Sachsens Innenminister Markus Ulbig stellt die Polizeiliche Kriminalstatistik 2010 vor

22.03.2011, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

  • Sachsen bleibt eines der sichersten Bundesländer
  • 290.647 Straftaten mit Tatort Sachsen – Mehr als jede 2. Straftat aufgeklärt
  • Kfz-Diebstahl deutlich gebremst
  • Weiterer Rückgang der Fallzahlen bei politisch motivierter Kriminalität, jedoch Zunahme der Gewaltdelikte
  • Diebstahl, Betrug sowie Kriminalität im Internet nahmen zu

Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung

  • Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2010 zählte in Sachsen 290.647 Fälle. Das sind 11.180 Delikte mehr als 2009 (+ 4,0 Prozent).
  • Die Gesamtaufklärungsquote stieg von 56,9 Prozent auf 57,3 Prozent. Mehr als jede 2. Straftat wurde aufgeklärt. Insgesamt waren es 166.526 geklärte Straftaten und damit 7.500 mehr als im Vorjahr.
  • Mehr als die Hälfte des Anstiegs von Straftaten machen Betrugsdelikte aus. Hier wurden insgesamt 6.523 Fälle mehr als 2009 gezählt.
  • Mit 114.080 Fällen wurden seit 1994 erstmals wieder mehr Diebstähle insgesamt registriert. Gegenüber 2009 entspricht das einer Zunahme von 4,4 Prozent bzw. 4.852 Straftaten.
  • Gesunken sind die Fallzahlen zum Beispiel bei Raubdelikten (- 133), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (- 364), Sachbeschädigung (- 2.073) und Straßenkriminalität (- 3.038).
  • Landesweit wurden 36.554 Personen als Opfer einer Straftat registriert, 596 weniger als 2009. 26,9 Prozent der Opfer waren jünger als 21 Jahre. 6,5 Prozent waren 60 Jahre oder älter.
  • Die Polizei ermittelte 103.013 Tatverdächtige. Unter ihnen befanden sich 3.791 Kinder und 7.723 Jugendliche.
  • Der erfasste finanzielle Schaden betrug insgesamt 415,9 Mio. Euro. Die drei größten Verursacher waren: Wirtschaftskriminalität (237,5 Mio. Euro), Diebstahlhandlungen (109,9 Mio Euro) und Betrug außerhalb des Wirtschaftssektors (52,0 Mio. Euro).
  • Entlang der sächsischen Außengrenze wurden insgesamt 22.117 Straftaten erfasst. Das waren 1.616 Fälle bzw. 7,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den Kraftwagendiebstählen in direkter Grenznähe wurde 2010 mit insgesamt 546 Fällen 91 Straftaten weniger erfasst als 2009. Im Grenzbereich zur Tschechischen Republik hat die allgemeine Kriminalität um 133 Fälle (+ 1,5 Prozent) und entlang der polnischen Grenze um 1.276 Fälle (+ 11,8 Prozent) zugenommen.

Schwerpunkte der Kriminalitätsentwicklung

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Ein Schwerpunkt der Kriminalität 2010 waren Vermögens- und Fälschungsdelikte (+ 7.062). Betrug erwies sich mit einem Anteil von 83,5 Prozent erneut als dominierende Form der Vermögens- und Fälschungsdelikte. Hier wurden 52.367 Fälle gezählt. Das entspricht einem Anstieg von 14,2 Prozent gegenüber 2009 (+ 6.523). Insbesondere wurden mehr Fälle von sonstigem Leistungsbetrug, Waren- und Warenkreditbetrug, Erschleichen von Leistungen und Leistungsbetrug registriert.

Im Phänomenbereich Computerkriminalität weist die Statistik eine Zunahme von 15 Prozent aus (+ 372 Fälle). Insgesamt gab es 2.858 Fälle. Ein Großteil dieser Zunahmen resultiert aus den gestiegenen Phishing-Attacken, also dem „Abfischen“ sicherheitsrelevanter Daten (z.B. Passwörter, PINs) von Computern und deren missbräuchliche Verwendung (beispielsweise Geldtransfers mit ausgespähten Bankdaten). 592 derartige Fälle wurden registriert. Das sind 421 Straftaten mehr als im Vorjahr. Parallel dazu erhöhte sich dadurch die Schadenssumme auf 2,94 Mio. Euro. Im Jahr 2009 betrug der Schaden noch 813.316 Euro.

Zugenommen haben Straftaten, bei denen das Tatmittel Internet genutzt wird. 2010 waren es 10.926 Fälle. Das waren 3.540 Fälle mehr als im Jahr zuvor (2009: 7.386 Fälle) und eine Steigerung um 47,9 Prozent.

Diebstahlkriminalität

Hier wurde eine 4,4-prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr registriert. Über die Hälfte (51,9 Prozent) der insgesamt 114.080 Diebstahldelikte wurden unter erschwerenden Umständen begangen.
Es wurden insgesamt mehr Kraftwagen (+ 229 Fälle) gestohlen. Gestiegen sind auch die Fälle von Buntmetalldiebstahl (+ 1.662). Zudem gab es mehr Einbrüche in Wohnungen (+ 732 Fälle auf 5.847), Boden und Keller (+ 2.297 Fälle auf 10.556) sowie auf Baustellen (+ 467 Fälle auf 2.297).
Weniger Straftaten als 2009 gab es bei

  • Diebstahl in/aus Kraftfahrzeugen: - 452 auf 9.524 Fälle
  • Diebstahl von/aus Automaten: - 185 auf 844 Fälle
  • Diebstahl in/aus Gaststätten/Kantinen/Hotels/Pensionen: - 149 auf 2.586 Fälle

Kraftwagendiebstähle

Die Zahl der Diebstähle von Kraftwagen stieg im Jahr 2010 an. Mit 5,9 Prozent (+229 Fälle) fiel der Anstieg deutlich geringer aus als im Vorjahr (2009 waren es + 32,0 Prozent = 937 Fälle). Im Vergleich ergibt sich für Sachsen folgendes Bild:
Im Jahr 2010 wurden 4.091 Fälle von Kraftwagendiebstahl registriert. (2009: 3.862 Fälle). Darunter waren 1.223 strafbare Versuche (2009: 1.152 Fälle).

Mehr als die Hälfte der Diebstähle von Kraftwagen in Sachsen ereigneten sich in den Gemeinden mit 100.000 und mehr Einwohnern. Am meisten betroffen waren im Jahr 2010 die Stadt Dresden mit 1.081 Fällen (2009: 893 Fälle), die Stadt Leipzig mit 818 Fällen (2009: 682 Fälle) und an dritter Stelle die Stadt Chemnitz mit 257 Fällen (2009: 293 Fälle).

In direkter Grenznähe wurden 2010 mit insgesamt 546 Fällen 91 Straftaten weniger erfasst als 2009.

Buntmetalldiebstahl

Im vergangenen Jahr musste die Polizei einen starken Anstieg von Buntmetalldiebstählen verzeichnen. Wurden im Tatzeitraum 2009 1.141 Diebstähle gezählt, waren es im Jahr 2010 bereits 2.803 Fälle. Die Schadensumme stieg in diesen beiden Jahren von 2.897.055 Euro auf 5.103.226 Euro. Besonders betroffen war die Stadt Leipzig mit 560 Fällen, gefolgt vom Landkreis Görlitz mit 487 Fällen und der Stadt Chemnitz mit 408 Fällen.

Die negativen Rekordzahlen aus dem Jahr 2008 (4.140 Fälle) sind zwar noch nicht erreicht. Um aber diesem Brennpunkt in Sachsen schnell entgegenzuwirken, wurde unter Leitung der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien dieses Jahr eine Sonderkommission Metall gebildet.

Gewaltkriminalität/Straßenkriminalität

Mit 30.860 Fällen fiel etwa jedes neunte registrierte Delikt in die Gruppe der Rohheitsdelikte/Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Insgesamt wurden 311 Fälle weniger erfasst als im Vorjahreszeitraum (- 1,0 Prozent). Die Zahl der Raubdelikte sank im Berichtsjahr auf 1.944 (- 133 Fälle = 6,4 Prozent weniger). Ebenso fiel die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen auf 4.725 (- 233 Fälle = 4,7 Prozent weniger) und die der Nachstellung/Freiheitsberaubung/Nötigung/Bedrohung auf 9.175 (- 219 Fälle = 2,3 Prozent weniger).

Die unter Gewaltkriminalität zusammengefassten Delikte gingen 2010 weiter zurück. Vergangenes Jahr wurden im Freistaat Sachsen 6.896 solcher Straftaten registriert. Bei Gewaltdelikten konnten in drei von vier Fällen (75,8 Prozent) die Tatverdächtigen ermittelt werden.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nehmen im Kriminalitätsspektrum alljährlich weniger als ein Prozent ein. Die Gesamtzahl der registrierten Delikte verringerte sich 2010 um 14,8 Prozent (- 364 Fälle auf 2.099).

Jugendkriminalität

Die Entwicklung der Jugendkriminalität zeigt, wie schon in der Vorjahresstatistik, eine fallende Tendenz. Die Gesamtzahl tatverdächtiger Jugendlicher sank um 311 auf 7.723 Delikte (- 3,9 Prozent). Im Zusammenhang mit Gewaltkriminalität wurden 900 Jugendliche ermittelt, 162 weniger als 2009.

Als Tatverdächtige zu Straßenkriminalität registrierte die Polizei 2.011 Jugendliche, 332 weniger als im Jahr zuvor. Damit trat statistisch etwa jeder neunte Tatverdächtige im Alter von 14 bis unter 18 Jahren mit einer Gewaltstraftat und jeder vierte mit einem Delikt der Straßenkriminalität in Erscheinung.

Rauschgiftkriminalität

Die Zahl der Rauschgiftdelikte erhöhte sich im letzten Jahr um 15 Prozent auf 7.043 (2009: 6.123 Fälle). Dabei stellten allgemeine Verstöße im Zusammenhang mit Cannabis und dessen Zubereitungen mit 2.585 Fällen, neben Verstößen mit Amphetaminen/Metamphetaminen mit 2.246 Fällen weiterhin den Hauptteil dar. Im Jahr 2010 wurden im Freistaat Sachsen insgesamt 24 Rauschgifttote registriert, doppelt so viel wie 2009.

Kriminalität an der sächsischen Außengrenze

Die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasste 2010 entlang der sächsischen Außengrenze insgesamt 22.117 Delikte, 1.616 Fälle bzw. 7,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der ausländerspezifischen Delikte (Verstöße gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz/EU) hat um 207 Fälle zugenommen. Die allgemeine Kriminalität stieg um 1.409 Fälle.

In den 44 grenznahen Gemeinden zur Tschechischen Republik wurden insgesamt 9.188 allgemeine Straftaten registriert, 133 mehr als 2009 (+ 1,5 Prozent). In den sieben Gemeinden entlang der polnischen Grenze waren es 12.117 Fälle, 1.276 mehr als im Vorjahr (+ 11,8 Prozent).

Die durchschnittliche Aufklärungsquote der allgemeinen Kriminalität stieg in den Grenzgemeinden zu Tschechien von 56,1 Prozent auf 60,1 Prozent. In den Grenzgemeinden zu Polen nahm sie von 56,8 Prozent auf 60,0 Prozent zu.

An der Grenze zu Polen wurden 295 Kraftwagen gestohlen. Das sind 103 Fahrzeuge weniger als 2009. An der Grenze zu Tschechien waren es 251 Kraftwagen. Das entspricht 12 mehr als im Jahr 2009.

Politisch motivierte Kriminalität

Bei der politisch motivierten Kriminalität (PMK) gab es im Jahr 2010 mit 2.528 Fällen gegenüber dem Vorjahr (2.706 Fälle) insgesamt einen Rückgang um 6,5 Prozent.

Im Teilbereich der politisch motivierten Gewaltdelikte war jedoch ein Anstieg festzustellen. 180 Fällen im Jahr 2009 stehen für 2010 241 Fälle gegenüber.

Der Rückgang der PMK insgesamt resultiert wesentlich aus einem gesunkenen Straftatenaufkommen im Phänomenbereich PMK -rechts-. Gegenüber 1.972 Fällen im Vorjahr registrierte die Polizei im Jahr 2010 1.809 Fälle. Diese rückläufige Tendenz wird wesentlich durch die geringere Anzahl von Propagandadelikten (2009: 1.374 Fälle, 2010: 1.260 Fälle) bestimmt. Einen Anstieg gab es bei den Fällen rechter Gewalt (+ 14 auf 98 Fälle).

Im Bereich der PMK -links- wurden nach 513 Delikten im Vorjahr nunmehr 563 Fälle verzeichnet. Darunter waren 130 Gewaltdelikte (2009: 89), die den Hauptteil des Anstiegs der politisch motivierten Gewalt insgesamt ausmachten.

Das Aufkommen politisch motivierter Ausländerkriminalität bewegte sich mit vier Fällen wie in den Vorjahren auf vergleichsweise niedrigem Niveau (2009:10).

Der Anteil fremdenfeindlicher Straftaten lag im Berichtszeitraum mit insgesamt 125 Fällen auf dem Niveau des Vorjahres (2009: 123). Gleiches gilt auch für die antisemitischen Straftaten (2009: 111 Fälle, 2010: 107 Fälle).


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium des Innern

Ansprechpartner Martin Strunden
Telefon: +49 351 564 30400
Telefax: +49 351 564 30409
E-Mail: presse@smi.sachsen.de
zurück zum Seitenanfang