Afrikanische Schweinepest in Sachsen weit zurückgedrängt
08.04.2025, 13:45 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Ministerin Köpping: »Haben diese Tierseuche derzeit sehr gut im Griff«
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wird im Freistaat Sachsen sukzessive zurückgedrängt. Seit August 2024 gab es lediglich einen Nachweis bei einem gesund erlegten Frischling im Landkreis Bautzen im Februar 2025. Die Bekämpfungsmaßnahmen sind erfolgreich. Von den insgesamt 2398 ASP-Fällen sind nur noch 55 aktiv. Das heißt, ihre Feststellung liegt weniger als ein Jahr zurück. Die aktiven Fälle der ausschließlich Haus- und Wildschweine betreffenden Tierseuche liegen im Norden der Landkreise Bautzen und Görlitz. Sperrzonen gibt es derzeit nur noch in Teilen der Landkreise Bautzen und Görlitz. Die Fläche beträgt aktuell 2.978 km² für Sperrzone II (gefährdetes Gebiet) und 1.854 km² für Sperrzone I (Pufferzone). Bisher konnten die Hausschweinbestände im Freistaat erfolgreich vor einem Eintrag des ASP-Virus geschützt werden.
Sachsens für Tierseuchenbekämpfung zuständige Sozialministerin Petra Köpping schätzt ein: »Ich bin sehr optimistisch. Wir haben die Afrikanische Schweinepest derzeit sehr gut im Griff. Die Zahl der aktiven Fälle, die noch Bekämpfungsmaßnahmen erfordern, geht sukzessive zurück. Ich hoffe, dass wir die Sperrzonen im Mai erneut verkleinern und damit in weiteren Gebieten die strengen Auflagen vor allem für die Landwirtschaft zurücknehmen können. Dieser Erfolg ist der engen Kooperation mit vielen Akteuren zu verdanken. Ich danke allen Beteiligten für ihren langen Atem und die enge Zusammenarbeit mit uns. Trotz der aktuell sehr erfolgversprechenden Lage werden wir weiterhin sehr wachsam sein und uns auf die Eindämmung auch der letzten Fälle konzentrieren.«
Für die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest hat der Freistaat Sachsen seit dem 31. Oktober 2020 rund 54 Millionen Euro ausgegeben. Der Großteil der Mittel wurde verwendet, um rund 850 Kilometer Metallzaun zu errichten. Rund 400 Kilometer Zaun konnten vornehmlich im Landkreis Meißen wieder zurückgebaut werden. Nahezu täglich wurde die Fallwildsuche durch Jagdausübungsberechtigte, Forst- und Behördenmitarbeitende von Kadaversuchhunden und Drohnen unterstützt. Allein 35 Suchhunde und ihre Halter wurden in drei sächsischen Kursen eigens für den Einsatz bei der Fallwildsuche ausgebildet. Über 1800 der insgesamt 2398 infizierten Wildschweine konnten somit festgestellt werden. Analysiert werden alle Proben in der Landesuntersuchungsanstalt Sachsen (LUA). Insgesamt wurden seit Oktober 2020 knapp 200.000 Proben untersucht – rund 107.000 bei Wild- und knapp 90.000 bei Hausschweinen.
Einen Beitrag lieferte auch das gemeinsame Jagdprojekt von Sozialministerium und Landesjagdverband Sachsen e.V., dass vom Freistaat mit bis zu 2,8 Millionen Euro finanziert wurde. Das Projekt hatte das Ziel, die intensive Bejagung von Schwarzwild innerhalb der Restriktionszonen zu fördern. So wurden Ansitzdrückjagden und Erntejagden mit Jagdtechnik unterstützt und Aufwandsentschädigungen für Jäger, Treiber und Hundemeuten ermöglicht. Im Rahmen des Projekts wurde den Revierinhabern Fallentechnik zur Verfügung gestellt und Drohnenflüge zum Aufspüren des Schwarzwilds angeboten. Nach Beendigung des Projektes werden die weiterhin verwendbaren Materialien zum Beispiel durch den Sachsenforst in der Tierseuchenbekämpfung eingesetzt.
Wilhelm Bernstein, Vizepräsident des Landesjagdverbands Sachsen e.V. betont: »Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest hat viele Härten und zusätzlichen Aufwand für Tierhalter, Landwirte und Jäger mit sich gebracht. Das Verwerfen von erlegten Wildschweinen, erhöhter Aufwand für das landesweite Schwarzwild-Monitoring, Behinderungen durch Zäune für Landwirte wie auch für das heimische Reh- und Rotwild sind nur ein paar Beispiele hierfür. Die schnelle Kommunikation und Abstimmung im Landeskrisenstab und die Zusammenarbeit mit der Leitung des Sozialministeriums, wie auch mit den Vertretern der örtlichen Veterinärämter und Landkreise, sind mit ein Schlüssel zum derzeitigen Erfolg des gemeinsamen Handelns. In den letzten zwei Jahren des gemeinsamen Jagdprojekts waren in die Aktivitäten hunderte von Jägern, Treibern und Jagdhunden zum Aufstöbern und der Nachsuche im Einsatz. Wir freuen uns sehr darüber, dass auch aufgrund unserer Aktivitäten jetzt in Sachsen Auflagen Stück für Stück wieder zurückgenommen werden können. Durch die verstärkte Bejagung wurden die Schwarzwildbestände zwar stark dezimiert. Milde Winter und ein überaus gutes Nahrungsangebot für die Schwarzkittel lassen die Bestände und somit die Gefahren derzeit wieder ansteigen. Wir bleiben wachsam.«
Hintergrund:
Die Afrikanische Schweinepest ist eine Virusinfektion, die ausschließlich Schweine, also Wild- und Hausschweine, betrifft. Sie verläuft fast immer tödlich und ist unheilbar. Überlebende Tiere entwickeln keine Immunität gegen das Virus, sie können sich erneut anstecken. Es gibt bisher keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter in andere Gebiete durch den Menschen übertragen werden. Möglich ist die Übertragung auch durch Nahrungsmittel, für die mit dem ASP-Virus infiziertes Fleisch verarbeitet wurde. Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich. Am 10. September 2020 wurde in Brandenburg ein erster Fall von ASP bei einem Wildschwein in Deutschland bestätigt. Am 31. Oktober 2020 gab es den Indexfall in Sachsen. Seitdem wurden ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern festgestellt. In Sachsen wurden bis dato insgesamt 2398 ASP-Fälle nachgewiesen. Davon sind aber nur noch 55 Fälle aktiv. In Baden-Württemberg, Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Rheinland-Pfalz wurden seit 2022 auch Fälle in Hausschweinbeständen nachgewiesen. Das derzeit in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in der Wild- und Hausschweinepopulation aktive ASP-Geschehen hat keinen Zusammenhang mit dem Geschehen in Sachsen und Brandenburg. Genomanalysen zeigten, dass es sich um einen anderen Virustyp mit Herkunft aus Südosteuropa handelt. Die Einschleppung erfolgte vermutlich durch den Menschen.
Mehr Informationen: https://www.tiergesundheit.sachsen.de/aktuelles-6610.html