DGB Index Gute Arbeit für Sachsen 2023: Arbeitsqualität in Sachsen nahezu gleichauf zum gesamtdeutschen Durchschnitt

16.02.2025, 10:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Wirtschafts- und Arbeitsminister Panter: »Gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen«

Um zu erfahren, wie sächsische Beschäftigte ihre Arbeitsbedingungen beurteilen, werden sie im Rahmen des DGB Index »Gute Arbeit« jährlich befragt. Schwerpunkte der Befragung waren im jüngsten Untersuchungszeitraum Arbeitsbelastung und Prävention.

Die Arbeitsqualität in Sachsen liegt im Jahr 2023 erstmalig seit Beginn der Erhebungen nahezu gleichauf mit der in ganz Deutschland. Der Anstieg in Sachsen resultiert aus der positiven Bewertung der Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitszeitgestaltung und der Gelegenheit, eigene Ideen in die Arbeit einzubringen. Beim Teilindex »Belastungen« liegt Sachsen aber nach wie vor unter dem Durchschnittswert für Ostdeutschland und Gesamtdeutschland. Die Unterschiede sind im Wesentlichen auf regionale Unterschiede in der Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur zurückzuführen.

Wirtschafts- und Arbeitsminister Dirk Panter: »Die Ergebnisse des DGB Index sind ein wichtiger Gradmesser für die Arbeitsbedingungen in Sachsen. Sie zeigen, dass es sich lohnt, weiter gemeinsam daran zu arbeiten, die Arbeitsqualität zu verbessern. Gute Arbeitsbedingungen sind die Grundlage für ein langes und erfülltes Berufsleben, welches sich die Beschäftigten wünschen. Dafür setze ich mich ein. Es liegt gleichzeitig im Interesse der Unternehmen, verstärkt Maßnahmen zum Gesundheitsschutz zu ergreifen und ihre Beschäftigten aktiv in die Gestaltung der Arbeitsbedingungen einzubinden. Unternehmen mit zufriedenen, motivierten und gesunden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind klar im Vorteil.«

Vorsitzender des DGB Sachsen Markus Schlimbach: »Fachkräfte sind nur mit guten Arbeitsbedingungen zu gewinnen und zu halten. Niemand muss schlechte Arbeitsbedingungen aushalten. Die Bereitschaft der Beschäftigten, ihren Job zu wechseln, ist in Sachsen nach wie vor höher als in ganz Deutschland. Die Beschäftigten stimmen bei schlechten Arbeitsbedingungen oder Löhnen zunehmend mit den Füßen ab. Das muss den Arbeitgebern zu denken geben. Die Verbesserung der Arbeitsqualität muss in allen Branchen stärker in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehört, Belastungen abzubauen, damit die Beschäftigten überhaupt bis zur Rente arbeiten können. Dass fast die Hälfte der Beschäftigen angeben, im Gesundheits- und Sozialwesen sogar fast zwei Drittel, ihre aktuelle Tätigkeit nicht bis zur Rente durchzuhalten, ist ein deutliches Warnsignal.«

Ausgewählte Ergebnisse

Themenschwerpunkt der Erhebung: Arbeitsbelastungen und Prävention
Übermäßige Belastungen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Beschäftigten und können zu gesundheitlichen Schäden führen. In Sachsen und in Deutschland insgesamt sind Arbeitsbelastungen, wie z.B. Lärm, Zeitdruck, Konflikte und körperlich schwere Arbeit sehr verbreitet, nur eine Minderheit ist nicht betroffen. Ein knappes Drittel der Befragten erlebt sogar mehrere dieser Belastungen häufig oder oft.
Die Einschätzung der Arbeitsbelastungen ist in Sachsen 2023 noch immer deutlich schlechter als bundesweit, obwohl auch hier seit 2021 eine klare Verbesserung und damit eine Annäherung an das Niveau in Deutschland zu beobachten ist. Verbesserungen gab es zuletzt vor allem bei der Arbeitszeitlage, dennoch besteht ein deutlicher Rückstand zu den gesamtdeutschen Bewertungen, vor allem bedingt durch die stärkere Verbreitung von Nachtarbeit und Wochenendarbeit.

Gefährdungsbeurteilungen sind ein zentrales und gesetzlich verpflichtendes Instrument des Arbeitsschutzes. Mit ihrer Hilfe werden die spezifischen Bedingungen und Risiken eines Arbeitsplatzes bewertet und Lösungen aufgezeigt. Beschäftigte mit aktuellen Gefährdungsbeurteilungen sind nicht nur seltener von Belastungen betroffen, bei ihnen werden auch deutlich häufiger präventive Maßnahmen ergriffen als ohne Gefährdungsbeurteilung. Zudem wird der Arbeitsschutz mit vollständiger Gefährdungsbeurteilung wirksamer eingeschätzt als ohne diese. Der gesetzlichen Verpflichtung zur Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen kommen die Arbeitgeber nur bei 38 Prozent der sächsischen Beschäftigten nach, nur bei 19 Prozent werden auch psychische Belastungen berücksichtigt.

Einschätzung der Arbeitsqualität variiert je nach Lebensalter
Die Arbeitsqualität unterscheidet sich in Sachsen deutlicher nach dem Lebensalter, als es in Deutschland insgesamt der Fall ist. Ältere Sachsen beurteilen ihre Arbeitsbedingungen schlechter als Jüngere, bei ihnen ist auch der Rückstand zur gesamtdeutschen Einschätzung größer. Während bei älteren Beschäftigten die schwierige Arbeitsmarktsituation zurückliegender Jahrzehnte oftmals noch nachwirkt, werden heutige Berufseinsteiger umworben. Sie profitieren von besseren Bedingungen beim Start in das Berufsleben und in Sachsen auch von einem hohen Anteil qualifizierter Beschäftigter, die strukturell eine gute Arbeitsqualität aufweisen.

Folgen schlechter Arbeitsqualität
Die Bereitschaft, bei Möglichkeit den Arbeitgeber zu wechseln, um die eigenen Arbeitsbedingungen oder die Beschäftigungskonditionen zu verbessern, liegt seit 2017 in Sachsen über dem bundesweiten Niveau. Auch hier ist der Wert nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie gestiegen. Die Herausbildung eines Arbeitnehmermarktes mit Personalengpässen und verstärkten Rekrutierungsbemühungen in Sachsen und ganz Ostdeutschland hat zu einer Verbesserung der Verhandlungsposition von Beschäftigten und Arbeitssuchenden beigetragen.

Arbeiten bis zur Rente?
Insgesamt 45 Prozent der Beschäftigten in Sachsen gehen nicht davon aus, in ihrer Tätigkeit ohne Einschränkungen bis zur Rente durchhalten zu können. In Deutschland sagen dies nur 40 Prozent. Beschäftigte in gewerblich-technischen Berufen, die in Sachsen stärker vertreten sind als in Deutschland, zweifeln häufiger an ihrer künftigen Erwerbsfähigkeit, als es Beschäftigte in Büroberufen tun. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen gehen lediglich 28 Prozent der Befragten davon aus, bis zur Rente durchzuhalten.

Der DGB Index Gute Arbeit in Sachsen 2023 ist unter beigefügtem Link in der Kurz- und Langfassung abrufbar.

Hintergrund

Die jährliche Befragung für den DGB-Index Gute Arbeit ermöglicht seit 2016 Aussagen zu den wahrgenommenen Arbeitsbedingungen aus Sicht der Beschäftigten. Bei der Erhebung Ende 2022 bis Frühjahr 2023 wurden bundesweit 6.266 und im Freistaat 1.000 Beschäftigte telefonisch befragt.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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