Sächsisches Kulturerbe aus der Klosterbibliothek St. Marienthal erstmals öffentlich zu sehen

28.01.2025, 13:39 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Neue Ausstellung im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Der Freistaat Sachsen konnte 2023 mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung die historische Bibliothek des seit fast 800 Jahren ununterbrochen bestehenden Zisterzienserinnenklosters St. Marienthal in der Lausitz als bedeutendes nationales Kulturgut für die Öffentlichkeit erhalten. Ab 29. Januar 2025 sind erstmals alle mittelalterlichen Handschriften und ausgewählte Alte Drucke aus dem Buchbestand des Klosters in einer Ausstellung zu sehen, die durch die Carl Friedrich von Siemens Stiftung gefördert wird. Der verschlossene Garten. Zugänge zur Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen von St. Marienthal gewährt einen Blick in Buchbesitz und Geschichte des Frauenklosters und erschließt damit eine Welt, die sich sonst in der Klausur, dem nur für Ordensangehörige zugänglichen Teil des Klosters, befindet.

Die Ausstellung wird am 28. Januar 2025, 19:00 Uhr eröffnet und ist bis zum 17. Mai 2025 montags bis freitags von 10:00 bis 18:00 Uhr sowie samstags von 14:00 bis 18:00 Uhr im Buchmuseum der SLUB Dresden (Zellescher Weg 18, 2. OG, 01069 Dresden) zu sehen. Ein Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung; der Eintritt ist frei.

Katrin Stump, Generaldirektorin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB Dresden): »Wir sind froh und dankbar, dass der Freistaat Sachsen das einzigartige Kulturerbe aus der Klosterbibliothek St. Marienthal sichern konnte und wir es nun erstmals in einer umfangreichen Ausstellung zeigen können. Die Öffentlichkeit hat die einzigartige Gelegenheit, alle mittelalterlichen Handschriften im Original zu sehen und bekommt zugleich einen authentischen Einblick in die beginnende Erforschung der Klosterbibliothek.«

Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus: »Die Ausstellung belegt eindrücklich, dass der Kauf der Klosterbibliothek eine bedeutsame und richtige Entscheidung war. Damit werden nicht nur wichtige Zeugnisse der Klostergeschichte, die auch eng mit der sächsischen Landesgeschichte verbunden sind, für die Nachwelt weiter bewahrt und der Forschung zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung macht diese kulturellen Schätze nun erstmals auch für die interessierte Öffentlichkeit erlebbar. Mein Dank gilt allen an diesem Vorhaben beteiligten Partnern und Finanzgebern.«

Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung: »Der Ankauf der mittelalterlichen Bibliothek aus Marienthal war ein spannendes Ringen um die Bewahrung sächsischen Kulturerbes und die Kunststiftung hat hier gerne mit Expertise und Fördermitteln geholfen. Dass es nun bei der Erschließung und Ausstellung der bewahrten Zimelien zu einer Kooperation mit unserer Schwesterstiftung kommt, freut mich besonders und zeigt eindrücklich die Bedeutung des Bestandes. Staat und Förderstiftungen sollten auch in Zukunft mit wachem Auge Finanznöte und Verkaufsabsichten kirchlicher Einrichtungen beobachten und Hilfe anbieten.«

PD Dr. Markus Kleinert, Leiter Förderprogramme der Carl Friedrich von Siemens Stiftung: »Es ist ein besonders glücklicher Umstand, dass es hier und heute nicht bei der abstrakten Beschreibung eines Forschungsprogramms bleiben muss, sondern der Reichtum der Klosterbibliothek St. Marienthal und die dadurch eröffneten Forschungsperspektiven in einer Ausstellung vor Augen geführt werden können. In der Ausstellung werden Kleinode der Klosterbibliothek präsentiert und darüber hinaus erste Ergebnisse der Forschung angedeutet, die die Bibliothek als lebendiges Beziehungsgeflecht sichtbar werden lassen – und für die Zukunft neue Einsichten versprechen.«

In der Schatzkammer des Buchmuseums sind alle mittelalterlichen Handschriften aus der Klosterbibliothek, frühe Drucke sowie Urkunden zu sehen. Auch der bekannte Marienthaler Psalter und das Altzeller Kapiteloffiziumsbuch, das lange als verschollen galt, werden gezeigt. Darüber hinaus vermittelt die Ausstellung anhand weiterer historischer Objekte Wissenswertes zur wechselvollen Entwicklung des Klosters, zur geistlichen Lebensführung und zum Wirken der Zisterzienserinnen von Marienthal über die Jahrhunderte. Besuchende können einen virtuellen Rundgang durch die Klosterbibliothek erleben und erste Forschungsergebnisse zu den mittelalterlichen Handschriften recherchieren.

Jana Kocourek, Ausstellungskuratorin, SLUB Dresden: »Der Schlüssel zum Verständnis des Marienthaler Erbes war für uns das Bild vom verschlossenen Garten aus dem Hohelied der Bibel. Es steht für ein Leben in Ruhe und Gebet, mit Arbeit und Wissen. Im Kloster St. Marienthal leben seit fast 800 Jahren Zisterzienserinnen. Trotz Krisen und Zerstörungen hat sich ihre einzigartige Bibliothek bis heute erhalten. Sie zeigt, wie wichtig Bücher für Glaube, kulturelle Identität und Bildung sind. Mit der Ausstellung öffnen wir diesen verschlossenen Garten nun für alle Menschen. Treten Sie ein und lassen Sie sich von der Geschichte, den Büchern und der Liebe zum Wissen begeistern!«

Das Begleitprogramm bietet neben Führungen durch die Kurator:innen unter anderem einen Vortrag zum Deckenfresko der Klosterbibliothek von Dr. Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, eine Busexkursion nach Marienthal sowie einen Kalligraphie-Kurs.

Alle Veranstaltungen im Überblick, weitere Informationen und einen Online-Katalog zur Ausstellung finden Sie unter www.slubdd.de/marienthal2025.

HINTERGRUND
Das an der Neiße, zwischen Görlitz und Zittau gelegene Kloster St. Marienthal wurde 1234 erstmals urkundlich erwähnt und ist das älteste durchgängig bestehende Zisterzienserinnenkloster Deutschlands. Seine historische Bibliothek ist für Wissenschaft und Forschung von außerordentlichem Wert, handelt es sich doch um eine geschlossene, seit dem Spätmittelalter gewachsene Sammlung klösterlicher Bildungskultur und herausragender historischer Quellen für die Forschung. Im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurden 2016 die mittelalterlichen Handschriften am Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig (UB Leipzig) ausführlich beschrieben. Die historische Klosterbibliothek umfasst ca. 2.700 Titel aus dem 12. bis 19. Jahrhundert, darunter mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln, Alte Drucke sowie historische Urkunden, die mit dem Ankauf durch den Freistaat Sachsen in das Eigentum der SLUB Dresden übergegangen sind, wobei der Großteil der Druckwerke als Leihgaben im barocken Bibliothekssaal des Klosters verblieben sind.

Dank einer Projektförderung der Carl Friedrich von Siemens Stiftung rekonstruieren SLUB Dresden und UB Leipzig anhand des historischen Buchbestands das sich über Jahrhunderte entwickelnde Beziehungsgeflecht, von dem das Kloster getragen und geprägt wurde. Dabei arbeiten sie eng mit der Forschungsstelle für vergleichende Ordensgeschichte der Technischen Universität Dresden zusammen. Dort wird seit November 2024 mit Förderung des Freistaats ein flankierendes Projekt zur Aufarbeitung der zisterziensischen Netzwerke anhand von Archivmaterialien und ordensinternen Dokumenten durchgeführt.

Frei verwendbare Pressebilder für Ihre Berichterstattung zur Ausstellung können Sie hier herunterladen: www.slubdd.de/bildermarienthal.

Kontakt
Annemarie Grohmann
Pressesprecherin SLUB Dresden
Telefon: +49 (0)351 4677-342
E-Mail: Annemarie.Grohmann@slub-dresden.de


Kontakt

Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus

Pressesprecher Jörg Förster
Telefon: +49 351 564 60620
E-Mail: presse.kt@smwk.sachsen.de
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