Rechtsmotivierte, rassistische und antisemitische Gewalt in Sachsen steigt im vergangenen Jahr um 32 Prozent an

15.04.2025, 10:15 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Ministerin Köpping: »Betroffene brauchen professionelle Beratungsangebote, umfassende Unterstützung und schnelle Hilfe«

Das Projekt Opferberatung »SUPPORT« des RAA Sachsen e.V. hat heute seinen Bericht für das Jahr 2024 veröffentlicht. Die Opferberatungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt haben im Jahr 2024 sachsenweit insgesamt 328 Angriffe gezählt. Mindestens 446 Menschen waren von diesen Angriffen direkt betroffen. Das ist ein Anstieg um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Demokratieministerin Petra Köpping: »Der schmerzhafte und seit Jahren beobachtbare ansteigende Trend bei rechtsmotivierten, rassistischen und antisemitischen Straftaten hat sich auch 2024 deutlich fortgesetzt. Fast jeden Tag gibt es rassistische Gewalt in Sachsen. Insbesondere die Angriffe auf Wahlkampfhelferinnen und Wahlkampfhelfer sowie politische Mandatsträgerinnen und Mandatsträger erschüttern mich und sind ein gezielter Angriff auf das Herz der Demokratie. Alarmieren muss zudem die zunehmende Re-Organisation rechtsextremistischer Strukturen. Gruppierungen rekrutieren gezielt junge Menschen und treten mit verstärktem Selbstbewusstsein auf. Unsere Aufmerksamkeit muss daher denen gelten, die täglich rassistische Erfahrungen machen und bei denen diese Entwicklungen verständlicherweise zu Verunsicherungen und Ängsten führen. Das bspw. kann eine Muslimin mit Hijab, also Kopftuch, sein, die an der Bushaltestelle beleidigt wird, oder ein sorbischer Jugendlicher, der in seinem Umfeld wiederholt Drohungen ausgesetzt ist. Den Betroffenen sagen wir jetzt erst recht und auch in Zukunft: Sie sind nicht allein. Sie erhalten professionelle Unterstützung. Mit der Förderung der Opfer- und Betroffenenberatung des RAA Sachsen e.V. durch unser Demokratiezentrum stellen wir sicher, dass dieses Angebot bereitgestellt werden kann.«

Schwerpunkt der Angriffe waren neben den kreisfreien Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz insbesondere die Landkreise Görlitz und Bautzen, der Landkreis Leipzig und der Landkreis Zwickau. Mit 147 Fällen wurden knapp die Hälfte der Angriffe aufgrund rassistischer Motive verübt. Ein deutlicher Anstieg war bei Angriffen im Zusammenhang mit Wahlkämpfen und Angriffe auf Nichtrechte zu beobachten. Die Übergriffe auf LGBTIQ*, also Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen, blieben mit 25 Angriffen auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr.

Zur Statistik: https://www.raa-sachsen.de/support/statistik.

Hintergrund:
Die RAA Sachsen e.V. arbeitet mit hauptamtlichen Beraterinnen und Beratern und unterhält Beratungsstellen für Betroffene rechtsmotivierter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Görlitz. Die Beratung und Begleitung erfolgt parteilich und klientenorientiert. Dank der aufsuchenden Arbeit werden Betroffene, deren Angehörige sowie Zeugen beraten und betreut. Ziel ist die Vermeidung individueller und kollektiver Viktimisierung. Die Angebote umfassen Beratung, Unterstützung und Begleitung mit den Schwerpunkten Onlineberatung, Traumafachberatung, psychosoziale Prozessbegleitung sowie lokale Interventionen. Ferner werden Bildungs- und Empowermentangebote, Monitoring und Recherche rechter und rassistischer Gewalttaten sowie Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit umgesetzt.

Auf die Beratungs- und Unterstützungsangebote des Demokratiezentrums Sachsen können alle Schulen, Eltern und Familienangehörige, Kommunen, Vereine, Verbände, Religionsgemeinschaften sowie weitere Ratsuchende im Freistaat kostenfrei zurückgreifen.

Kontakt:
Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Demokratiezentrum Sachsen, Albertstr. 10, 01099 Dresden, Tel. 0351 56454-999,
E-Mail: demokratiezentrum@sms.sachsen.de, https://www.sms.sachsen.de/demokratie-zentrum-sachsen-4014.html

Hinweis:
Das Demokratiezentrum Sachsen wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« gefördert. Die Maßnahme wird zudem mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag verabschiedeten Haushaltes.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de
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