4. Niederschlesischer Frauenkongress in Wrocław/Breslau
11.11.2024, 14:34 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Diskussion zum Thema »Femizide, Frauenmorde« mit der Journalistin Julia Cruschwitz.
Am Sonnabend, den 9. November, fand der 4. Niederschlesische Frauenkongress in Wrocław/Breslau statt. Organisiert wird der Frauenkongress von den regionalen Frauenräten Polens sowie der Stadt Breslau. Mit dem Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen in Wrocław/Breslau ist auch das Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (SMJusDEG) als Mitveranstalterin beteiligt.
Rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen am Frauenkongress im Breslauer Kongresszentrum an der Jahrhunderthalle teil. Der Freistaat Sachsen war mit einer Debatte zum Thema »Femizide, Frauenmorde« vertreten. Eingeladen war dafür die deutsche Journalistin Julia Cruschwitz. Sie ist Mitautorin des Buches »Femizide, Frauenmorde in Deutschland«, das 2022 erschienen ist. Für das Buch haben die Autorinnen mit Personen aus Wissenschaft und Forschung, Kriminologie, Polizei, Sozialarbeit und Justiz, mit Überlebenden, Zeugen und Angehörigen gesprochen und wissenschaftliche Studien analysiert. Gemeinsam mit Susanne Köhler, Vorsitzende des Landesverbandes des deutschen Juristinnenbundes e.V., Katarzyna Kotula, Ministerin für Gleichstellung Polens und Joanna Gzyra-Iskander, Beauftragte zur Prävention gegen Gewalt an Frauen der polnischen Stiftung Feminothek diskutierte Julia Cruschwitz Femizide als gesamtgesellschaftliches Problem und Wege, Frauen besser vor männlicher Gewalt zu schützen.
Gleichstellungsministerin Katja Meier: »Der Schutz von Frauen und Mädchen vor sexualisierter Gewalt und vor Übergriffen, muss uns allen ein Anliegen sein. Diese Themen betreffen uns alle und sind keine Privatangelegenheiten. Es handelt sich um schwerwiegende Verstöße gegen das Recht eines Menschen auf körperliche und seelische Unversehrtheit und betrifft somit unsere demokratischen Grundwerte. Nur wer keine Angst um Leib und Leben haben muss, nimmt teil an demokratischen Entscheidungsprozessen. Deshalb ist hier der Austausch mit unseren Nachbarinnen so wichtig. In Sachsen brauchen wir auch weiterhin eine sichere Finanzierung und einen kontinuierlichen Ausbau unserer Gewaltschutz- und Hilfeangebote. Und gerade weil Gewalt Grenzen nicht kennt, müssen wir bundesweit endlich einheitlich dafür sorgen, dass Betroffene flächendeckend Schutz und Hilfe finden.«
Hintergrund
Staatsministerin Katja Meier hat vor vier Jahren den sächsisch-polnischen Frauenrechtsdialog ins Leben gerufen. In diesen wenigen Jahren ist es dem SMJusDEG gemeinsam mit seinen polnischen Partnern gelungen, tragfähige Strukturen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter auf beiden Seiten der Grenze aufzubauen.
Laut Polizeistatistik wurden 139 Frauen durch ihre (ehemaligen) Partner 2020 in Deutschland umgebracht. Jeden zweiten Tag kommt es zu einem Tötungsversuch. In Polen schwankt die Zahl der Femizide zwischen 150 und 500 jährlich. Mangels zuverlässiger Daten handelt es sich jedoch um eine Dunkelziffer. Jedes Jahr hunderte von Kindern werden zu (Halb)Weisen, viele von Ihnen zählen zu den Zeugen der Gewalt.