vogtlandkreis
IB Mitte gGmbH mit dem Vorhaben:
»ESF Plus Alphabetisierung – Grundbildungszentren« im Landkreis Görlitz
Volkshochschule Sächsische Schweiz-Osterzgebirge e.V. mit dem Vorhaben: »Grundbildungszentrum – mobil und nah (GBZ); Wirkungsbereich: Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge«
Das Kultusministerium plant zudem eine wissenschaftliche Begleitung für die Grundbildungszentren und stellt dafür über drei Jahre hinweg jährlich 100.000 Euro zur Verfügung. Mit Hilfe wissenschaftlicher Forschungsmethoden sollen die Grundbildungszentren bereits beim Aufbau und der Verlaufsgestaltung der Projekte begleitet, beraten und unterstützt werden. Aus den Forschungsergebnissen sollen geeignete Maßnahmen, Gelingensbedingungen und Transferszenarien abgeleitet und zur Verfügung gestellt werden. Die Begleitforschung ist damit eine wichtige Schnittstelle zur strategischen Weiterentwicklung der Grundbildungsangebote in Sachsen.
Ausführliche Informationen zu den Unterstützungsangeboten in Sachsen finden sich bei der Koordinierungsstelle Alphabetisierung und Grundbildung in Sachsen ALFAplus : https://alfa-sachsen.de/alphabetisierung-und-grundbildung-in-sachsen/ .
Hintergrund
Rund 300.000 Menschen in Sachsen können nicht ausreichend gut lesen und schreiben, auch das Alltagsrechnen kann schwerfallen. Solche gravierenden Lücken in der Grundbildung wirken sich nachteilig auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen, insbesondere ihrer Kinder, aus. Probleme mit Behördenpost, Formularen, der Nutzung des Internets oder Verträgen gehören zum Alltag. Die Grundbildungszentren ergänzen bereits bestehende Unterstützungsangebote.
Erwachsenen jeden Alters stehen in Sachsen bereits seit 2007 landesweit Beratungs- und Lernangebote zur Verfügung. Spezielle mehrmonatige Kurse für Lesen und Schreiben bieten viele Erwachsenen-Bildungseinrichtungen unter dem Begriff »Alphabetisierung« oder »Grundbildung« an. Die Kurse werden mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und Landesmitteln finanziert und können bei regelmäßiger Teilnahme bei Bedarf bis zu drei Jahre kostenfrei genutzt werden. Im Förderzeitraum 2021-2027 stehen für die Kursangebote sowie die landesweite Koordinierungsstelle insgesamt rund 24,4 Millionen Euro bereit, davon stammen rund 14,1 Millionen Euro aus Geldern der Europäischen Union und rund 10,3 Millionen Euro steuert der Freistaat Sachsen bei.
Bei anderen Bildungseinrichtungen wie z. B. den Volkshochschulen können kürzere Kurse wie »Besser Rechnen« oder »Erste Schritte am PC« belegt werden. Diese kosten einen geringen Teilnahmebeitrag. In 14 sächsischen Mehrgenerationenhäusern werden zudem unverbindliche, kostenfreie Beratungen und Lernmöglichkeiten organisiert. Landesweit und auf Wunsch anonym können sich Interessierte bei der Koordinierungsstelle Alphabetisierung und Grundbildung in Sachsen ALFAplus beraten und informieren lassen. Dies geht telefonisch (Mobil: 0179 6946997), sogar per WhatsApp oder über ein Kontaktformular auf der Internetseite https://alfa-sachsen.de/alphabetisierung-und-grundbildung-in-sachsen/. Dort werden auch die Lernangebote für ganz Sachsen auf einer Landkarte angezeigt.