Zweitbestes Exportjahr für sächsischen Außenhandel – US-Zölle verschärfen Wettbewerbsdruck und erfordern Diversifizierung der Absatzmärkte

10.04.2025, 13:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Außenwirtschaftstag Sachsen mit Motto »Auf die Märkte, fertig, los!« | Minister Panter beim Spitzengespräch mit Außenhandelsexperten: »Wir unterstützen sächsische Unternehmen mit gezielten Angeboten.«

Zollkonflikte und geopolitische Spannungen, aber dennoch Marktchancen und Wachstumspotenziale: Auch in herausfordernden Zeiten bleibt die globale Vernetzung ein unverzichtbarer Bestandteil des unternehmerischen Erfolgs. Das ist eine Kernbotschaft des Außenwirtschaftstages Sachsen, der heute unter dem sportlichen Motto »Auf die Märkte, fertig, los!« im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion stattfand. Aus diesem Anlass hat sich der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter mit Vertretern der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen (AWIS) zum »Spitzengespräch Außenwirtschaft« getroffen. Die Teilnehmenden verständigten sich zu den Herausforderungen des internationalen Geschäfts und der außenwirtschaftlichen Jahresplanung 2025. Diese sieht für Unternehmen mehr als 100 Unterstützungsangebote für über 30 Länder vor.

Sächsische Außenhandelsbilanz 2024

Der Freistaat exportierte im Jahr 2024 Waren im Wert von 51,1 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung um 2,4 Prozent zum Vorjahr und der zweitbeste Exportwert nach dem Rekordjahr 2022 (53,2 Mrd. Euro). Die Importe nahmen um 3,7 Prozent auf 34,8 Milliarden Euro ab. Im Vergleich zum Rekordjahr 2023, als die Einfuhren einen neuen Bestwert (36,1 Mrd. Euro) erzielten, bewegten sich die Importe damit weiter auf einem hohen Niveau. Die Ein- und Ausfuhren konzentrierten sich auf die Bereiche Kraftfahrzeugbau, Elektrotechnik und Maschinenbau.

China verteidigte seinen Spitzenplatz im Länder-Ranking sowohl der sächsischen Export- als auch der Importpartner. Die Nachbarländer Polen und Tschechien zählten 2024 weiter jeweils zu den Top-5-Märkten. Ausfuhren in die Europäische Union betrugen 23 Milliarden Euro – damit ist der EU-Binnenmarkt weiterhin Handelspartner Nummer 1 der sächsischen Unternehmen.

Außenhandel Sachsens mit den USA

Die USA waren 2024 erneut Sachsens zweitwichtigster Exportmarkt. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten stiegen 2024 um zehn Prozent auf fast 5,1 Milliarden Euro (Platz 2). Bei den Einfuhren belegten die USA den neunten Rang. Da Erzeugnisse des Kraftfahrzeugbaus einen Großteil der sächsischen Exporte in die USA darstellen (ca. 60 Prozent), sind sie am stärksten von den US-Zöllen betroffen. Auch die meisten anderen exportierten Waren werden davon betroffen sein, zum Beispiel Erzeugnisse des Maschinenbaus. Wirtschaftsforscher gehen insgesamt von einer Zunahme des internationalen Wettbewerbsdrucks aus, da viele bisherige US-Handelspartner versuchen werden, neue Märkte für ihre Exporte zu finden.

Außenwirtschaftliche Jahresplanung 2025

Die AWIS unterstützt sächsische Unternehmen bei der Erschließung internationaler Märkte und organisiert 2025 zum Beispiel Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote, Unternehmens- und Delegationsreisen sowie 20 Messegemeinschaftsstände. Nach den erfolgreichen Beteiligungen an den Messen Arab Health in Dubai (Medizintechnik) und JEC World in Paris (Leichtbau) im ersten Quartal folgen u.a. internationale Leitmessen wie die Semicon Japan in Tokio (Halbleiter), der Smart City Expo World Congress in Barcelona (intelligente Stadtentwicklung) und die TRAKO in Danzig (Bahntechnik).

Wirtschaftsminister Dirk Panter plant Besuche in den Nachbarländern Polen und Tschechien und beabsichtigt darüber hinaus eine Delegationsreise nach Indien im Herbst. Um sich vom chinesischen Markt unabhängiger zu machen, ist eine weitere Diversifizierung der außenwirtschaftlichen Beziehungen im asiatischen Raum notwendig. Die erneute Indien-Reise einer ministerbegleiteten sächsischen Wirtschaftsdelegation soll die im Jahr 2024 vor Ort geknüpften Kontakte zur Anwerbung von Fachkräften und zur wirtschaftlichen Kooperation vertiefen.

Spitzengespräch Außenwirtschaft – Stimmen

Am Spitzengespräch nahmen u.a. die Präsidenten der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern und des VDMA Ost sowie die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH teil. Die Industrie- und Handelskammer Dresden koordiniert in diesem Jahr die Außenwirtschaftsinitiative und den Außenwirtschaftstag.

Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter:
»Zölle schotten Märkte ab, schränken den Handel ein, verbrennen Geld und kosten Arbeitsplätze. Was die US-Regierung gerade macht, hat nichts mehr mit rationalem, ökonomischem Handeln zu tun. Ich setze darauf, dass die USA die nunmehr angekündigte Zollpause nutzen werden, ihre drastische, nationalistische Marktabgrenzung zu überdenken und zu wirtschaftlicher Vernunft zurückzukehren. Irrationales Handeln vernichtet Arbeitsplätze, zerstört Unternehmen und nutzt letztlich nur Populisten, die den freien, weltweiten Handel zerstören wollen. Die weltweite Unsicherheit in den Beziehungen zu den USA zwingt unsere sächsischen Unternehmen, ihre Handelsbeziehungen weiter zu diversifizieren und neue Märkte zu erschließen. Hierbei werden wir sie mit allem, was uns möglich ist, unterstützen.«

Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH:
»Derzeit gibt es starke Veränderungen auf internationalen Märkten. Auf diese Entwicklung müssen wir reagieren und unsere Angebote flexibel anpassen, um sächsische Unternehmen weiterhin bestmöglich bei der Erschließung und Diversifizierung von Märkten zu unterstützen. Dafür haben wir europäische Märkte im Fokus, wie aktuell sächsische Delegationen in Polen und Spanien zeigen. Aber wir setzen auch verstärkt auf das Potenzial internationaler Wachstumsmärkte, wie Indien, Japan, Mexiko und Saudi-Arabien.«

Daniel Senf, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden:
»Einer professionellen Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik kommt angesichts der aktuellen Herausforderungen im grenzüberschreitenden Handel aber auch der erodierenden Wettbewerbsfähigkeit vieler sächsischer Unternehmen eine besondere Bedeutung zu. Als Koordinator der Aktivitäten der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen fühlen wir uns daher dem Credo, Wirtschaftsbeziehungen über Ländergrenzen hinweg frei und unkompliziert zu leben, ganz besonders verpflichtet.«

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden:
»Durch die grenznahe Lage Sachsens mitten in Europa haben sächsische Handwerksbetriebe, die im Ausland aktiv sind oder sein wollen, eine gute Ausgangsposition. Doch damit das Auslandsgeschäft nicht zum Hürdenlauf wird, müssen die Hürden im EU-Binnenmarkt abgebaut werden. Weniger Regelungen und eine einheitliche Umsetzung von EU-Richtlinien statt 27 Einzellösungen müssen das Ziel sein, um Auslandsgeschäfte auch für kleine und mittelständische Betriebe attraktiv zu machen.«

Im Rahmen des Außenwirtschaftstages hat der Dresdner Unternehmer Christoph Braun, Geschäftsführer der Schubert und Braun Prothesenwerk GmbH, Einblicke in das internationale Geschäft gegeben. Er sagte vor Ort: »Deutsche Produkte sind weltweit gefragt. Man schätzt Erfindergeist, Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit – Tugenden, die im Handwerk, besonders in der Orthopädietechnik, entscheidend sind. Doch hohe Kosten für Energie, Löhne und Bürokratie erschweren die Wettbewerbsfähigkeit. Um global erfolgreich zu bleiben, müssen Unternehmen entlastet und Rahmenbedingungen verbessert werden.«

Hintergrund: Außenwirtschaftsinitiative Sachsen und Außenwirtschaftstag Sachsen

Die AWIS bündelt die außenwirtschaftlichen Aktivitäten der Staatsregierung, der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH, der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern sowie der Wirtschaftsverbände VDMA Ost und VSW. Mit ihren jeweiligen Kompetenzen und Angeboten unterstützen die in der AWIS zusammengeschlossenen Partner die überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen in Sachsen auf ihrem Weg ins Ausland.

Der jährliche Außenwirtschaftstag fand erstmals im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion statt und bot eine sportliche Betrachtung der Erfolgsstrategien und Barrieren für Unternehmen auf dem Weg zur Internationalisierung. Unter dem Motto »Auf die Märkte, fertig, los!« hat die Außenwirtschaftsinitiative Sachsen gezeigt, wie Unternehmen in herausfordernden Zeiten international aktiv bleiben oder werden.

Workshops nahmen die Themen »Trumps neues Welthandelssystem – Zölle als Anfang einer Zäsur«, »Gemeinsam auf dem Spielfeld: Internationale Geschäftspartner finden« sowie »Nachhaltigkeit und Außenhandel – Was Unternehmen jetzt wissen müssen« in den Fokus. Darüber hinaus standen u.a. individuelle Beratungsgespräche mit Länderexperten, Vernetzungsmöglichkeiten mit internationalen und sächsischen Außenwirtschaftsakteuren und motivierende Impulsvorträge auf dem Programm.

Die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH gab heute den Startschuss für ihre diesjährige »Online Marketing Challenge«. Dabei arbeiten sächsische Unternehmen mit ausländischen BWL-Studenten sächsischer Hochschulen eine digitale Vertriebskampagne aus, um neue internationale Kunden zu gewinnen.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz

Pressesprecher Jens Jungmann
Telefon: +49 351 564 80600
Telefax: +49 351 564 80680
E-Mail: presse@smwa.sachsen.de
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