Ministerpräsident überreicht Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an acht Persönlichkeiten
09.12.2024, 16:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Feierstunde in Dresden – Kretschmer würdigt herausragendes Engagement
Dresden (9. Dezember 2024) – Ministerpräsident Michael Kretschmer hat den von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehenen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an acht Frauen und Männer aus dem Freistaat Sachsen überreicht.
In einer Feierstunde in Dresden würdigte der Regierungschef am Montag das herausragende Engagement der geehrten Persönlichkeiten. »Sie alle haben mit großer Energie, mit Tatkraft und Kreativität viel bewegt und vorangebracht. Mit diesem beeindruckenden und langjährigen Engagement haben Sie an ganz verschiedenen Stellen Verantwortung übernommen, über den Tellerrand geschaut und sich in besonderer Weise ehrenamtlich für andere Menschen und wichtige Vorhaben eingesetzt. Dafür gebührt Ihnen großer Dank und Anerkennung.«
Mit der Auszeichnung werden Menschen geehrt, die sich in den Bereichen Politik, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.
Ausgezeichnet wurden im Einzelnen:
Erika Buhr (Dresden)
Erika Buhr (85) engagiert sich seit mehr als einem halben Jahrhundert in der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. (ASF) und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Versöhnungs- und Gedenkarbeit Deutschlands. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen ist für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Motiv und Verpflichtung für konkretes Handeln, für Erinnerung, Verständigung und Frieden. In diesem Sinne setzt sich Erika Buhr bereits seit Mitte der 1960er Jahre für den Erhalt jüdischer Friedhöfe in Tschechien, Polen und auch Deutschland ein. Tatsächlich waren die oftmals nur noch kleinen jüdischen Gemeinden nach 1945 vielfach nicht mehr in der Lage, Friedhöfe der jüdischen Tradition und Pflicht entsprechend zu erhalten. Erika Buhr versteht es immer wieder aufs Neue, Menschen zum Mitmachen zu gewinnen. So organsierte sie eine Vielzahl von Arbeitseinsätzen und Workshops. Seit einigen Jahren gewinnt sie verstärkt Kinder und Jugendliche mit Exkursionen zu den wichtigen kulturellen Stätten, sich mit diesem Teil der Geschichte vertraut zu machen.
Roland Steffan (Dresden)
Roland Steffan (83) leistet seit 20 Jahren mit großem persönlichen Einsatz ehrenamtliche Arbeit für die sächsische Museumslandschaft. Der Ethnologe, Tibetologe und Völkerkundler war 30 Jahre lang als Hausvater und Lehrer für tibetische Flüchtlingskinder in einem Kinderdorf in der Schweiz tätig, das von Krieg und Vertreibung betroffene Kinder aus aller Welt aufnimmt. In seiner Zeit dort engagierte er sich ehrenamtlich zudem als Konservator und später als Direktor des Völkerkundemuseums St. Gallen. Seit 2004 lebt Roland Steffan in Dresden und macht sich seither in der sächsischen Museumswelt als selbstloser Schenker wertvoller Objekte beispielsweise zugunsten des Dresdner Kupferstich-Kabinetts sowie als Berater und Sachverständiger einen Namen. So bereitet er Ausstellungen mit vor, kuratiert und organisiert diese. Hervorzuheben ist auch sein Einsatz für Menschenrechte und seine Anteilnahme am Schicksal des unterdrückten tibetischen Volkes.
Karin Georg (Torgau)
Karin Georg (82) ist seit mehr als vier Jahrzehnten sozial engagiert. Die frühere Lehrerin und Schuldirektorin übernahm bereits 1982 den Vorsitz des damaligen Kreisverbandes der Volkssolidarität. Nach der deutschen Wiedervereinigung hatte sie maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Neuaufstellung des gemeinnützigen Sozial- und Wohlfahrtsverbandes. Heute verfügt der Regionalverband Torgau Oschatz e. V. über ein Seniorenheim, Einrichtungen des »Betreuten Wohnens«, eine integrative Kindereinrichtung sowie vier Begegnungsstätten. Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende übernahm sie vor mehr als 15 Jahren auch die Leitung der Ortsgruppe Torgau 1 – mit mehr als 220 Mitgliedern eine von insgesamt 30 Ortsgruppen. Das langjährige ehrenamtliche Engagement von Katrin Georg getreu dem Leitbild der Volkssolidarität »Miteinander-Füreinander – Solidarität leben« ist längst zu ihrem Lebensinhalt geworden.
Thomas Ranft (Amtsberg/OT Dittersdorf)
Thomas Ranft (79) zählt zu den bedeutenden Vertretern der bildenden Kunst in Deutschland. In der DDR setzte er sich mutig für eine eigenständige, freie Kunst ein. So war er 1973 Mitbegründer der Produzentengalerie »Oben« in Chemnitz. Die Galerie, die gerade nicht-systemkonformen Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform bot, galt als eine der bedeutendsten im Deutschland der 70er Jahre. Thomas Ranft war auch Initiator und Ideengeber der 1977 gegründeten Künstlergruppe »CLARA MOSCH« – bis zu ihrem Ende 1982 die wichtigste oppositionelle Künstlergruppierung in Chemnitz. Ihr Ansatz, weltweite moderne Tendenzen künstlerischen Ausdrucks aufzunehmen und so auch die eigene künstlerische Freiheit zu behaupten, provozierte die Machthaber in der DDR. Allen Einschüchterungsversuchen zum Trotz organisierte die Künstlergruppe eigene Ausstellungen und Aktionen. Die Staatssicherheit verfolgte schließlich die Zersetzung der Gruppe. Nach 1990 erhielt Thomas Ranft mit seinen Ausstellungen im wiedervereinigten Deutschland und im Ausland große, auch internationale Anerkennung. In Chemnitz engagiert er sich als Gründungsmitglied seit 1994 und bis heute als Vorstandsvorsitzender des Vereins Kunst für Chemnitz.
Detlef Bölke (Mockrehna/OT Langenreichenbach)
Detlef Bölke (70) setzt sich seit mehr als 30 Jahren als ehrenamtlich tätiger Ortsvorsteher von Langenreichenbach für das Wohl des Ortes und die erfolgreiche Dorferneuerung ein. Hervorzuheben ist das gute soziale Miteinander und der Wille der Langenreichenbacher, ihren Ort zu gestalten. Detlef Bölke versteht es, Projekte durch Bürgerengagement und Eigenleistung voranzubringen. So gelang beispielsweise gemeinsam die Rettung zweier denkmalgeschützter Gebäude. Das sanierte Pfarrhaus dient heute der Kirchgemeinde sowie örtlichen Vereinen und Initiativen als Begegnungsstätte. Zudem warb er erfolgreich für eine Biogasanlage samt Energiespeicher, so dass der Ort heute »energieautark« ist. Die Dorfgemeinschaft erzielte mehrfach herausragende Ergebnisse bei Landes- und Bundeswettbewerben, unter anderem den 1. Platz im Landkreis Nordsachsen beim Sächsischen Landeswettbewerb 2017 »Unser Dorf hat Zukunft«.
Jürgen Ernst (Leipzig)
Jürgen Ernst (69) hat sich große Verdienste um die Bewahrung des Erbes und Andenkens an Felix Mendelssohn Bartholdy erworben. 1994 ist Jürgen Ernst zum Geschäftsführer der Internationalen Mendelssohn-Stiftung e. V. berufen worden. Unter seiner Leitung wurde das Wohn- und Sterbehaus des Komponisten in Leipzig saniert und der Aufbau des Museums realisiert. 1997 folgte die Ernennung zum Gründungsdirektor. Das Mendelssohn-Haus gehört heute zur »Leipziger Notenspur«, die das Europäische Kulturerbe-Siegel erhielt und ist zudem Kultureller Gedächtnisort mit besonderer nationaler Bedeutung. Mit einem breitgefächerten Angebot und einer Vielzahl von Veranstaltungen zieht es musikinteressierte Menschen aus der ganzen Welt an. Die erfolgreiche Entwicklung des Hauses als wichtiger Teil der Kulturszene Leipzigs ist eng mit dem tatkräftigen und umsichtigen Wirken von Jürgen Ernst verbunden.
Brigitte Lucas (Klingenthal)
Brigitte Lucas (69) engagiert sich seit mehreren Jahrzehnten in besonderer Weise für Kinder und Jugendliche im Vogtland. Sie arbeitete drei Jahrzehnte als Erzieherin und später als Leiterin des Kinder- und Jugendwohnheims Tannenmühle in Erlbach und sorgte mit Herz und Tatkraft dafür, dass sich die Bedingungen für die Kinder und Jugendlichen immer weiter verbessern. Dank ihrer hervorragenden Netzwerkarbeit wurden zahlreiche Projekte realisiert wie der Bau einer Mehrzweckhalle, ein Spielplatz sowie eine Töpferwerkstatt. Zudem wirkt sie bis heute ehrenamtlich im Förderverein der Einrichtung und sorgte so auch mit dafür, dass bereits insgesamt rund 500.000 Euro Spenden eingeworben werden konnten. Auch prägte sie die Entwicklung der Jugendhilfe im Vogtland entscheidend mit. So ist sie Mitbegründerin des Arbeitskreises Heimleiter im Vogtlandkreis und engagierte sich in verschiedenen Gremien der AWO auf Landes- und Bundesebene.
Thomas Truckenbrod (Leipzig)
Thomas Truckenbrod (64) hat sich viele Jahre lang in besonderer Weise für den Berufsstand des Augenoptikerhandwerks eingesetzt. 1990 trat er der Augenoptikerinnung Nordwestsachsen bei, ab 2003 war er stellvertretender Vorsitzender des Mitteldeutschen Augenoptikerverbandes der Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt, von 2005 bis 2017 hatte er den Vorsitz inne. Die Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) berief ihn 2008 zum Vizepräsidenten, von 2009 bis 2023 war er Präsident des Bundesinnungsverbands. Mit der Übernahme dieser wichtigen ehrenamtlichen Führungspositionen prägte er die Entwicklung in seinem Berufsstand über einen langen Zeitraum. Unter anderem machte er sich für die Vereinheitlichung der beruflichen Bildung stark. Ziel war dabei stets eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung.
Weitere sieben Persönlichkeiten werden den Bundesverdienstorden am morgigen Dienstag ebenfalls in der Sächsischen Staatskanzlei vom Ministerpräsidenten überreicht bekommen.
Hinweis: Fotos gibt es nach der Veranstaltung im Medienservice der Sächsischen Staatsregierung unter https://www.medienservice.sachsen.de/medien/medienobjekte