Welttuberkulosetag am 24. März: Leichter Anstieg bei Zahl der TBC-Neuerkrankungen verzeichnet

23.03.2025, 09:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Staatsministerin Köpping: »Wir unterstützen Tuberkuloseärzte und Gesundheitsämter in Sachsen, um die Kontrolle und Eindämmung von TBC weiterhin sicherzustellen«

Im Freistaat Sachsen wurden in 2024 insgesamt 123 Erkrankungen an behandlungsbedürftiger Lungen-Tuberkulose gemeldet. Damit stieg die Fallzahl gegenüber dem Vorjahr (106) um 16 Prozent an.
Die sächsischen Fallzahlen aus 2024 entsprechen 3,0 Lungentuberkulosen pro 100.000 Einwohner. Damit liegt Sachsen weiter unter dem Bundesdurchschnitt von 3,6 pro 100.000 Einwohner im Jahr 2022.

Zum Stichtag 1. März 2025 wurden dem Robert Koch-Institut für das Jahr 2024 in Deutschland insgesamt 4.391 Erkrankungen an Tuberkulose (TBC) gemeldet – im Vorjahr waren es 4.481 Erkrankungen.

Somit war in Sachsen im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr ein merklicher Fallanstieg sowohl der Tuberkulosefälle insgesamt als auch der Erkrankungen an Lungentuberkulose zu verzeichnen, wobei die aktuellen Meldezahlen jedoch noch deutlich unter denen in den Jahren 2015 bis 2018 verzeichneten rangierten.

Gesundheitsministerin Petra Köpping: »Auch, wenn Deutschland zu den Industrienationen gehört, in denen keine Hochinzidenzwerte erreicht werden, so ist Tuberkulose noch immer mit Herausforderungen verbunden. Dank frühzeitiger Diagnoseverfahren und wirksamer Therapien ist Tuberkulose heute behandelbar. Dennoch darf die Bedeutung einer umfassenden Prävention nicht unterschätzt werden. Der Freistaat Sachsen unterstützt die Gesundheitsämter und das medizinische Fachpersonal dabei, Infektionen frühzeitig zu identifizieren und angemessene Maßnahmen zu ergreifen."

Die COVID-19-Pandemie hatte in weiten Teilen der Welt und vor allem in den Hochinzidenzländern einen deutlich negativen Einfluss auf die Entwicklung, Verbreitung und Bekämpfung der Tuberkulose. Fallfindungsraten sanken, und notwendige Behandlungen wurden verzögert.
In den letzten Jahren sind die Fallzahlen von Tuberkulose in Deutschland stabil geblieben. Dennoch bleibt Wachsamkeit geboten, da globale Entwicklungen, Migration und resistenzentwickelte Erreger die Bekämpfung erschweren. Besonders wichtig ist die frühe Erkennung und rasche konsequente Behandlung der Erkrankung, um ihre weitere Verbreitung einzudämmen.

Herausforderungen im Kampf gegen Tuberkulose sind das Fehlen effektiver Impfstoffe sowie das Auftreten multiresistenter Erreger. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) engagiert sich in der Entwicklung neuer Wirkstoffe und Behandlungsstrategien.
Weitere Forschungsansätze des DZIF konzentrieren sich auf die frühzeitige Erkennung von Antibiotikaresistenzen und die Entwicklung personalisierter Behandlungsstrategien. Internationale Kooperationen unterstreichen die Bedeutung globaler Zusammenarbeit im Kampf gegen Tuberkulose.

Professorin Dr. Anna Kühne, die die Professur für öffentliche Gesundheit in Sachsen im Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV, am Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden) innehat, forscht zu Tuberkulosebehandlungen in der Bevölkerung sowie auch zur Prävention und Aufklärung. Sie bestätigt: »Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Tuberkulose (TB) ist komplex und stellt das öffentliche Gesundheitswesen vor erhebliche Herausforderungen. In Deutschland sind im Jahr 2024 knapp 4.400 Patientinnen und Patienten mit Tuberkulose gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) gemeldet worden; zudem ist die Anzahl der Fälle mit arzneimittel-resistenter Tuberkulose über die vergangenen drei Jahre bundesweit eher gestiegen. In Sachsen sind die Erfolgsraten der Tuberkulose Therapie weiterhin besonders hoch, das ist nur möglich durch die gute Arbeit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen sowie der umfangreichen Unterstützung von Patientinnen und Patienten und Versorgenden durch die Gesundheitsämter.«

Prof. Dr. Dirk Koschel, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Pneumologie am Lungenzentrum Coswig und Bereichsleiter Pneumologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden betont: »Prinzipiell können Patienten mit Tuberkulose, auch solche mit multiresistenten Formen, durch neue Medikamente und Behandlungsstrategien gut behandelt werden, aber andere Begleiterkrankungen der betroffenen Patienten wie z.B. HIV-Infektion, aber auch soziale Ko-Faktoren können immer wieder große Herausforderungen darstellen. Gerade dann ist es wichtig, dass Klinik, niedergelassene Ärzte und der öffentliche Gesundheitsdienst eng zusammenarbeiten um langfristig den Therapieerfolg zu erwirken.«

Der Welt-Tuberkulose-Tag mahnt, die Anstrengungen zur Eindämmung dieser tödlichen Infektionskrankheit zu verstärken und innovative Forschungsansätze zu fördern. Nur durch Aufklärung, Forschung und einer effektiven medizinischen Versorgung kann das Ziel einer tuberkulosefreien Zukunft erreicht werden.

Als Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt weiterhin, die Zahl der Neuerkrankungen bis zum Jahr 2035 auf weniger als 1 pro 100.000 Einwohner zu senken.

Hintergrund:

Tuberkulose ist eine von einem Bakterium hervorgerufene Infektionskrankheit und findet sich überall auf der Welt. Sie wird mittels Tröpfchen über die ausgeatmete Luft, die insbesondere beim Husten und Niesen von erkrankten Personen freigesetzt wird, übertragen. Wenn ein TBC-Fall festgestellt wurde, muss schnell und sorgfältig ermittelt werden, wo die Ansteckung erfolgte und ob auch weitere Personen infiziert worden sein könnten. Diese Kontaktpersonen müssen dann über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Für Erkrankte ist die regelmäßige Einnahme hochwirksamer Medikamente wichtig. Besondere Probleme bereiten international die Erkrankungen an Tuberkulose, die durch resistente Erreger verursacht werden, gegen die mehrere der bewährtesten und erfolgreichsten Medikamente nicht mehr wirksam sind. Der Anteil multiresistenter Tuberkulosen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren angestiegen und lag 2022 bei 6 Prozent. In Sachsen schwankte der Anteil multiresistenter Tuberkulosen in den letzten Jahren und betrug bisher maximal 7 Prozent, aktuell lag er jedoch sogar bei ca. 9 Prozent.

Wertvolle und sehr gut aufbereitete Informationen zur Tuberkulose für Patienten und Ärzte auch in mehreren Sprachen werden durch das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose bereitgestellt (https://www.dzk-tuberkulose.de/patienten/).

Am 24. März 1882 erklärte Dr. Robert Koch, er habe den Erreger der Tuberkulose entdeckt. Im Jahr 1905 wurde ihm für seine Entdeckung der Nobel-Preis verliehen. Noch heute nimmt die Tuberkulose weltweit einen wichtigen Stellenwert ein, der die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranlasst, jährlich den 24. März als Welttuberkulosetag zu begehen.

Weitere Informationen:
Die Tuberkulose-Erkrankungen im Freistaat Sachsen seit 2003 finden Sie in der Anlage unter Downloads.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de
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