Ein Rückblick auf das vergangene Jahr aus Sicht der Polizeidirektion Leipzig
22.12.2025, 12:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Medieninformation der Polizeidirektion Leipzig Nr. 458|25
Verantwortlich: Susanne Lübcke
Jahresrückblick 2025
Ein weiteres ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende und der Leiter der Polizeidirektion Leipzig, Polizeipräsident René Demmler zieht Bilanz.
» Erneut verzeichnete die Polizeidirektion Leipzig über 200.000 Einsätze, wenngleich das Jahr nicht von Großveranstaltungen – das Internationale Turnfest mal ausgenommen – und Großdemonstrationen geprägt war.
Kuriose Fälle wie die die verschwundene Schildkröte Fridolin in Torgau sowie die fast schon traditionellen Bärlauch-Diebstähle im Leipziger Auwald waren medial präsent. Tragischerweise bleiben aber eher jene in Erinnerung, die auch der Polizei emotional alles abverlangen, so der Absturz eines Bundeswehrhubschraubers bei Grimma oder der Mord an einer Frau im Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg.
Gerade in diesen Fällen ist es wichtig, dass die Beteiligten aufgefangen werden oder zumindest das Angebot besteht, darüber mit speziell geschulten Personen zu sprechen. Hierbei gebührt mein Dank allen, aber insbesondere dem Kriseninterventionsteam, also Menschen im Ehrenamt, die nach unerwarteten, schicksalhaften Ereignissen Hinterbliebene, Zeugen und andere Betroffene einfühlsam, individuell und mit viel Erfahrung und Zeit begleiten und so unsere Arbeit wertvoll unterstützen.«
In mehr als 450 Medieninformationen gab die Polizeidirektion Leipzig einen Einblick in die tägliche Arbeit der Polizei und das Kriminalitätsaufkommen im Zuständigkeitsbereich. Die Polizeidirektion prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang der Gesamtkriminalität, abschließende Aussagen kann dazu jedoch erst die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2025 tätigen, welche im Frühjahr 2026 veröffentlicht wird.
Zum Jahresende nennen wir noch einige wichtige Zahlen und blicken auf besondere Ereignisse zurück:
Einsatzgeschehen
Über 142.000 Mal wählten Menschen dieses Jahr bisher den Notruf und traten so in Kontakt mit unserem Führungs- und Lagezentrum. Aus Erfahrung werden bis Jahresende noch mindestens 5.000 hinzukommen. Insofern bleibt das Aufkommen ähnlich hoch wie in 2024 (149.500 Notrufe).
Ob Verkehrsunfälle, Einbrüche, Verbrechen oder Kontrollen: Unsere Polizistinnen und Polizisten waren 2025 erneut in über 200.000 Einsätzen aktiv. Die Schwerpunkte liegen nach wie vor bei der Eigentumskriminalität und den Verkehrsunfällen. Mehr als 22.900 Unfälle wurden bisher aufgenommen, bei denen Stand jetzt 28 Menschen ums Leben kamen.
Im Jahr 2025 wurden im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig bisher knapp 1.350 Versammlungen angezeigt und teilweise durch die Polizei begleitet. Die Anzahl ist damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken (2024: knapp 1.700).
Im Rahmen der Aus- und Weiterbildung fanden acht Kontrolltage zur Drogenerkennung im Straßenverkehr statt. Dabei wurden 5.072 Personen und 4.893 Fahrzeuge kontrolliert und 151 Fahrten unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln und Alkohol festgestellt.
Herausragende Ereignisse
Brandserie »Lange Lene« (Probstheida)
Mit vier Bränden im Wohnblock »Lange Lene« im Zeitraum von November 2024 bis Januar 2025 endete das alte Jahr und begann das Neue. Teils richtete das Feuer umfangreiche Schäden an, die erhebliche Folgen für den Alltag der Bewohner und Bewohnerinnen hatten. Im Laufe der Ermittlungen verdichtete sich der Verdacht gegen einen 40-jährigen Anwohner. Im Februar wurde Haftbefehl u. a. wegen des dringenden Verdachts der schweren Brandstiftung erwirkt. Er wurde festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht. Im August 2025 wurde der Mann vom Landgericht Leipzig zu einer Haftstrafe von acht Jahren und einer anschließenden Sicherungsverwahrung verurteilt. Aufgrund einer Revision ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
Angriff auf Fußballfans
Im März kam es an einer Tankstelle in der Leipziger Straße im Leipziger Stadtteil Böhlitz-Ehrenberg zu einem massiven Angriff auf Fußballfans von Chemie Leipzig. Eine durch die Kriminalpolizeiinspektion aufgestellte Ermittlungsgruppe konnte durch unter anderem Durchsuchungen, Sicherung von Beweismitteln und weitere polizeilichen und strafprozessualen Maßnahmen neben dem bereits am 22. März gestellten fünf Tatverdächtigen weitere Beteiligte ermitteln. Insgesamt wurden Maßnahmen gegen 27 beschuldigte Männer und zwei beschuldigte Frauen durchgeführt. Gegen einen 20-Jährigen erging in diesem Zusammenhang ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes.
In einem Verfahren stellt das Gericht zwar eine gravierende Gewalttat fest, sah jedoch keinen hinreichend sicheren Nachweis eines Tötungsvorsatzes. Es erfolgte eine Verurteilung gegen den 20-Jährigen wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung nach Jugendstrafrecht mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und unter der Voraussetzung der Erfüllung von Auflagen. Aufgrund einer Revision ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Die Ermittlungen gegen die anderen an dem Überfall mutmaßlich beteiligten Beschuldigten dauern noch an.
Abrechnungsbetrug »Corona-Testzentren«
Im April sicherten Ermittler im Zusammenwirken mit der Staatsanwaltschaft Leipzig Vermögenswerte in Höhe von mehr als 1,5 Millionen Euro. In einem komplexen Wirtschaftsverfahren gegen zwei Beschuldigte wegen mutmaßlich gewerbsmäßigen Betrugs wurden Durchsuchungen umgesetzt und Vermögenswerte in erheblichem Umfang vorläufig gesichert (u. a. Fahrzeuge, Bargeld, Konten/Depots). Ziel war neben der Strafverfolgung auch die konsequente Vermögensabschöpfung. Die beiden Männer (37 und 32, deutsch) sollen im Jahr 2022 mehrere Corona-Testzentren betrieben haben und dabei für einen Zeitraum von fünf Monaten zum Nachteil der Kassenärztlichen Vereinigungen Sachsen und Thüringen eine Vielzahl an Corona-Tests abgerechnet zu haben. Die Ermittlungen in diesem Fall dauern an.
»Rosental«- Sexualdelikte von 2016 und 2017 aufgeklärt
Im Jahr 2025 gelang der Polizeidirektion und Staatsanwaltschaft Leipzig ein bedeutender Ermittlungserfolg in einem über Jahre ungeklärten Komplex schwerer Sexualdelikte. Die Taten ereigneten sich in den Jahren 2016 und 2017. Trotz umfangreicher Ermittlungen, darunter die Einrichtung einer eigenen Ermittlungsgruppe, Rasterfahndungen und DNA-Reihenuntersuchungen, blieb der Täter zunächst unbekannt.
Die Ermittlungen wurden über Jahre fortgeführt und schließlich 2024 von der Kommission Altfälle der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig übernommen. Der entscheidende Durchbruch gelang im Februar 2025, als ein 33-jähriger Mann bei einem besonders schweren Diebstahl in Leipzig-Seehausen auf frischer Tat gestellt wurde. Die anschließende Spurenauswertung führte zur Identifizierung des Beschuldigten als mutmaßlichen Täter der zurückliegenden Sexualdelikte.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Leipzig erließ das Amtsgericht Leipzig im Mai 2025 Haftbefehl wegen mehrerer schwerer Sexualstraftaten sowie weiterer Delikte. Am 17. Dezember 2025 wurde der Mann vom Landgericht zu einer Haftstrafe von elf Jahren verurteilt. Der Fall steht exemplarisch für die konsequente und langfristige Ermittlungsarbeit und zeigt, dass auch Jahre später Straftaten erfolgreich aufgeklärt werden können.
Skurriler Schildkröten-Diebstahl in Torgau
Im Frühjahr 2025 sorgte ein ungewöhnlicher Diebstahl in Torgau für großes öffentliches und mediales Interesse. Die rund 20 Jahre alte Schildkröte Fridolin wurde aus dem Freigehege einer Gaststätte entwendet. Der Diebstahl wurde durch eine Überwachungskamera dokumentiert und löste zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung sowie eine intensive Suche aus.
Nach einiger Zeit tauchte Fridolin unversehrt wieder auf. Im Zusammenhang mit den weiteren Ermittlungen konnte wenig später auch Bob aufgefunden werden – jene zweite Schildkröte, die bereits im Jahr zuvor aus demselben Gehege gestohlen worden war. Aufgrund von Zeugenhinweisen wurde Bob durch einen Bürgerpolizisten in einer Wohnung entdeckt und den Besitzern zurückgegeben.
Der Fall zählte zu den ungewöhnlichen Ereignissen des Jahres im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig und fand überregional große mediale Beachtung.
Bandenmäßige Raubdelikte in Spielotheken
Im Sommer 2025 führten intensive Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizeiinspektion Leipzig zur Aufklärung mehrerer bandenmäßiger Raubdelikte in Spielotheken und Wettbüros in Leipzig und dem Umland. Ausgangspunkt war ein Raubüberfall auf ein Wettbüro Mitte Juli 2025, der weitere Ermittlungen nach sich zog.
Anfang August wurden konkrete Vorbereitungshandlungen für einen weiteren Überfall auf eine Spielothek in Bad Düben festgestellt. Am 2. August 2025 griffen Einsatzkräfte gemeinsam mit Spezialeinheiten des Landeskriminalamtes Sachsen zu und nahmen insgesamt fünf Tatverdächtige fest. Ein weiterer Beschuldigter wurde kurze Zeit später gestellt. Bei anschließenden Durchsuchungen in Leipzig wurden erhebliche Mengen Betäubungsmittel sichergestellt.
Nach der Haftrichtervorführung wurden gegen vier Beschuldigte Haftbefehle erlassen und in Vollzug gesetzt. Neben schweren bandenmäßigen Raubdelikten wird auch wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz ermittelt. Zudem prüfen die Ermittler, ob die Tatverdächtigen für weitere ähnlich gelagerte Raubüberfälle in Mitteldeutschland verantwortlich sind. Die Ermittlungen hierzu dauern an.
Tötungsdelikt in Reudnitz-Thonberg
Im August 2025 erschütterte ein besonders tragischer Fall den Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg. Am späten Abend des 18. August wurde eine 42-jährige Frau schwer verletzt vor einem Wohnhaus aufgefunden; sie erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Ihr 10-jähriger Sohn wurde in der Wohnung schwer verletzt entdeckt, überlebte jedoch.
Der 37-jährige tatverdächtigte Vater des Kindes und ehemalige Lebensgefährte der getöteten Frau, konnte noch vor Ort festgenommen werden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Leipzig erließ das Amtsgericht Leipzig Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes und der Mann kam sofort in eine Justizvollzugsanstalt, wo er bis heute auf das Verfahren am Landgericht wartet. Die Leipziger Staatsanwaltschaft hat Mitte November ihre Ermittlungen abgeschlossen und Anklage am Landgericht erhoben. Der Tatvorwurf lautet auf Mord in Tatmehrheit mit versuchtem Mord, schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährlicher Körperverletzung.
In einer Medieninformation zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen berichtete die Polizeidirektion über steigende Zahlen häuslicher Gewalt und informierte über Hilfsangebote. Diese Medieninformation ist hier nachzulesen: https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1092644 .
Hubschrauberabsturz
Ende Juli 2025 stürzte bei Grimma ein Hubschrauber im Flugbetrieb der Bundeswehr ab. Eine Soldatin und zwei Soldaten verloren ihr Leben. Aufgrund der Beschaffenheit der Unfallstelle standen die beteiligten Institutionen vor großen Herausforderungen. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr, dem Luftfahrtbundesamt und nicht zuletzt Vertretern der Stadt Grimma konnte dies gemeistert werden. Der Vorfall zog bundesweites Medieninteresse auf sich. Die Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Todesermittlungsverfahren dauern an.
Brandserie in Delitzsch-Nord
Von Juli bis August kam es im Bereich Delitzsch-Nord zu mehreren Brandstiftungen und Brandstiftungsversuchen in Mehrfamilienhäusern, insbesondere in Kellern und Treppenhäusern. In mehreren Fällen mussten Bewohner evakuiert und aufgrund eingeatmeten Rauchgases medizinisch behandelt werden. Außerdem kam es kam zu Schäden an den Gebäuden.
Nach umfangreichen Ermittlungen der Kriminalaußenstelle Torgau und der Staatsanwaltschaft Leipzig konnte im September eine 19-jährige tatverdächtige Person festgenommen.
Ob und inwieweit der Tatverdächtige für alle Brandereignisse verantwortlich ist, ist Gegenstand der noch andauernden Ermittlungen, die Person sitzt weiterhin in Untersuchungshaft.
Präventionsveranstaltungen
Radfahrausbildung
In Sachsen werden in den 4. Klassen der Grundschulen mit Unterstützung der Polizei Radfahrausbildungen durchgeführt. Diese besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Während der theoretische Teil von den Lehrern im Sachunterricht behandelt wird, findet der praktische Teil mit speziell geschulten Polizeibeamten auf Verkehrsübungsplätzen im nicht öffentlichen Verkehrsraum statt. Insgesamt konnten in diesem Jahr knapp 8.000 Schülerinnen und Schülerschulen an den Veranstaltungen der Polizeidirektion Leipzig teilnehmen.
Präventionsveranstaltungen mit Senioren – Popcorn und Polizei
Ein besonderer Schwerpunkt der Präventionsarbeit lag 2025 erneut im Bereich des Telefon- und Messenger-Betrugs zum Nachteil älterer Menschen. Landesweite und regionale Kampagnen wurden durch vielfältige lokale Maßnahmen ergänzt.
Ein besonderes Beispiel hierfür war Ende Januar die Aktion »Popcorn und Polizei« im Rahmen des »Kinokränzchens« im Grünauer Kino »Cineplex«. Vor und nach der Aufführung des Kinofilms »Thelma – Rache war nie süßer«, der sich auf heitere und eindrückliche Weise mit Telefonbetrug auseinandersetzt, informierten Beamtinnen und Beamte des Präventionsteams rund 250 Seniorinnen und Senioren.
An Infotischen und direkt an den Sitzplätzen wurden typische Maschen wie »Enkeltrick«, Schockanruf, falsche Polizeibeamte oder betrügerische Messenger-Nachrichten erläutert. Die Polizistinnen und Polizisten zeigten den richtigen Umgang mit Dienstausweis und Dienstmarke und gaben konkrete Tipps, wie Betroffene in Verdachtsmomenten reagieren können. Viele Teilnehmende berichteten von eigenen Erfahrungen mit betrügerischen Anrufen, Fake-SMS oder Haustürgeschäften.
Die Rückmeldungen zeigten, dass eine anschauliche, alltagsnahe Prävention in entspannter Atmosphäre – hier im Kinosaal – ein guter Weg ist, um Wissen zu vermitteln, Ängste abzubauen und Handlungsfähigkeit zu stärken.
Darüber hinaus fanden im gesamten Direktionsbereich zahlreiche weitere Präventionsveranstaltungen für Seniorinnen und Senioren statt – in Seniorenbegegnungsstätten, Pflegeeinrichtungen, Kirchengemeinden und bei Kooperationspartnern. Tausende ältere Bürgerinnen und Bürger konnten so direkt erreicht und sensibilisiert werden.
Präventionsveranstaltung mit Poldi zum Schulstart in Borna
Neben den bekannten Präventionsveranstaltungen zu Themen wie zum Beispiel Gewalt und Drogen oder Umgang mit digitalen Medien, durfte die Polizeidirektion Leipzig dieses Jahr als Vertreter der sächsischen Polizei zusammen mit dem Landesverband des Sächsischen Verkehrsgewerbes e. V. (LSV) die Auftaktveranstaltung für die Aktion »Die Schule hat begonnen!« ausrichten. Ziel bei der Aktion ist es Erstklässlerinnen und Erstklässler besser zu schützen und alle Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen zu sensibilisieren.
Am 13. August durften rund 260 aus Grund- und Förderschulen gemeinsam mit dem Polizeidino POLDI sowie dem Polizeiorchester in Borna einen tollen Tag ganz im Sinne der Verkehrssicherheit verbringen. Unter anderem durften die Kinder sowohl Funkstreifenwagen als auch einen Schulbus mit den Kampagnenmotiven bekleben. An letzterem konnte das korrekte Verhalten beim Ein- und Aussteigen geübt werden. Insgesamt gab es zwölf Mitmachstationen vom Fahrradparcour bis zum Reaktionstest.