25 Jahre Braunkohlesanierung – Sächsische Seenlandschaften laden zum Baden ein
21.08.2015, 10:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Nach einer kurzen Abkühlung meldet sich der Sommer am kommenden Wochenende zurück. Ein gute Gelegenheit, um zum Ferienabschluss noch einmal in den Genuss der sächsischen Seenlandschaften in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier zu kommen. Wo einst Bagger auf der Suche nach Braunkohle tiefe Furchen gruben und eine „Mondlandschaft“ hinterließen, entsteht seit 1991 Schritt für Schritt Europas größte Seenlandschaft mit einem wachsendem Freizeit- und Naturwert sowie moderne Standorte für Industrie und Gewerbe. Seit der Stilllegung des größten Teils der Braunkohlentagebaue im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier erleben die betroffenen Regionen einen tiefgreifenden Umbruch. Von 1991 bis heute haben der Bund und der Freistaat Sachsen rund 4 Milliarden Euro in die Braunkohlesanierung der sächsischen Reviere investiert, davon entfallen rund 526 Millionen Euro auf den sächsischen Landeshaushalt.
„Die Braunkohlesanierung schafft wichtige Potenziale für die Zukunft und ist Voraussetzung für Umstrukturierung und Gesundung der Bergbauregionen. Das Leipziger Neuseenland hat in den letzten Jahren ebenso wie das Lausitzer Seenland stark an Attraktivität gewonnen. Das verdanken wir neben dem Bergbausanierer Lausitzer- und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) nicht zuletzt auch den Kommunen, regionalen Wirtschaftsakteuren und dem Engagement der privaten Investoren“, so Wirtschaftsminister Martin Dulig. „Unsere Aufgabe als Staatsregierung ist es, die Regionen weiter zu unterstützen, z.B. bei der Vernetzung der Wasserreviere, beim Ausbau der Infrastruktur oder indem wir praktikable Rahmenbedingungen für die Betreiber vor Ort schaffen.“
Mitteldeutschland und die Lausitz sind heute Europas größte Landschaftsbaustellen. Insgesamt wurden 40.000 Hektar Öd- bzw. Kippenflächen und 1.200 Kilometer Böschungen, davon 420 Kilometer gekippte, setzungsfließgefährdete Böschungen, und 1.230 Altlastverdachtsflächen saniert und gesichert. Die Wiedernutzbarmachung der ehemaligen Betriebsflächen erfolgt durch die LMBV als Bergbauunternehmen und Projektträgerin. Die einst zahlreichen Tagebaurestlöcher sind attraktiven Freizeit- und Erholungslandschaften gewichen. Jeder der entstehenden Seen hat dabei seine ganz eigene Spezifik.
- Leipziger Neuseenland und Nordraum Leipzig
Die neuen sächsischen Seenlandschaften in Mitteldeutschland umfassen zwölf größere Bergbaufolgeseen. Cospudener, Markkleeeberger und Störmthaler See südlich von Leipzig sowie der Schladitzer See nördlich von Leipzig sind bereits heute anerkannte Standorte für Freizeit, Erholung, Tourismus und Wassersport. Seepromenaden, Strände, Restaurants und zahlreiche Wassersportangebote haben diese Seen bereits zu beliebten überregionalen Anziehungspunkten werden lassen.
Erst Anfang Mai dieses Jahres wurde der Zwenkauer See im Südraum Leipzigs eröffnet. Bis zum Jahr 1999 wurde im Tagebau Zwenkau Braunkohle abgebaut. Der vollständig geflutete See wird eine Wasserfläche von 970 Hektar haben und ist damit das größte Gewässer im Leipziger Neuseenland. Während sich der Nordstrand noch in der Planungsphase befindet, herrscht im Mittelteil des Südstrandes, also im Norden Zwenkaus - Kap Zwenkau genannt -, schon rege Bautätigkeit. Hier entsteht neben einem großen Hafengelände ein neuer Stadtteil Zwenkaus mit Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten.
Der im Restloch des ehemaligen Tagebaus Breitenfeld entstandene Schladitzer See, südöstlich des Werbeliner Sees gelegen, ist seit seiner Freigabe 2003 als Badesee mit bester Wasserqualität etabliert. Der Endwasserstand des Schladitzer Sees ist erreicht. Seine Fläche beträgt 220 Hektar. Ob Wind- oder Kitesurfen, Katamaran- oder Jollesegeln – der „Sportstrand“ am Schladitzer See bietet Wassersportfreunden ein breites Angebot. Am Wolteritzer Strand und an der Badestelle Hayna geht es dagegen etwas ruhiger zu.
2014 zählte der Tourismusverein Leipziger Neuseenland e.V. rund 673.300 Übernachtungen – ein Plus 3,5 Prozent gegenüber 2012. „Die neue Seenlandschaft entwickelt sich damit zunehmend zu einem bedeutenden Standbein des sächsischen Tourismus“, so Wirtschaftsminister Dulig. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) wurden in den Gemeinden des Tourismusvereins Leipziger Neuseenland e.V. zwischen 1999 und 2014 insgesamt 33 Investitionsvorhaben in die touristische Infrastruktur und von Tourismusbetrieben gefördert.
- Lausitzer Seenland
Ein Kernelement der Sanierung stellt das entstehende Lausitzer Seenland dar. Eine Vielzahl neuer Seen mit einer Gesamtwasserfläche von 14.000 Hektar entsteht hier. Im Herzen des Lausitzer Seenlandes, rund 150 km südlich von Berlin und 60 km nordöstlich von Dresden, liegt der Geierswalder See. Nach dem Senftenberger See war der Geierswalder See der erste touristisch nutzbare See der neuen Lausitzer Seenkette. Mit einer Fläche von 620 Hektar ist der Geierswalder See einer der am weitesten entwickelten und wassersportlich genutzten Seen im Lausitzer Seenland bei Hoyerswerda.
Mit einer Fläche von 13 km² ist der Bärwalder See der größte See Sachsens. Die vorhandenen Möglichkeiten zu sportlichen Aktivitäten werden vor allen von den Wassersportlern wie Segler und Surfer genutzt. Besonders durch den Bau eines Hafens am Klittener Ufer sowie den Schiffsanlegestellen in Boxberg/O.L. und Uhyst finden Liebhaber des Segelsports ideale Bedingungen am See vor.
Im gesamten Lausitzer Seenland konnten 2014 rund 503.400 Übernachtungen gezählt werden – ca. 110.800 davon im sächsischen Gebiet. Zwischen 1999 und 2014 wurden im Lausitzer Seenland mit GRW-Mitteln 26 Investitionsvorhaben in die touristische Infrastruktur und von Tourismusbetrieben gefördert. Dulig: „Vor allem für die im strukturellen Umbruch befindliche Lausitz ist der Tourismus wichtig für die Zukunft der Region und seine Arbeitsplätze.“
- Kommende Aufgaben
Da die bergtechnische Sanierung weitestgehend abgeschlossen ist und die Tagebauseen noch in diesem Jahr bis auf wenige Ausnahmen geflutet sein werden, konzentrieren sich die Aktivitäten auf die so genannte Gewässernachsorge. Hierbei geht es darum, die Gewässerqualität der Tagebauseen langfristig zu beobachten und im Bedarfsfall zu beeinflussen. Ebenso ist die Stabilität der Gewässerböschungen zu überwachen und zu gewährleisten. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt wird sich zukünftig aus dem Grundwasserwiederanstieg ergeben. Hier gilt es, sowohl die Vernässung von Gebäuden zu verhindern, als auch gefährdete Kippenflächen zu sichern. Aktuelle Daten zur Seefläche, zum Seevolumen, dem Einstaubeginn, dem Beginn und dem Ende der Flutung, der maximalen Wassertiefe, zum Endwasserstand und zum derzeitigen Wasserstand finden Sie auf den Internetseiten der LMBV.