Auf Schloss Colditz liegt Musik in der Luft - Sächsische Landesmusikakademie bezieht neues Domizil
30.03.2010, 14:29 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Die Sächsische Landesmusikakademie hat ein neues Zuhause: Schloss Colditz im Sächsischen Burgenland. Dafür wurde der Marstall im vorderen Hof des Schlosses seit 2006 für 3,4 Millionen Euro saniert und umgebaut und heute im Rahmen einer Feierstunde von Sachsens Finanz-Staatssekretär Dr. Wolfgang Voß an den Nutzer übergeben.
Dr. Voß dazu: „Die musikalische Bildung Jugendlicher und Erwachsener zu unterstützen, ist eine schöne und wichtige Aufgabe. Der Freistaat Sachsen hat dieses Anliegen mit der Einrichtung einer Landesmusikakademie aktiv unterstützt und nebenbei noch einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unseres Kulturgutes geleistet, denn Schloss Colditz ist ein imposanter Ort mit einer fast tausendjährigen Geschichte. Schon die Entscheidung, in Colditz eine Europa-Jugendherberge einzurichten, war ein ganz neuer Ansatz, historischen Mauern eine wegweisende Bestimmung zu geben. Die Übergabe der Landesmusikakademie an den Sächsischen Musikrat e.V. ist ein weiterer Schritt in diese Richtung und ich hoffe, dass wir noch viel von der Arbeit der Akademie hören werden.“
Schloss Colditz gehört zu den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsens. Es wird seit 1991 saniert. Bis Ende 2009 hat der Freistaat 26,6 Millionen Euro in Baumaßnahmen auf Schloss Colditz investiert. Weitere Vorhaben werden in den nächsten Jahren folgen (u. a. Ausbau des Kirchenhauses, Instandsetzung und Ausbau des Expeditionshauses).
Zu den baulichen und akustischen Anforderungen:
Der eigenständige Charakter des Gebäudes blieb erhalten, in dem bei-spielsweise die stark zerstörten und verformten Deckenbalken wieder integriert wurden. Die einzelnen Räume sind zeitlos und sachlich mit modernen Materialien gestaltet. Für die Erschließung wurden zwei neue Treppenhäuser und ein Aufzug eingebaut.
Herzstück der Akademie ist der zweigeschossige Kammermusiksaal. Drehbar gelagerte, hölzerne Wandelemente in den Räumen optimieren die Akustik des Saales. Insgesamt entstanden auf vier Geschossebenen acht verschieden große Proberäume. Darüber hinaus können in der Jugendherberge drei weitere Mehrzweckräume genutzt werden.
Zur weiteren Ausstattung zählen: ein Instrumentenlager, Technikräume und ein Tonstudio. Auch die Haustechnik wurde unter besonderen Nutzerforderungen installiert. So hat die Akademie eine Lüftungsanlage, bei der alle Komponenten eine maximale Schallentkopplung zum Baukörper aufweisen.
Des Weiteren wurde der Hang im vorderen Schlosshof saniert und Parkplätze gebaut.
Zur Geschichte des Schlosses:
Um 1046 wird Schloss Colditz erstmals urkundlich erwähnt. Mitte des 16. Jahrhunderts wird das Schloss durch Kurfürst August zum Jagdschloss aus-gebaut. Um 1800 wird es eine Straf- und Versorgungsanstalt, später eine Landesversorgungsanstalt „für unheilbar Geisteskranke“. Mitte des 19. Jahrhunderts wird der Nordostflügel des vorderen Schlosshofes als Krankenhaus im Neorenaissancestil (heutige Europa-Jugendherberge) errichtet. Im Zweiten Weltkrieg diente Schloss Colditz als Kriegsgefangenenlager und erlangte dadurch traurige Berühmtheit. Die ursprüngliche Errichtung des Marstalls geht auf das Jahr 1523 zurück. Das Erdgeschoss diente damals den Pferden als Stallung, das Obergeschoß wurde für Lagerzwecke genutzt. Große bauliche Veränderungen gab es im Marstall 1864, in der Zeit, in der das Schloss als Krankenhaus genutzt wurde.