Hohe Schäden durch Cybertrading-Betrug in Sachsen

26.09.2025, 09:36 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Warnung vor unseriösen Geldanlagen im Internet

Seit geraumer Zeit werden der Polizei des Freistaates Sachsen immer wieder Betrugsfälle gemeldet, bei denen Bürgerinnen und Bürger durch sogenanntes »Cybertrading« hohe Geldsummen verlieren. Mehr als 217 Millionen Euro erbeuteten die Täter im Zeitraum von 2018 bis 2024 allein im Freistaat Sachsen und die Schadenssummen steigen beachtlich.

Die Polizei warnt erneut ausdrücklich vor Cybertrading-Gruppen, welche in den sozialen Netzwerken unterwegs sind und deren Vorgehensweise immer ähnlich ist. Die Geschädigten werden über Werbeanzeigen auf sogenannte »Aktienclubs« aufmerksam gemacht, welche hohe Gewinne durch tagesaktuellen Aktien- oder Kryptowährungshandel versprechen. Interessierte sollen sich bewerben, damit sie dann in die »exklusiven« WhatsApp-Gruppen aufgenommen werden. Es wird der Eindruck vermittelt, man wird persönlich ausgewählt und nicht jeder bekommt den Zugang zu diesem Kreis. Es wird mit »angeblicher« Sicherheit und Seriosität geworben.

Mittlerweile sind auch Fälle bekannt geworden, bei denen Werbeanzeigen mit Bildern von Prominenten - ohne deren Wissen - außerordentlich hohe Gewinne bei Investitionen in Kryptowährungen oder andere Finanzprodukte versprechen. Die Prominenten dienen als Lockvögel und sollen interessierten Menschen von der Echtheit der Anlagemöglichkeit überzeugen.

Die nachfolgenden Beispiele aus den einzelnen Polizeidirektionen zeigen, wie die Täter u. a. vorgehen.

Polizeidirektion Leipzig:
Im Juli dieses Jahres erstattete ein 56-Jähriger eine Anzeige. Er gab an, über 600.000 Euro bei einem Krypto-Investment verloren zu haben. Über eine Werbung im Internet wurde der Mann auf eine vermeintlich lukrative Anlagemöglichkeit aufmerksam. Mit zu Beginn noch kleinen Beträgen wurde er in eine Investmentfalle gelockt. Ihm wurden immer wieder hohe Gewinne versprochen, welche mit weiteren Einzahlungen gesteigert werden können. Als es zur Auszahlung der Gewinne kommen sollte, wurde der 56-Jährige zu Zahlungen vermeintlicher Steuern aufgefordert. Zu einer Auszahlung kam es nie. Neben eigenen finanziellen Rücklagen hat das Opfer sich Gelder bei Freunden und Familie geliehen sowie Kredite aufgenommen. Erst durch Kontosperrung der Hausbank wurde ihm die Situation bewusst. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt eine Rückabwicklung der vorangegangen Zahlungsvorgänge nicht mehr möglich.

Polizeidirektion Dresden:
Ein 48-Jähriger verlor insgesamt mehr als zwei Millionen Euro. Er wurde über eine Werbung bei Facebook auf Investitionsmöglichkeiten aufmerksam und nahm Kontakt zu einer Firma KKR auf. Er wurde in verschiedene »exklusive« WhatsApp-Gruppen eingeladen und investierte in der Folge in Millionenhöhe. Seinen Auszahlungswünschen wurde am Anfang noch nachgekommen, später wurden hohe Gebühren für eine Auszahlung gefordert und am Ende erfolgte überhaupt keine Reaktion seitens der Trading-Plattform mehr.

Polizeidirektion Chemnitz:
Unter Anleitung von vermeintlichen Profis investierte Anfang des Jahres ein 63-Jähriger über mehrere Monate hinweg insgesamt 87.000 Euro in Aktien. Doch wie sich herausstellte, war er Anlagebetrügern zum Opfer gefallen.

Der Mann, der sich schon länger mit Aktien und Geldanlagen beschäftigte, war zunächst im Internet auf ein seriös erscheinendes Investmentunternehmen gestoßen. Als er auf der Internetseite seine Kontaktdaten hinterließ, wurde er zu einer »exklusiven« WhatsApp-Gruppe hinzugefügt. Dort erfolgten dann Angebote zu vielversprechend klingenden Schulungen und Seminaren von Investmentmanagern, an denen der Chemnitzer teilnahm. Er investierte unter Anleitung der Chatgruppen-Administratoren auf den vorgeschlagenen Plattformen, überwies Geld an italienische sowie spanische Konten und meldete sich bei einer, angeblich von dem Investmentmanagement stammenden Trading-App, an. Es zeigten sich bei seinen Geldanlagen prächtige Gewinne und die Betrüger stellten einen finanziellen Zuwachs um bis zu 500 Prozent in Aussicht. Nachdem der 63-Jährige zunächst kleinere Beträge überwiesen hatte, ließ er sich durch den vorgegaukelten Erfolg im Laufe der Zeit auf größere Summen ein. Nach einigen Monaten konnte dann der Mann nicht mehr auf die App zugreifen und in der WhatsApp-Gruppe erhielt er nie wieder eine Antwort. Daraufhin erstattete er Anzeige bei der Polizei.

Polizeidirektion Görlitz:
Ein Geschädigter war seit Juli Mitglied in einer »exklusiven« WhatsApp-Gruppe. Er transferierte Geld auf ein Aktienkonto. Zunächst wurden ihm Gewinne gutgeschrieben. Als er diese ausgezahlt haben wollte, forderten die Täter immer neue Gebühren, welche er auch überwies. Zu einer Gewinnausschüttung kam es jedoch nie. Schließlich wendete sich der Betrogene an die Polizei. Ihm entstand ein finanzieller Schaden von knapp 41.000 Euro. Der Kontakt zwischen den Tätern und dem Geschädigten erfolgte die gesamte Zeit über eine WhatsApp-Chat-Gruppe.

Polizeidirektion Zwickau:
Erst diese Woche meldete sich ein 35-Jähriger bei der Polizei, weil er Geld bei einem Anlagebetrug verloren hatte. Er war in einer »exklusiven« WhatsApp-Chatgruppe aufgenommen worden, in der man Geld in Aktien und Kryptowährungen anlegen kann. Nachdem innerhalb der Gruppe viel Positives berichtet wurde, nahm der Mann einen Kredit in mittlerer fünfstelliger Höhe auf, um ebenfalls investieren zu können. Dann überwies er mehrere Summen auf Konten in Italien, Großbritannien, Dänemark und der Schweiz. Der 35-Jährige verlor insgesamt 70.000 Euro.

Um Anlagebetrug zu erkennen, gibt die Polizei des Freistaates Sachsen folgende Hinweise und Verhaltenstipps.

So erkennen Sie unseriöse Geldanlagemöglichkeiten:

• Vorsicht bei unaufgeforderten Kontakten über WhatsApp, Telegram, Telefon oder sozialen Netzwerken.
• Misstrauen bei Versprechen hoher Gewinne mit geringem Risiko – klassisches Warnsignal.
• Druck & Zeitzwang (»nur heute verfügbar«, »begrenzte Plätze«) sind typische Manipulationstaktiken.
• Professionell wirkende Plattformen können gefälscht sein – inklusive Logos, gefälschten Medienartikeln und Promi-Testimonials (KI-Deepfakes).
• Vorgetäuschte Gewinne, z.B. im Online-Depot oder App sind häufig nur Schein – Auszahlungen werden später blockiert.
• Vorsicht, wenn Gebühren oder Steuern verlangt werden, um angebliche Gewinne freizuschalten – hier soll bloß Geld vom Opfer erlangt werden.
• Anbieter ist nicht registriert: seriöse Finanzdienstleister sind bei der BaFin zugelassen – prüfen Sie die Datenbank.
• Seien Sie bei positiven Erfahrungsberichten vorsichtig – auch wenn Sie von bekannten Geldanlegern stammen. Solche Angaben können manipuliert oder gefälscht sein.

Verhaltenstipps zum Eigenschutz:

• Keine Zahlungen an unbekannte oder ausländische Konten bzw. Wallets leisten.
• Keine sensiblen Daten preisgeben (Bank-/Depotzugang, Ausweiskopien, TANs, Zugangsdaten).
• Keine Fernwartungs- oder Remote-Software installieren, wenn dies von angeblichen »Beratern« gefordert wird.
• Seriosität prüfen: Anbieter in BaFin-Datenbank recherchieren, im Zweifel unabhängige Beratung einholen.
• Zeit lassen – keine Investitionsentscheidungen unter Druck treffen.

Wenn Sie Opfer von Anlagebetrug sind:

• Anzeige bei der Polizei erstatten – mit allen vorhandenen Belegen (Chats, Screenshots, Kontoauszüge).
• Kommunikation und Dokumente sichern – nicht löschen, auch wenn es unangenehm ist.
• Nicht auf Anschlussbetrüger hereinfallen: Wer nach einem Betrug »Hilfe bei Rückholung« gegen Gebühr anbietet, ist meist Teil derselben Tätergruppe.


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