Kunstausstellung im Amtsgericht Dippoldiswalde in Zusammenarbeit mit der Justizvollzugsanstalt Zeithain
17.01.2025, 13:39 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Ab 28.01.2025 werden in den Gerichtsfluren des Amtsgerichts Dippoldiswalde Arbeiten des kunsttherapeutischen Kreativzentrums der Justizvollzugsanstalt Zeithain für die Öffentlichkeit zu besichtigen sein. Besucher sind hierzu während der Öffnungszeiten des Amtsgerichts herzlich eingeladen.
Hierzu Direktor des Amtsgerichts Aradei-Odenkirchen:
"Aufgrund meiner früheren dienstlichen Tätigkeit für den sächsischen Justizvollzug ist es mir stets ein Anliegen, die Belange moderner Behandlungsansätze im sächsischen Justizvollzug der Öffentlichkeit näherzubringen. Gerade im Bereich der Kunsttherapie hat das Kreativzentrum der Justizvollzuganstalt Zeithain Modell- und Vorbildfunktion und ist bei Fachleuten im In- und Ausland seither auf großes Interesse gestoßen. Die Ausstellung ist eine willkommene Gelegenheit, beeindruckende Werke von Gefangenen zu präsentieren. Ich danke daher sehr der Leiterin der Justizvollzugsanstalt und dem Leiter des dortigen Kreativzentrums, dass sie mit großem persönlichen Engagement diese Ausstellung ermöglichen."
Kunsttherapie im Strafvollzug: Brücken bauen statt Mauern errichten
Inhaftierte stehen oft vor einer zerklüfteten inneren und äußeren Realität. Ihr Leben ist geprägt von Unsicherheit und sozialen Systemen, die sie nicht getragen haben. Ihre Ziele – wenn sie überhaupt klar definiert sind – stehen selten im Einklang mit gesellschaftlichen Erwartungen. Anerkennung, Freiheit und Selbstverwirklichung? Diese Wünsche existieren, doch die Realität zeigt ihnen oft Grenzen, die schwer zu überwinden sind.
Hier setzt Kunsttherapie an. Warum Kunst? Weil sie Mauern einreißen und Brücken bauen kann – zu sich selbst, zu anderen und zu einer Welt, die sie häufig ausgeschlossen hat. Kunst eröffnet Räume für Ausdruck, Auseinandersetzung und Veränderung. Sie gibt Inhaftierten die Möglichkeit, sich selbst zu entdecken und in einem geschützten Rahmen neue Perspektiven zu entwickeln.
Zeithain
Die Justizvollzugsanstalt Zeithain hat mit ihrem Kreativzentrum und der fest etablierten Kunsttherapie Maßstäbe gesetzt. Seit 2008 arbeiten hier Kunsttherapeutinnen und -therapeuten, die weit mehr tun, als Kunsttechniken zu lehren. Sie schaffen eine Umgebung, in der Menschen ohne Worte ausdrücken können, was sie bewegt.
Mit der Eröffnung einer suchttherapeutischen Station für Methamphetamin-Abhängige im Jahr 2014 wurde diese Arbeit konsequent weiterentwickelt. Die Verbindung von Kunst und Suchttherapie bietet Menschen mit komplexen Herausforderungen einen Zugang zu ihren inneren Ressourcen und eine Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft.
Chancen
Die Arbeit mit Inhaftierten ist anspruchsvoll. Viele bringen gebrochene Lebensgeschichten mit, tiefes Misstrauen und eine Unsicherheit, die sich oft hinter aggressivem Verhalten verbirgt.
Kunsttherapie begegnet diesen Herausforderungen auf besondere Weise:
• Sie bietet einen Raum ohne Bewertung.
• Sie erlaubt es, Emotionen zu äußern, die sonst keinen Platz finden.
• Sie lädt dazu ein, neue Sichtweisen zu entwickeln – jenseits von Vorurteilen und
Erwartungsdruck.
Dabei geht es nicht nur um das künstlerische Ergebnis, sondern um den Prozess: Fragen wie Wer bin ich? Was kann ich verändern? und Wie stelle ich mir meine Zukunft vor? werden im geschützten Raum thematisiert.