Ministerpräsident Kretschmer und Wirtschaftsminister Panter treffen sich mit Automobilzulieferern der Automobilregion Südwestsachsen

13.03.2025, 11:37 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Gemeinsamer Austausch in Reinsdorf über die Folgen der Produktionsverlagerungen aus dem Volkswagen-Werk Zwickau

Die vom Volkswagen-Konzern angekündigte Verlagerung von Produktionsaufträgen weg von Zwickau an Standorte in Niedersachsen ist ein Rückschlag für die sächsische Wirtschaft. Sie sorgt im Freistaat auch deshalb weiter für Kritik und Unmut, weil von der Entscheidung ein Standort des Konzerns betroffen ist, der in der Vergangenheit besonders erfolgreich und effizient gewirtschaftet hat. Bleibt es bei den Plänen, verliert Zwickau-Mosel damit einen erheblichen Teil seiner Auslastung. Das wirkt sich unmittelbar auch auf die Zuliefererindustrie der traditionell tief im Automobilsektor verankerten Region Südwestsachsen aus.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Wirtschaftsminister Dirk Panter haben sich deshalb heute mit Automobilzulieferern getroffen, um deren Einschätzungen zur Lage aus erster Hand zu erfahren. Der Austausch fand beim Zulieferer Meleghy Automotive in Reinsdorf (Landkreis Zwickau) statt. An der vom Wirtschaftsministerium (SMWA) organisierten Dialogrunde nahmen insgesamt rund 30 Vertreter der Branche teil. Zum Teilnehmerkreis gehörten insbesondere Zuliefererunternehmen sowie der Sächsische Strukturwandelmanager, das Zulieferernetzwerk AMZ, die Wirtschaftsförderung Sachsen und die Agentur für Arbeit Zwickau.

Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte in Reinsdorf: »Sachsen ist Industrieland. Der Automobilbau hat bei uns eine große Tradition und eine enorme Bedeutung. Es ist ganz klar und wichtig, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Deshalb unterstützt die Staatsregierung alle Bemühungen, den Wandel in dieser für unser Land und für den Freistaat wichtigen Branche erfolgreich zu gestalten. Deshalb habe ich immer wieder in Berlin und Brüssel für wichtige Weichenstellungen zur Unterstützung der deutschen Autobranche geworben. Wir brauchen eine Fristverlängerung für die CO2-Flottengrenzwerte und wir brauchen auch mehr Technologieoffenheit bei den weiteren Entwicklungen. Davon profitieren letztlich auch die Automobilzulieferer. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die die Automobilbranche insgesamt stärken. Daran arbeitet der Freistaat gemeinsam mit der Wirtschaft. Dafür werden wir uns auch weiterhin einsetzen.«

Wirtschaftsminister Dirk Panter zeigte sich nach dem Treffen insgesamt zuversichtlich, weist jedoch ausdrücklich auf die zusätzliche Verschärfung im Transformationsprozess hin: »Ich bin beeindruckt, mit welchem Engagement die Industrie die multiplen Krisen der vergangenen Jahre erfolgreich bewältigt hat. Doch die VW-Entscheidung stellt nun eine völlig neue Herausforderung dar, da einige der Zuliefererunternehmen unmittelbar an den Produktionstakt des großen Automobilwerks in Zwickau-Mosel gebunden sind. Hier bedarf es individueller Lösungen und Unterstützungsmaßnahmen, damit auch künftig industrielle Wertschöpfung in der Region stattfindet. Ich bin froh, gleich zu Beginn unserer Legislaturperiode gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten einen strukturierten Dialogprozess aufgesetzt zu haben, damit wir nun keine Zeit verlieren und gemeinsam mögliche Perspektiven erarbeiten können. Meine Erwartungen richte ich dabei nach wie vor auch an den Volkswagen-Konzern und an ein klares Bekenntnis zu den sächsischen Standorten.«

AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel sagte stellvertretend für die sächsischen Zulieferer: »Nach der Transformation hin zur E-Mobilität sind bei vielen Zulieferern die Kassen leer. Eine weitere Transformation auch in andere Branchen hinein benötigt Finanzmittel, für die sich der Freistaat Sachsen auch beim Bund stark machen soll. Das Treffen heute in Reinsdorf ist wichtig, um gemeinsam für den Erhalt der Fahrzeugproduktion von Volkswagen am Standort Zwickau-Mosel zu kämpfen. Erwartet werden faire Chancen für die Vergabe neuer Fahrzeugmodelle nach Zwickau, z. B. den ID2. Die Zulieferer erwarten, dass der Volkswagen-Konzern in seiner wirtschaftlichen Neustrukturierung auch die Wirtschaftlichkeit als Basis für seine Entscheidungen zu den Produktionsstandorten in Deutschland nimmt und nicht der politische Wille entscheidet. Das VW-Werk Zwickau-Mosel ist mit seiner regionalen Zulieferstruktur aktuell eines der effizientesten Werke im VW-Konzern. Aufgrund der kurzen Logistikwege mit geringem CO2-Ausstoß in der Lieferkette ist der Standort auch noch besonders nachhaltig. VW hat sich dem Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet. Die Zulieferer und wir als Netzwerk erwarten, dass diese Verpflichtung auch umgesetzt wird.«

Hintergrund: Automobilindustrie in Sachsen

Das »Autoland Sachsen« gehört mit sechs Fahrzeug-, Motoren- und Batteriewerken von Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Porsche zu den Top 5 der deutschen Automobilstandorte. Jedes achte Automobil und 40 Prozent aller vollelektrischen Pkw, die in Deutschland gebaut werden, sind »Made in Saxony”. Im Jahr 2023 beschäftigte die Automobilindustrie in Sachsen 95.000 Menschen, davon 80 Prozent in den 815 Unternehmen des Zuliefererbereichs. Die Branche weist einen Anteil von 28,6 Prozent am sächsischen Industrieumsatz und 39,7 Prozent am Auslandsumsatz der sächsischen Industrie auf.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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