Rede des Ministerpräsidenten zu seinem Neujahrsempfang am 18. Januar

18.01.2012, 15:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Achtung: Es gilt das gesprochene Wort!

„Herzlich willkommen im Festspielhaus Hellerau! Und damit an einem Ort, der seit gut 100 Jahren ein Zukunftslabor ist. Ein Ort, an dem einige der besten Köpfe ihrer Zeit nachgedacht haben über menschengemäßes Wohnen und Arbeiten, oder etwas abstrakter: über das gute Leben in der guten Gesellschaft.

Herr Jaenicke, ich danke Ihnen, dass wir heute bei Ihnen zu Gast sein dürfen. Und ich begrüße Sie alle sehr herzlich in diesem geschichtsträchtigen Haus, allen voran den Landtagspräsidenten, Herrn Dr. Matthias Rößler, die Präsidentin des Sächsischen Verfassungsgerichtshofs, Frau Birgit Munz, die Damen und Herren Abgeordneten, meine Kabinettskollegen sowie den Ersten Bürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Herrn Dirk Hilbert,

weiterhin: alle Präsidenten, die Vertreter der Kirchen, der Bundeswehr, der Gewerkschaften, der Kammern und Verbände, sowie die anwesenden Geschäftsführer von Unternehmen hier in Sachsen.

Ganz besonders begrüße ich die Ehrengäste, die wir passend zum Motto "Junge Kunst in Sachsen" eingeladen haben.

Darunter sind eine große Anzahl junger Gäste wie zum Beispiel Meisterschüler der sächsischen Hochschulen, Stipendiaten und Preisträger verschiedener künstlerischer Wettbewerbe.

Ein herzliches Willkommen gilt auch den Gästen, die sich für Kunst und Kultur beruflich oder ehrenamtlich engagieren.

Meine Damen und Herren,

dieser Fokus auf Kunst und Kultur hat gute Gründe. Mit dem Festspielhaus als Veranstaltungsort ist darauf bereits ein Hinweis gegeben:

Hier in Hellerau entstand mit dem modernen Tanz, mit der Gartenstadt und den Werkstätten ein Gegenentwurf zur damaligen städtischen und ständischen Gesellschaft.

Diese Haltung zur Kunst ist heute noch aktuell. Ich darf dazu die Leipziger Schriftstellerin Angela Krauß zitieren:

‚Eine souveräne, an selbstbewussten freien Mitgliedern interessierte Gesellschaft leistet sich Kunst als beständige Infragestellung. Das bedeutet Standortvorteil.’ Zitat Ende.

Ich glaube, den meisten unter uns ist klar, was damit gemeint ist: Dinge nicht als gegeben hinzunehmen, sondern immer zu fragen: Wie können wir es anders und vor allem noch besser machen?

Da ist man dann sehr schnell bei den Tüftlern und Erfindern, den Ingenieuren und Wissenschaftlern, die für Sachsen so typisch sind. Sie standen im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs 2011.

In diesem Jahr sind junge Künstler die Stars.

Junge Menschen, die Vertrautes in neuem Licht sehen. Altbekanntem neuen Ausdruck geben. Sich mit ihrer Kunst an der Wirklichkeit reiben, um letztlich auch eine gesellschaftliche Debatte anzustoßen.

Das ist für unsere Gemeinschaft genauso wichtig wie die Arbeit der Wissenschaftler im Labor und ihre Umsetzung durch Ingenieure und Arbeiter in der Fabrik.

Denn, wie der Kulturwissenschaftler Hermann Glaser einmal schrieb:

‚Eine humane Gesellschaft kann nur entstehen, wenn die Konstruktionspläne für eine bessere Zukunft im offenen Wettbewerb der Ideen, im steten Diskurs entwickelt und vielerorts mit Hilfe experimenteller Modelle, die ein Stück Zukunft mit aufklären helfen, realisiert werden.’ Zitat Ende.

Anders ausgedrückt: Künstler mobilisieren die Energie, die im utopischen Denken, im Denken in Alternativen steckt.

Von dieser Energie kann eine Gesellschaft, die sich ökonomisch als Wissensgesellschaft begreift, nie genug haben.

Deswegen fördert die Sächsische Staatsregierung nicht nur die Ingenieur- und Naturwissenschaften oder den Technologietransfer vom Labor in die Fabrik, sondern auch die Künste.

Sachsen liegt bei den Kulturausgaben pro Kopf an der Spitze der deutschen Flächenländer. Dafür haben wir uns bewusst entschieden. Weil Kunst die Tradition der Innovation pflegt, die unser Land prägt.

Weil die Kunst nicht nur der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, sondern auch dem Einzelnen hilft, seine Identität zu entwickeln, seine inneren Ressourcen zu entfalten.

Weil Kunst das Schöne der rauen Wirklichkeit gegenüberstellt und unserer Gesellschaft ein freundlicheres Antlitz verleiht.

Weil die Kunst frei ist – und Künstler deshalb in Diskussionen, die von vermeintlichen Sachzwängen und Alternativlosigkeit geprägt sind, eine ganz andere Perspektive einbringen können.

Kurzum: Weil das Kulturland Sachsen ein Brutkasten für neue Ideen, Trends und Bewegungen ist und auch in Zukunft sein soll.

Vielleicht wird ja heute, im ungezwungenen Gespräch, die eine oder andere neue Idee geboren.

Vielleicht beteiligen Sie sich in diesem Jahr mit Ihren Ideen bei der Dialogplattform der Sächsischen Staatsregierung, die wir Ihnen nebenan vorstellen.

Da fragen wir zum Beispiel: Was können wir tun, damit junge Leute nicht zu Extremisten werden, und wie holen wir sie wieder aus dieser Szene raus? Wie bleibt Sachsen ein weltoffenes und tolerantes Land? Was würden Sie tun, um das Image Sachsens zu verbessern?

Eine Menge Kreativität ist auch gefragt, wenn es um die Gestaltung des demografischen Wandels geht.

In vielen Städten und Dörfern sind engagierte Bürger dabei, sich zu überlegen, wie ihr Heimatort an Lebensqualität gewinnt, gerade für die wachsende Zahl älterer Bürger. Unsere Aufgabe als Staatsregierung ist es dabei, die Verwirklichung von sozialen Innovationen zu ermöglichen.

Nicht zuletzt ist das kreative Potenzial in Sachsen für unsere Unternehmen wichtig. Denn sie alle fragen sich, wo die Märkte der Zukunft liegen und was sie tun können, um sie als erste zu erobern. Dabei ist unorthodoxes Denken gefragt und die Bereitschaft, Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen.

Nicht zu vergessen: Sich künstlerisch auszudrücken, zu musizieren, zu tanzen, zu schreiben, ist eine wunderbare Sache – und es macht auch dem Publikum Freude, wie die Musik, welche die Band Muzzy Mystery für uns heute Abend spielt.

Kurzum: Die Kunst bereichert unser Leben und unser Land.

Meine Damen und Herren,

ich wünsche Ihnen, dass Sie sich heute Abend inspirieren lassen, um dann mit guten Ideen und entschlossenen Taten unser Land zu voranzubringen.

Ihnen allen wünsche ich ein glückliches, erfolgreiches und kreatives Jahr 2012!“


Kontakt

Sächsische Staatskanzlei

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de
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