Bau der Gedenkstätte für das ehemalige KZ Sachsenburg beginnt
17.10.2024, 10:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Kulturministerin Barbara Klepsch überreicht Förderbescheid des Freistaats in Höhe von 1,5 Mio. Euro
Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch hat heute (17. Oktober 2024) einen Fördermittelbescheid in Höhe von 1,5 Mio. Euro an den Bürgermeister der Stadt Frankenberg Oliver Gerstner übergeben. Mit den Mitteln aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR (PMO-Mittel, 6. Tranche) wird ein erster Teilabschnitt der Errichtung der Gedenkstätte an das ehemalige KZ Sachsenburg realisiert.
»Die Sächsische Staatsregierung bekennt sich ganz ausdrücklich zu unserer vielfältigen Gedenkstättenlandschaft, zu ihrer Pflege und zu ihrem weiteren Aufbau. Wir haben heute einen großen Schritt hin zur Errichtung der Gedenkstätte KZ Sachsenburg gemacht. Das ist auch deshalb so erfreulich, weil das Projekt schon so lange und intensiv aus der Bürgerschaft heraus verfolgt wurde. Ein solches lokales Bekenntnis zum Projekt und eine regionale Verankerung der historischen Orte ist zentral, wenn Gedenkstätten funktionieren sollen. Die kommunalen Verantwortungsträger – und das ist keineswegs selbstverständlich – haben diese Initiative aufgenommen und sich mit viel Kraft und Engagement dafür eingesetzt, die Gedenkstätte auf den Weg zu bringen. Für dieses Engagement danke ich Bürgermeister Oliver Gerstner und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ganz herzlich«, betont Kulturministerin Barbara Klepsch anlässlich der Bescheidübergabe.
Sachsenburg war eines der ersten Lager, in denen das NS-Regime systematisch Oppositionelle internierte. Hier begannen die Terrorisierung der eigenen Bevölkerung und die Einschüchterung der politischen Gegner. Die Errichtung des KZ Sachsenburg fiel zusammen mit der Zerstörung einer Demokratie durch eine brutale Diktatur, mit dem Verlust von Anstand, Respekt und ganz allgemein von Menschlichkeit.
Die Errichtung der Gedenkstätte KZ Sachsenburg wird von Bund und Land gemeinsam finanziert und durch die Stadt Frankenberg umgesetzt.
Bürgermeister Gerstner zeigte sich erfreut und zuversichtlich: »Dank der bereitgestellten Fördermittel können wir das Projekt der Gedenkstätte entscheidend voranbringen. Diese Mittel ermöglichen es uns, essenzielle Restaurierungsarbeiten und Baumaßnahmen nun zügig, unterteilt in zwei Teilprojekte, umzusetzen. Die Gedenkstätte ist für die Stadt Frankenberg/Sa. und den jahrelang engagierten zivilgesellschaftlichen Initiativen ein wichtiges Projekt, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten und eine dauerhafte Auseinandersetzung mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte zu fördern. Wir sind dankbar für die Unterstützung und werden weiterhin eng mit unseren Partnern und Beratern, vor allem dem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Beirat, mit allen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, zusammenarbeiten, um das Projekt zügig voranzubringen.«
Die PMO-Mittel stehen bis Ende 2025 zur Verfügung, bis dahin muss der erste Teilabschnitt abgeschlossen sein, der die folgenden Maßnahmen umfasst:
– die Errichtung einer Installation auf dem Fundament der ehemaligen Kommandantenvilla und die Gestaltung des Villengeländes;
– die Ertüchtigung und infrastrukturelle Anpassung der Außenanlage der künftigen Gedenkstätte, einschließlich der Reparatur der Brücke über den Mühlgraben, Verbesserung der Gehwege und Bau eines neuen Parkplatzes;
– die Restaurierung einer historischen Stützmauer mit der einzigartigen Betoninschrift, die von den Häftlingen des Lagers angefertigt wurde.
Die Bauarbeiten für diesen Abschnitt sollen im November 2024 beginnen und bis Dezember 2025 abgeschlossen sein. Parallel zur Umsetzung dieser ersten Phase wird die Stadt weiter an den Vorbereitungen für die zweite Phase arbeiten, die die Sanierung des Hauptgebäudes der künftigen Gedenkstätte sowie die Entwicklung und den Aufbau der Dauerausstellung umfasst.
Kulturministerin Barbara Klepsch: »Ich danke dem Bund dafür, dass er dieses Vorgehen so mitträgt und den Aufbau der Gedenkstätte KZ Sachsenburg gemeinsam mit dem Freistaat fördert. Ebenso danke ich der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gleich in doppelter Hinsicht: Die Stiftung unterstützt die Stadt Frankenberg nicht nur fachlich und organisatorisch und begleitet das Projekt wissenschaftlich. Die Stiftung soll nach dem Willen der Stadt nach Fertigstellung der Gedenkstätte auch deren Trägerschaft übernehmen. Ab Mitte 2027 rechnen wir dann jährlich mit mehreren Tausend Besuchern.«
Hintergrund zum ehemaligen Konzentrationslager Sachsenburg:
Das Konzentrationslager Sachsenburg war das wichtigste und am längsten betriebene KZ in Sachsen. Es bestand von Mai 1933 bis September 1937 und war ab 1934 das einzige Konzentrationslager in Sachsen. Es diente den Nationalsozialisten zunächst vor allem zur Ausschaltung ihrer wichtigsten politischen Gegner, vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern. Vor seiner Schließung 1937 ließ das Regime hier auch verstärkt Zeugen Jehovas, Juden, Pfarrer beider Konfessionen und »Vorbeugehäftlinge« inhaftieren. Das KZ gilt als Bindeglied zwischen den frühen Konzentrationslagern und dem späteren KZ-System und diente als Experimentierfeld und Ausbildungsstätte der Lager-SS.
Mehr Informationen gibt es im Internet unter: https://www.frankenberg-sachsen.de/Bildung-Kultur/gedenkstaettesachsenburg/