Sächsische Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange würdigt Arbeit des Kuratoriums Gedenkstätte Sonnenstein e.V. anlässlich des 25-jährigen Bestehens
04.06.2016, 15:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
„Die Vergewisserung unserer humanitären Grundsätze geschieht – wie die Gegenwart zeigt – immer wieder auch durch unsere Haltung gegenüber erfahrener Unmenschlichkeit und gegenüber verübtem Unrecht. Das Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein hat sich vor 25 Jahren genau aus diesem Wissen heraus gegründet und sich erfolgreich einer dauerhaften Aufgabe gestellt, die auch in den kommenden Jahren erfüllt werden muss: an die Opfer der nationalsozialsozialistischen Verbrechen in Pirna Sonnenstein zu erinnern und bei den Lebenden gegen das Vergessen anzukämpfen“, sagte die sächsische Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange beim heutigen Festakt anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Kuratoriums Gedenkstätte Sonnenstein e.V.
In ihrer Rede erinnerte die Ministerin daran, dass die Morde an den Schwächsten und Hilflosesten im offiziellen Gedenken der DDR kaum einen Platz hatten und sich in den 1980er Jahren immer mehr Menschen nicht mehr mit offiziellen Gedenkritualen identifizieren wollten. Am 3. Juni 1991 gründeten 18 Bürgerinnen und Bürger das Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e.V. Noch im Oktober 1991 konnte der Verein ein erstes Konzept zur inhaltlichen Gestaltung und dem Anliegen der künftigen Gedenkstätte vorlegen. Mit einfachsten Mitteln eröffnete das Kuratorium im Herbst 1992 eine kleine Ausstellung in der ehemaligen Sonnensteiner Anstaltskirche, in der die Ergebnisse ihrer ersten Forschungen präsentiert wurden. In den weiteren Jahren, unterstützt mit Fördermitteln des Freistaates, konnten diese Forschungsarbeiten weitergeführt werden. So wurden etwa 10.000 Patientenkarteikarten ausgewertet, Leidenswege durch verschiedene Anstalten nachvollzogen und damit das Schicksal tausender Menschen dem Vergessen entrissen.
Dr. Eva-Maria Stange: „Diese akribische Arbeit des Kuratoriums Gedenkstätte Sonnenstein, für die ich sehr dankbar bin, floss in die Dauerausstellung der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ein. Seit 1999 befindet sich die Gedenkstätte in Trägerschaft der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, am 9. Juni 2000 konnte sie feierlich eröffnet werden. Heute hat sich die von Freistaat und Bund finanzierte Gedenkstätte als Erinnerungsort mit überregionaler Bedeutung etabliert und ist vor allem für sächsische Schülerinnen und Schüler ein wichtiger außerschulischer Lernort.“
In Pirna Sonnenstein wurden durch Nationalsozialisten fast 15 000 Menschen ermordet. In der Zeit zwischen Juni 1940 und August 1941 ließen die Ärzte der zur Tötungsanstalt umfunktionierten einstigen Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein psychisch kranke und geistig behinderte Menschen umbringen. Dafür wurde ein Kellerraum in eine Gaskammer umgerüstet. Zudem starben hier im Sommer 1941 mehr als tausend Häftlinge aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Die heutige Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ist Teil der Stiftung Sächsische Gedenkstätten.