Ministerpräsident Tillich überreicht den Verdienstorden des Freistaates Sachsen
09.11.2012, 13:06 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Dresden (09. November 2012) - Ministerpräsident Stanislaw Tillich überreicht am 13. November 2012 sieben Bürgerinnen und Bürgern den Sächsischen Verdienstorden. Mit dieser Auszeichnung ehrt der Freistaat Sachsen Menschen, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben. Sie ist die höchste staatliche Auszeichnung des Freistaates Sachsen.
Die Auszeichnung findet um 14:00 Uhr in der Fürstengalerie des Dresdner Residenzschlosses, Taschenberg 2, 01067 Dresden (Eingang Bärengarten bzw. Grünes Gewölbe) statt.
Medienvertreter sind zu diesem Termin herzlich eingeladen.
Ausgezeichnet werden:
Heinz-Joachim Aris, Dresden
Mit seinem großen ehrenamtlichen Engagement in der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, in der Dresdner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, als Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden sowie im Zentralrat der Juden in Deutschland verhalf Heinz-Joachim Aris dem jüdischen Leben in Sachsen zu neuer Blüte. Er ist zugleich ein überzeugender Botschafter unseres weltoffenen Sachsens. In dieser Funktion wurde er in wichtige ehrenamtliche Ämter berufen, die er zum Teil bis heute bekleidet. Dazu gehörte unter anderem die Mitgliedschaft im Rundfunkrates des Mitteldeutschen Rundfunks. Gemeinsam mit katholischen und evangelischen Christen etablierte Heinz-Joachim Aris im Arbeitskreis „Begegnung mit dem Judentum“ den jüdisch-christlichen Dialog in Dresden. Eine wichtige Rolle spielte er beim Neubau der Dresdner Synagoge, der Synagoge in Chemnitz, dem Jüdischen Gemeindezentrum in Leipzig, sowie dem Umbau der Synagoge in Görlitz. Herr Aris kümmerte sich darum, dass neue Mitglieder der Jüdischen Gemeinden, die vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion stammten, in Sachsen eine gute neue Heimat fanden. Außerordentlich ehrenswert ist sein Engagement für die Würdigung der Opfer der Diktatur des Nationalsozialismus und seine Solidarität mit allen Opfern politischer Gewaltherrschaft. Insbesondere sein Wirken zur Schlichtung des „Sächsischen Gedenkstättenstreits“ hat maßgeblich zur Entschärfung dieses Konfliktes beigetragen.
Ilse Blochwitz, Radeberg OT Großerkmannsdorf
Fast vierzig Jahre lang unterrichtete Ilse Blochwitz als Geographielehrerin an der Polytechnischen Oberschule Großerkmannsdorf und am Humboldt-Gymnasium in Radeberg. Parallel dazu begeisterte sie auch außerhalb des Unterrichtes Kinder und Jugendliche für Heimatkunde, Geschichte sowie für den Schutz von Natur und Umwelt.
Als Vorsitzende des Heimatvereins organisierte sie die monatliche „Heimatstube“ und leistete einen wertvollen Beitrag zur Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Heimatort. Darüber hinaus engagierte sie sich besonders bei der Ortsgestaltung, beim Aufbau der Ortschronik und beim jährlichen Umwelttag. Der Heimatverein Großerkmannsdorf e. V. wurde unter dem Vorsitz von Ilse Blochwitz im Jahr 2002 von der Landrätin des damaligen Landkreises Kamenz für das Gesamtschaffen „Ausstellungen, Vortrags- und Museumstätigkeit in der Heimatstube sowie Bau- und Pflege von Wander- und Schutzhütten, Beschilderung von Wanderwegen und Tätigkeit im Umweltschutz“ geehrt. Von der Stadt Radeberg erhielt sie die Ehrenurkunde. Für ihre unermüdliche Arbeit im Dienste des Heimatvereins wurde Ilse Blochwitz darüber hinaus im Jahr 2008 mit dem „Joker im Ehrenamt“ ausgezeichnet.
Dr. Matthias Czech, Dresden
Dr. Czech war 1990 Initiator und Gründungsmitglied des Arbeiter-Samariter-Bundes Ortsverband Neustadt und ist seit 1992 dessen Vorsitzender. Seit 1990 ist er Mitglied und seit 2007 Vorsitzender des Landesvorstandes. Er trägt die Verantwortung für 14 Orts-, Kreis- und Regionalverbände im Freistaat. Unter seinem Vorsitz entwickelte sich der Landesverband des ASB in den letzten Jahren zu einer verlässlichen und starken Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation. Zusätzlich ist er in der Landesärztekammer Sachsen ehrenamtlich organisiert. Als hauptberuflicher Leiter der Klinik für Innere Medizin der Asklepios Klinik in Radeberg half Dr. Czech am Loyola-Gymnasium in Prizren im Kosovo gemeinsam mit dem ASB Neustadt beim Aufbau eines Schulsanitätsdienstes. Er gehört damit zu den engagierten Sachsen, denen nicht nur ihre Heimat wichtig ist, sondern auch das Wohlergehen von Menschen in weniger privilegierten Teilen der Welt. Seine langjährige ehrenamtliche Arbeit ist ein wichtiger Beitrag zur ausgezeichneten gesundheitlichen Versorgung der Menschen in Sachsen.
Manfred Feiler, Plauen
Manfred Feiler bewahrte sich mit großer Aufrichtigkeit und Standfestigkeit während der beiden Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts sein künstlerisches Schaffen und erwarb sich damit außerordentliche Verdienste um die sächsische Kunst und die demokratische Entwicklung in seiner Heimat. Sehr früh fand er zur Kunst, wurde aber lange Zeit in ihrer Ausübung eingeschränkt. Trotz aller Widrigkeiten gründete er nach Ende des Zweiten Weltkriegs gemeinsam mit seiner Frau den Kulturbund in Plauen. Diese Heimatverbundenheit blieb stets eine feste Konstante. Heute gelten er und seine Kunst als „Botschafter des Vogtlandes“. Auch sein künstlerisches Schaffen in der DDR war von großen Schwierigkeiten begleitet: 1961 wurde er als „prowestlicher Schmierfink“ diffamiert und ins gesellschaftliche Aus gestellt. Die ihm gebührende öffentliche Anerkennung in Deutschland, Europa und auch Amerika wurde ihm erst nach der Friedlichen Revolution zuteil. Manfred Feiler blieb aber nicht nur sich selbst, seiner Heimat und seiner Kunst treu. Zu keiner Zeit ließ er sich vereinnahmen, was seine Werke zu einer Art ungefiltertem „Zeitenspiegel“ machen. Sein künstlerisches Wissen und seine Lebenserfahrungen gab er stets gern an die junge Künstlergeneration weiter. Außerdem stiftete er immer wieder eigene Werke für wohltätige Versteigerungen.
Prof. Dr. Werner Hufenbach, Dresden
Prof. Dr. Werner Hufenbach leistete einen großen Beitrag beim Kompetenzaufbau und der Etablierung des Leichtbaus in Sachsen. Seine Aktivitäten haben seit Jahren eine Leuchtturmfunktion und strahlen breit in Wissenschaft und Wirtschaft aus. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik an der TU Dresden entwickelte er ein Leichtbau-Chassis für einen Sportwagen mit Elektroantrieb. So legte er den Grundstein für das Leichtbau-Zentrum Sachsen und damit auch für eine exklusive Forschungs-Kooperation mit Porsche. Seine Forschung und Lehre war ein wichtiger Meilenstein für die TU Dresden auf dem Weg zur Exzellenzuniversität. Die frühe Einbindung von Studierenden in zukunftsträchtige Forschungsprojekte führte zur Heranbildung kreativer Absolventen mit hoher Interdisziplinarität und hohem Praxisbezug. Werner Hufenbach hat mit seinem Wirken den Wissenschafts- und Forschungsstandort Sachsen ganz erheblich bereichert. Mit dem von ihm initiierten und jährlich durchgeführten „Dresdner Leichtbausymposium“ lockte er führende Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten regelmäßig zum Branchentreff nach Sachsen. Zudem nutzte Werner Hufenbach seine Mitgliedschaft und sein Mitwirken in nationalen und internationalen Gremien, Kommissionen und Institutionen erfolgreich für sächsische Standortwerbung.
Prof. Dr.-Ing. Werner Neubauer, Wolfsburg
Prof. Werner Neubauer hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der VW-Konzern heute in der Motorenentwicklung auf Sachsen setzt. Als Markenvorstand und Generalbevollmächtigter für den Bereich „Komponente“ erreichte er, dass die Komponenten-Leitung und die globale Typführerschaft für die neue Motorengeneration im Konzernverbund bei der Volkswagen Motorenwerke GmbH in Chemnitz liegt.
Prof. Neubauer setzte sich intensiv für die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein. Mit Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen und der Fraunhofer Gesellschaft wurden zahlreiche Forschungsprojekte realisiert. Mit wissenschaftlichen Vorträgen an der TU Chemnitz vermittelte er jungen Studierenden und Lehrenden die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse in der Automobilproduktion.
Zudem war er als Ratgeber bei der Errichtung des Studiengangs Automobilproduktion und des Lehrstuhls für Alternative Fahrzeugantriebe an der TU Chemnitz beteiligt. Weiterhin unterstützte Werner Neubauer maßgeblich die Entwicklung innovativer Produktionstechnologien für neue Karosseriestrukturen und Antriebskonzepte bei der Elektromobilität. Bei allen wichtigen wirtschaftlichen Aspekten spielten für Werner Neubauer auch soziale Belange, wie beispielsweise ein gutes Arbeitsklima durch ausgewogene Mitarbeiterführung eine große Rolle.
Christa Peterson, Memmingen
Mit atemberaubender Geschwindigkeit hat Christa Peterson 1995 den Aufbau der „Dresden International School“ (DIS) betrieben. Als Vorsitzende des Vereins „Internationale Schule Dresden“ vollbrachte sie ein kleines Wunder. Knapp sieben Monate nach der Idee startete die Schule mit vier Lehrern und 13 Kindern. Ohne die Kompetenz und das Engagement von Christa Peterson wäre die Gründung nicht in diesem Tempo gelungen. Bis heute ist die Schule ein wichtiger Standortfaktor für Dresden. Dieses Engagement allein ist beeindruckend, doch darüber hinaus setzte sie sich ehrenamtlich in der Vertretung ihres Berufsstandes – der Steuerberater – ein.
Zusätzlich engagiert sie sich für die Belange älterer Menschen in unserer Gesellschaft. Während ihrer Präsidentschaft des Lions Club „Käthe Kollwitz“ unterstützte sie besonders das „Deutsche Sozialwerk e.V. – Gruppe Dresden“. Es widmet sich der individuellen Betreuung älterer Menschen und bietet diesen umfangreiche kulturelle Angebote.
Viel Zeit floss auch in ihr Mitwirken in verschiedenen Funktionen bei der Bürgerstiftung Dresden, im Verein „Sachsen helfen e. V.“ und im Neuen Sächsischen Kunstverein e.V. Solch ein breites Engagement für Sachsen und die Menschen, die hier leben, ist außergewöhnlich.
Hintergrundinformationen zum Verdienstorden des Freistaates Sachsen.
Der Sächsische Verdienstorden wurde 1996 gestiftet und am 27. Oktober 1997 erstmals verliehen. Ihn können in- und ausländische Persönlichkeiten erhalten, die sich um den Freistaat Sachsen und seine Bevölkerung besonders verdient gemacht haben. Außerordentliche Leistungen über einen längeren Zeitraum oder eine ganz außergewöhnliche Einzeltat sind Kriterien für eine Verleihung. Insgesamt darf die Zahl der lebenden Ordensträger 500 nicht überschreiten. Bisher wurde der Sächsische Verdienstorden 236 Mal verliehen.