Sächsischer Kinder- und Jugenddenkmalpreis geht nach Radebeul
14.09.2025, 11:31 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
»Familienschicksale in Radebeul 1933-1945«: Digitale Stadtführung zur jüdischen Geschichte der Stadt
Das Lößnitzgymnasium Radebeul ist dieses Jahr Träger des Sächsischen Kinder- und Jugenddenkmalpreises. Staatsministerin Regina Kraushaar hat heute (14. September 2025), zur feierlichen Eröffnung des Tages des offenen Denkmals in Chemnitz, die Auszeichnung verliehen.
Das jahrgangsübergreifende und über mehrere Schuljahre geführte Bildungsprojekt »Familienschicksale in Radebeul 1933-1945« – ausgewählt aus den Projekten des sächsischen Landesprogramms »PEGASUS Schulen adoptieren Denkmale« – widmet sich der jüdischen Geschichte Radebeuls in der Zeit des Nationalsozialismus. Über mehrere Schuljahre hinweg entwickelten Schüler der Klassenstufen 9 bis 12 einen virtuellen Erinnerungsrundgang. Der rund 90-minütige Rundgang durch Radebeul führt zu bedeutenden Kulturdenkmalen wie dem Wettin-Haus und der Villa Wach. Mit Quizfragen, historischen Fotos, Videos, Audiodateien und Kartenmaterial werden die Lebenswege jüdischer Familien in Radebeul erlebbar gemacht und nachgezeichnet.
Staatsministerin Regina Kraushaar würdigte das Engagement am Radebeuler Lößnitzgymnasium: »Was für eine beeindruckende Arbeit, die die Schülergruppe hier vorlegt! Unsere sächsische Erinnerungskultur wird um einen wichtigen Baustein reicher. Diese jungen Menschen zeigen uns, wie man Geschichte in die Gegenwart holen muss: digital, interaktiv, lebendig. Und ich bin überzeugt, diese Arbeit hat bei ihnen selbst viel ins Rollen gebracht: Denn durch das schrittweise Erforschen und Entdecken von Radebeuler Kulturdenkmalen – gepaart mit der Neugier, wer in diesen Gebäuden lebte – haben sie sich immer tiefer in die Thematik eingearbeitet. Alles das verdient große Anerkennung – von uns allen, die wir mit dieser Arbeit beschenkt und bereichert wurden.«
Alf Furkert, Sächsischer Landeskonservator und Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, das Partner im PEGASUS Landesprogramm ist, erklärt: »Kulturdenkmale verbinden Menschen über Zeit und Länder hinweg. Die Schüler haben gelernt, dass Denkmale zu erforschen und zu schützen bedeutet, die Geschichte, die Geschichten und den Zeitgeist an authentischen Orten der Erinnerung lebendig zu halten. Das sensibilisiert die Schüler für die unmittelbare Vergangenheit und sie lernen, Verantwortung zu übernehmen.«
Die Jugendlichen recherchierten eigenständig in den Stadtarchiven von Radebeul und Dresden, werteten Zeitzeugenberichte sowie historische Dokumente wie Haftbefehle und Zeitungsartikel aus und regten im Zuge der Arbeit auch Stolpersteinverlegungen an. Ziel war es, einzelne Lebensgeschichten im Kontext der nationalsozialistischen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik zu dokumentieren und digital daran zu erinnern.
Die Preisträger des Sächsischen Kinder- und Jugenddenkmalpreises werden aus den Teilnehmern des Sächsischen Landesprogramms »PEGASUS – Schulen adoptieren Denkmale« ausgewählt. Das Programm bietet Schulen die Möglichkeit, Denkmalschutz aktiv mitzugestalten und sich für das historische Erbe zu begeistern. Dafür »adoptieren« sächsische Kinder und Jugendliche Kulturdenkmale in ihrer Heimatregion. Sie untersuchen die Objekte, pflegen sie und präsentieren ihre Arbeiten anschließend der Öffentlichkeit. Initiiert wird das Programm PEGASUS vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus und vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Infrastruktur und Landesentwicklung, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Landesamt für Archäologie Sachsen und dem Dresdner Amt für Kultur und Denkmalschutz.
Hinweis: Über kleine Flyer, die in der Touristeninformation Radebeul erhältlich sind, bekommen Interessierte die App-Zugangsdaten für den virtuellen Rundgang.